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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1982-2_4/0006
Die historischen Glocken der Stadt Kenzingen
-Dokumente der Handwerksgeschichte und der Frömmigkeit-

Der Bestand der historischen Glocken in Kenzingen spiegelt in eindrucksvoller Weise die Geschichte
der Handwerkskunst, der Volksfrömmigkeit und nicht zuletzt die der Kriege wieder.
Um diesen sehr uneinheitlichen Glockenbestand in seinem Wert einordnen zu können, ist es notwendig
, sich einen handwerks- und bedeutungsgeschichtlichen Überblick zu verschaffen.

Das Handwerk der Glockengießer ist im Laufe
der Jahrhunderte auffallend konservativ
ausgeübt worden. Dieses betrifft ebenso den
technischen Vorgang des Gusses wie die Gestaltung
der Glocke. So ist das Glockenprofil seit
Ende des 13. Jahrhunderts bis heute nur in sehr
geringem Maße abgewandelt worden, etwa im
15. Jahrhundert bei der stärkeren Betonung der
Haube und des Schlages. Seit der Mitte des 19.
Jahrhunderts wird die paarweise Anordnung der
Kronenbügel aus praktischen Erwägungen zu
Gunsten einer radialen Anordnung aufgegeben;
dadurch ist ein häufigeres Wenden der Glocken
möglich geworden. Der Grund für das Festhalten
an der erprobten Form der Glocken ist mit
Sicherheit in dem diffizielen Verhältnis von
Profil und Klangaufbau zu sehen. Ein Beharren
an gewohnten Gestaltungsmitteln kann auch bei
dem in Süddeutschland schon im 13. Jahrhundert
auftretenden Glockenschmuck festgestellt
werden. Die für die Schulterinschriften verwendeten
Majuskeln werden bis in das 15. Jahrhundert
benutzt, während gotische Minuskeln von
etwa 1400 bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts
in den Inschriften nachzuweisen sind.
Auch die Textvorlagen hat man nur sehr behutsam
vermehrt. So finden das Alphabet, das Zeichen
für den Anfang und das Ende aller Dinge,
die Namen der Evangelisten und der Heiligen
Drei Könige als Patrone gegen das Böse eine
häufige Verwendung. Daneben gibt es Datumsangaben
und Gießersignaturen in den Inschriften
, wie auch die Worte des Verkündigungsengels
.

Kreuzigungsgruppe der sog. Silberglocke, 1714

Vom frühen 14. Jahrhundert an sind auch figurale Reliefs im Glockenschmuck festzustellen, zunächst
nur als Einzelfiguren, wie ein Kruzifix, die Mutter Gottes oder die jeweiligen Patrone der
Kirche, später auch Gruppen wie die Kreuzigungsgruppe oder die Heiligen Drei Könige. Die Model
zu diesen Heiligen, die durch den Austausch von Attributen auch zur Darstellung eines anderen
Heiligen genutzt werden, halten sich oft mehrere Generationen in den gleichen Gießhütten.
Einem Brauch des Gießerhandwerks zur Folge, konnten Gesellen, wenn sie eine Gießhütte verließen
, einen oder sogar mehrere Model übernehmen, eine Tatsache, die uns für die Erforschung der
jeweiligen Gießhütte und ihres Einflußgebietes sehr zugute kommt.

Die häufige Verwendung der Model verursachte naturgemäß eine Abnutzung der Konturen, wodurch
Reliefs auf den Glocken unscharf und verschwommen erscheinen. Man kann nachweisen
daß solche verbrauchten Model dann nachgeschnitten wurden, wobei leichte Abweichungen vom
Original und häufig auch künstlerischer Qualitätsverlust zu beobachten sind. Schon im 15. Jahrhundert
werden neue Modelle, bedingt durch Wünsche der Auftraggeber, nach graphischen oder
plastischen Vorbildern angefertigt.

Besonders hartnäckig halten sich die für einige Gießhütten besonders charakteristischen Friese, die

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