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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1982-2_3/0025
Karl Otto Kaiser ins (ge)rechte Licht gerückt

von Oskar Kramer

„Es gilt kein Prophet im eigenen Vaterland." (Geiler von Kaisersberg.)

Die lieben Mitmenschen kritisieren und urteilen als wenn sie dazu berufen und kompetent
wären. Das Recht dazu leiten sie aus dem Selbstverständnis ihres gesellschaftlichen
Blickfeldes ab. Ob die Schlüsse, die so subjektiv gezogen werden, auch stimmen sei
dahin gestellt. „Es gibt bekanntlich Dinge zwischen Himmel und Erde," die sich ein
Normalbürger nicht erklären kann und „die sich die Schulweisheit nicht träumen läßt."
Daß die Kenntnisse und Meinungen der Kenzinger von und über ihren Mitbürger
HEINRICH OCHSNER aufgewertet werden, wäre dem Buch „Das Maß des Verborgenen
" zu verdanken - wenn es gelesen wird. Im Vorwort dieses Buches, das ein Freundeskreis
aus der Geisteswelt von Ochsner herausgab, werden die Vorurteile der Leute
sehr deutlich genannt, die über ihn umliefen. „Er sei ein Einzelgänger, ein verschrobener
Gelehrter... ein schwerverständlicher Außenseiter, ein sonst Unauffälliger, an dem
man mangels Teilnahme an der allgemeinen Betriebsamkeit vorbeiging" gewesen.

Genau das war es auch, was man hier dem nicht minder verkannten Karl Otto Kaiser
anhing und zuschrieb. Er war und blieb abgestempelt als ein notorischer Außenseiter,
weil sein Verhalten so diametral von der Linie abwich, die dem Bürger wichtig und richtig
erscheint, nämlich, daß Hand- oder Kopfarbeit sichtbare Erfolge vorzeigen muß.
Kaiser hatte große Erfolge, aber sie blieben verborgen, weil er es nicht über sich brachte,
Nutzen daraus zu ziehen.

Was die beiden Privatgelehrten noch unterschied (bei Goethe existent) war bei Ochsner
„Des Lebens ernstes Führen" bei Kaiser „die Lust zu fabulieren".

K O. Kaiser hatte sich einer Wissenschaft verschrieben, der an sich - und noch - das
Prädikat „Pseudo" anhängt, der Astrologie. Daß er es darin zur „einsamen Spitze"
brachte, bezeugt seine Verbindung zu dem berühmten Professor für Parapsychologie an
der Universität Freiburg Dr. Bender, der ihn bei einschlägigen Fällen bevorzugt beizog.

Wohl nicht die Hände, aber der Geist arbeitete Tag und Nacht, besessen von der Faszination
den ewigen Gesetzen nahe zu kommen. Seine profunde Bildung eignete er sich
nicht nur während des Universitätsstudiums an, sondern auch autodidaktisch, was er
bei andern Leuten überhaupt nicht schätzte. Alle Bemühungen und Bestrebungen herkömmlicher
Art mußten ergebnislos bleiben, weil ihn eine angeborene Negation hinderte
, einen ökonomischen Weg zu gehen. Suggestiv, wenn auch ungewollt, ist sein Verhängnis
begründet worden, als man zu dem Knaben sagte: „Aus dir wird im Leben
nichts." Dieses schlimme Wort, das vielleicht nur so daher, dahin geredet wurde, wie
man das ja oft zu Kindern tut, setzte sich fest in seinem Wesen, wurde sein unseliger
Leitstern. Er glaubte schließlich daran, vielleicht weil er daran glauben wollte. Als er die
Astronomie kennenlernte, in der er sich dann wie in seiner Westentasche auskannte,
war der Weg zur Astrologie für ihn zwangsläufig. Hier fand er das Unbegreifliche zum
Anfassen präsent. Und er faßte zu, so ausschließlich, daß alles andere daneben verblaßte
. Hier hoffte er metaphysisch den Zusammenhängen des Seins auf die Spur zu
kommen, auf die Propheten und Philosophen aller Zeiten, von Piaton über Spinoza bis
Heidegger, führten. Von den naturwissenschaftlichen, als auch von den theologischen

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