Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
4. Jahrgang.1984
Seite: 89
(PDF, 33 MB)
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Der stille Heilige

Es ist still hier auf der Großmatt in Mecklingen
, nahe der Elz, am Waldrand. Zwar
dringen noch einige Geräusche von der
Bundesstraße und von der Bahn herüber,
aber sie stören nicht. Alles an dieser Stille
lädt ein zum Verweilen, zum Meditieren -
man kann hier zur Ruhe kommen. Es
fehlt eigentlich nur noch eine Bank zum
Sitzen.

Der herumschweifende Blick fängt sich
immer mehr bei der Statue. Man muß ihr
in die Augen schauen, lange. Das Bildnis,
die Gestalt beginnt zu sprechen.
»Du kennst mich! Erinnere dich! Zumindest
im Religionsunterricht hast du von
mir gehört. Oft bist du meinem Bildnis
schon begegnet. An und auf vielen Brük-
ken in Österreich und in Deutschland
steht eine Statue von mir, dem »Brückenheiligen
«. Viele Statuen sind Nachbildungen
des auf der Karlsbrücke in Prag aufgestellten
Standbildes. So erkennst du
mich leicht: in der langen priesterlichen
Soutane mit Chorrock, dem Birett auf
dem Haupt. Meist ist mir das Kreuz in die
Hand gegeben wie hier oder eine Palme,
das Siegeszeichen der Märtyrer. Manchmal
ist mir der Zeigefinger auf den Mund
gelegt. Jetzt weist du auch meinen Namen
: Johannes Nepomuk«.

Ursprünglich hieß er Johannes Welflin.
Er wurde um 1345 in Pomuk bei Pilsen
geboren. Bei den Zisterziensern im Kloster
erhielt er eine erste Ausbildung, dann
studierte er in Prag und Padua, damals berühmten
Universitäten. Nach seiner Priesterweihe
war er Pfarrer in St. Gallus in

Prag und Seelsorger der deutschen Kaufleute in Neustadt. Als Doktor der Theologie und
Rechtswissenschaften wurde er schnell bekannt; aber nicht nur seine Rednerkunst und Gelehrsamkeit
, auch seine Sanftmut und Bescheidenheit haben ihn berühmt gemacht. So
wundert es nicht, daß er 1389 Domherr und Generalvikar des Prager Erzbischofs wurde.
König Wenzel soll zunächst ein gutmütiger Herrscher gewesen sein; sein Charakter aber
wandelte sich im Laufe seiner Regierungszeit, er wurde jähzornig und rachsüchtig. Das
Verhältnis zur Kirche verschlechterte sich zusehends.

Johannes, dem der König viele Auszeichnungen und Würden anbot, lehnte dies alles ab.
Lediglich das Amt des Beichtvaters der Königin soll er angenommen haben. Vielleicht liegt
hier der Grund, warum er sich den Haß des Königs zugezogen hat. Die Legende erzählt,

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