Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
3. Jahrgang.1983
Seite: 13
(PDF, 21 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1983-3/0015
Rudolf, von Gottes Gnaden stets erhabener König der Römer, entbietet allen Untertanen
des römischen Reiches, die das vorliegende Schreiben lesen werden, seine Gunst und jegliches
Wohl. Es ziemt sich für die königliche Milde, bedacht zu sein auf die Annehmlichkeiten
meiner getreuen Untertanen und deren gewinnenden Bitten gnädig zuzustimmen.
Indem unsere Milde hierauf achtet, befreien wir, aus der Fülle der königlichen Macht,
auf die Bitten und die ergebene Beharrlichkeit der edlen Herren, der Brüder von Oesen-
berch, meiner geliebten Getreuen hin, deren Stadt Kenzingen von allen Freiheiten und
Rechten, die bis zu diesem Zeitpunkt die Stadt Freiburg genossen hat, wobei uns das un-
beschadete Recht der höchsten Befehlsgewalt über alles bleibt. Zeugen hiervon sind der
ehrwürdige Bischof von Straßburg und die edlen Herren Egeno de Vriburch und Albertus
von Lewenstein, Gefolgsleute, und mehrere andere.

Als vorliegendes Zeugnis hierfür das vorliegende Schreiben unserer Majestät Jud(ex) XV.
Im 1283. Jahr des Heils, jedoch im 10. Jahr unserer Regierung.

Übersetzung von Edith Götz nach dem Druck des lateinischen Textes bei H. Maurer, Urkunden zur
Geschichte der Herren von Osenberg in: Zeitschrift der Gesellsch, für Beförd. der Geschichts-,
Altertums- und Volkskde. von Freiburg, dem Breisgau u.d. angrenz. Landsch. Bd. 5, 1880,
S. 237-241).

Die Verfassungsurkunde als Kunstwerk.

Die beiden Urkunden von 1283 sind nicht nur historische Zeugnisse, sondern haben auch
künstlerische Bedeutung. Auf feinstem Pergament sind beide Urkunden in vorzüglicher
gotischer Kanzleischrift ausgefertigt.

Bei der Bestätigung König Rudolfs von Habsburg ist die Initiale R locker vor den
Schriftblock gesetzt. Die kräftigen Glieder des Buchstabenkörpers schwingen in feine
tentakelförmige Endungen aus. In der 2. Urkunde ist die Initiale zwar betont, tritt aber
nicht aus dem Schriftblock heraus.

Der Kunstwert liegt vor allem in den Siegeln, die nicht nur heraldisch interessant, sondern
auch sehr kunstvoll sind. Hervorragend schön geschnitten und gut erhalten ist das
Siegel König Rudolfs. Es zeigt ihn auf gedrechselter Bank thronend. Er sitzt ganz frontal
auf einem Kissen, hält das Zepter in der Rechten und den kreuzbekrönten Reichsapfel in
der Linken. Seine Krone ist eine gotische Blattkrone, wie sie die Könige seit dem 13. Jh.
trugen. Bekleidet ist er mit knöchellanger, langärmeliger Tunika. Darüber fällt der Mantel
, der von einer Schließe auf seiner rechten Schulter gehalten ist. Diese Gestaltung des
Königsbildes ist schon auf dem ältesten deutschen Thronsiegel, dem Kaiser Ottos III. von
997 zu finden. Anm 1 Der Königsornat geht auf die römische Kaisertracht zurück. Doch ist
der Stil des Siegels rein gotisch.

Die 10 Siegel, die ursprünglich an der Urkunde A2 hingen, sind nicht alle gut erhalten, Nr.
3, das Siegel des Bischofs Konrad von Straßburg, ist ganz abgefallen. Sie unterscheiden
sich in 2 charakteristische Gruppen: 1. die Wappensiegel (Nr. 1 und 2 der schöngeschwungene
Flug der Uesenberger, Nr. 8 der Querbalken der Geroldsecker, Nr. 9 und 10
der Berg der Schwarzenberger aus Waldkirch. Interessanter ist die 2. Gruppe der Reitersiegel
. Die Form dieses ritterlichen Siegelbildes, das bis in die Renaissance A. 16. Jh.
maßgebend blieb, taucht zuerst im 11. Jh. auf, z.B. 1069 am Siegel Wilhelms des Erobe-

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