Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
3. Jahrgang.1983
Seite: 24
(PDF, 21 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1983-3/0026
Die Kirnburg

Anmerkungen zu Geschichte und Gegenwart eines Baudenkmals

Als charakteristische Spornburg erhebt sich oberhalb Bleichheims 435 m.ii.M. die seit 1977 wieder
aus ihrem Schutt erstehende Kirnburg, das bedeutendste mittelalterliche Denkmal des Bleichtales.
»Touristenattraktionen«, wie Burgverließ, Folterkammer und Burgfräulein-Kemenate weiß sie
zwar nicht zu bieten, aber gleichwohl macht sie das, was heute wieder zu sehen ist, zu einem der anziehendsten
Besuchsziele in der Umgebung von Kenzingen.

1. Von der Stauferzeit bis zum Ende der letzten Selbständigkeit der jüngeren
(Kenzinger) Linie der Herren von Osenberg.

Außer einer überwältigend schönen Aussicht können die letzten Reste der Kirnburg
einem aufmerksamen Besucher noch vieles sagen - dazu will dieser Artikel dienen. Ein
kurzer historischer Abriß, wobei der Schwerpunkt auf Einzelbeispielen charakteristischen
Handelns der mittelalterlichen Menschen liegt, eine Beschreibung des Grundrisses
und Anmerkungen zu höchst fesselnden Funden der laufenden Ausgrabungen sollen dazu
verhelfen.

Da.?- die Herren von Osenberg in staufischer Zeit eine bedeutendere Rolle spielten, als
es nach dem kümmerlichen Ausgang des Geschlechtes nach der 1290 erfolgten Teilung
des Besitzes in eine obere und eine niedere Herrschaft - letztere umfaßte auch Kenzingen
und Kirnburg - erscheint, macht ein Blick auf ihren Umgang deutlich. Inhaber bedeutender
kirchlicher und weltlicher Lehen, vor allem vom Bischof von Basel und Straßburg,
dem Kloster Andlau und anderen, erscheint bereits Hesso III (der Alte, 1139-1157) im
Gefolge des Stauferkönigs Konrad III (1141); sein Sohn Burkhart I (1161-1203) ist 1171
im Gefolge Friedrich Barbarossas in Speier und Zeuge für den Staufer Heinrich VI (1185)
(und Vertragsteilnehmer). Sein Sohn Rudolf I (1207-1231) ist im Gefolge König Philipps
von Staufen 1207 in Basel der staufischen Sache offenbar treu geblieben, und so finden
wir ihn im Gefolge des größten Staufers, Friedrich II, 1220 in Hagenau.

So fällt beim Betrachten des Geschickes der Üsenberger der Blick unversehends auf
das große Drama der Geschichte des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, und
so scheint auch der Baubefund der Kirnburg - damals in mehreren Namensformen vor allem
als »Kürnberg« auftretend - den Blick auf die große Geschichte stauferzeitlichen
Burgenbaues zu lenken.

Die am Stauferhof erworbenen Erfahrungen dürften sich bei der Erbauung der Burg
in den frühen, groben Buckelquadern der oberen Burg vor allem niedergeschlagenhaben
- galt dieser Stein doch als sichtbares Zeugnis der von Gott gegebenen Repräsentation
und Macht des staufischen Hauses an seinen Burgen. Und jeder staufische König
und Kaiser der deutschen Geschichte sah ja einen Üsenberger in seinem Gefolge!

Auf der Kirnburg unterscheiden wir zwei verwandte Klassen dieser staufischen Buk-
kelquader: am Bergfried eine von den Ausmessungen größere mit sehr schmalem Randschlag
und grob gehauenem, roh belassenem, z.T. stark vorstehenden Buckel (»Bosse«),
am Palas und der vom Bergfried nach Westen ziehenden Ringmauer der ersten Burganlage
sind sie in der Größe eher gleich, sonst aber ganz ähnlich bearbeitet. Beide Klassen haben
keine Zangenlöcher, dürften also vor 1200 aufeinandergeschichtet worden sein. Die
Bossen (oder »Buckel«) dürften mit ungeordneten Hieben mit der Fläche des Steinmetzen
abgearbeitet sein; dies und der sehr schmale glatte Randschlag dürften den Schluß erlauben
, !)daß sie, zu der ältesten Form der Buckelquader in Deutschland gehörend, etwa
der Mitte oder dem 6./7. Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts angehören. Wenn diese Quadern
nur an der oberen Burg auftauchen, so haben wir mit ihr den ältesten Teil der Gesamtanlage
, die Burg des 12. Jhdts.

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