Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
4. Jahrgang.1984
Seite: 77
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1984-4/0079
Wohnimpressionen an der Elz
(Erinnerungen)

Es war nicht immer nur schön, an der Elz zu
wohnen. Bevor der Leopoldskanal das Hochwasser
des Flusses verhinderte, gab es alljährlich
große Sorgen für die Anwohner, die durch
Annehmlichkeiten kaum aufgewogen wurden.
Ein Vorteil für die Frauen, die in der sogenannten
guten, alten Zeit dort wohnten, war,
daß sie ihre »große Wäsche« in der Elz
schwenken konnten. Da standen und knieten
sie auf übers Wasser gebauten Stegen, die zum
Teil noch heute zu sehen sind, und wrangen
und spülten tagelang, vielleicht nicht gerade
nach Herzenslust. Wer keinen direkten Zugang
zur Elz hatte, fuhr seine (Wäsche) Stücke
auf einem Leiterwägelchen zum Abloß, oder
wenn er/sie sich's leisten konnte, zur »Blaigi«.
(Bleiche), zur Waschanstalt am Wonnentaler
Weg. Diese Waschanstalt betrieb außerdem einen
Bootsverleih - sonntags zur Freude von alt
und jung. Ein anderes Vergnügen, das dort
noch nicht verboten gewesen ist, war das Baden, und wer es konnte, der schwamm in der
zahmen Elz.

Zwei Badeanstalten standen den »Wasserratten« zur Verfügung, eine städtische und eine
private. Die private wurde anfangs des Jahrhunderts von der »Badmeieri« betrieben. Die
Badenixen mußten sich in einem geschlossenen Badanzug, der vom Fußknöchelchen bis
zum Kopf kein Stückchen Haut sehen ließ, in einer übers Wasser gebauten Bretterbude
aufhalten. Schwimmen konnte man zwar nicht, aber »dunken« im dunkeln. Eines schönen
Tages machte sich das »Badhisli« selbständig und schwamm die Elzhinab. Jetzt wagten
sich die Damen auch »ohne« (Hisli) ins kühle Nass. Im Jahre 1918 übernahm »dr Badbieber
«, der sein Wohlwollen unter einer besonders rauhen Schale verbarg, die Betreuung der
nun schon freieren Jugend. Zu seinen Wannenbädern drängten sich die Leute von Forchheim
bis nach Kappel. Verboten war nur noch das Schwimmen bis zur Brücke. Nicht, weil
dort das Wasser, sondern der Anblick spärlich bekleideter Schwimmer(innen) gefährlich
für die guten Sitten hätte sein können.

Vor einigen Jahren versuchte der Heimat- und Verkehrsverein in Kenzingen eine Wiederbelebung
der Elz mit Schwänen, leider ohne Erfolg. Sie flogen wahrscheinlich mit ungenügend
gestutzten Flügeln auf die Brücke und gefährdeten den Straßenverkehr. Die danach
eingesetzten Enten sind schon nach einiger Zeit dezimiert gewesen. Jetzt schwimmt nur
noch eine scheue Ente auf der Elz herum, einsam und verloren.

Poet sollte man sein, besinnlich dem Rauschen der Wellen lauschen, aber die Heutigen
sind Sentimentalitäten gegenüber nicht mehr anfällig. Sie finden das Abendrot über den
Wassern zwar schön, wollen jedoch nicht gefühlvoll darüber reden oder lesen. Lyrik ist
nicht gefragt. Dafür sind die Bedrohungen durch Umweltverschmutzung zu gravierend,
von der atomaren ganz zu schweigen.

Oskar Kramer

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