Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
4. Jahrgang.1984
Seite: 98
(PDF, 33 MB)
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Ein amüsantes Kapitel der Hygiene

Die Sorge um die Hygiene stand schon immer im vordringlichen Bemühen von Staat und
Kommune. Es dauerte trotzdem viele Jahrhunderte, bis das »Menneken Pis« in Brüssel
zum Symbol einer längst vergangenen Zeit wurde.

Die Anfänge der Hygiene sind eng verbunden mit kultischen und religiösen Vorschriften.
Im Altertum war bei den Griechen und Römern die Körperpflege durch Bäder und Leibesübungen
hoch entwickelt. Belege finden wir noch heute durch die Ergebnisse archäologischer
Ausgdrabungen. Zentrale Wasserversorgungsanlagen, die Wasser für die großen
Städte auch über weite Wegstrecken beförderten, sind heute noch in Frankreich, Italien
und Deutschland zu finden. Berühmte Bäder waren und sind es auch heute: Baden-Baden
und Badenweiler, die mit Stolz auf eine römische Tradition zurückblicken können.
Seit Hippokrates befaßten sich die Ärzte mit Fragen der Gesundhaltung, um besonders
den gefährlichen Seuchen vorbeugen zu können.

Der Frage und den Bedürfnissen notwendiger Hygiene stand man bis weit ins Mittelalter
und. darüber hinaus oft recht sorglos gegenüber, obwohl das Badewesen, wie viele Bilder
und Stiche zeigen, weiter entwickelt wurde.

Hygienische Gesetze und Verordnungen wurden zuerst durch den deutschen Kliniker Johannes
Peter Frank (1766) zusammengestellt. Was heute oftmals selbstverständlich ist, wie
fließendes Wasser, Toilette und Kanalisation sind das Ergebnis langwährender kulturgeschichtlicher
Entwicklungen. Noch immer gehört es zu den Sternstunden eines Touristen,
einmal einen Blick auf die Toilette eines Fürsten oder Burgherrn werfen zu dürfen; oftmals
ist es ein bescheidener Raum mit einem einfachen Holzsitz. In der Zeit des Mittelalters gehörte
eine tragbare Badewanne zum Luxusinventar einer Burg. Die Notdurft aber wurde
notdürftig verrichtet. Mal war es ein einfaches Loch, das vom Fußboden aus sich irgendwo
in der Tiefe des Gesteins verlor, mal ging die Abfallöffnung, wie wir es heute noch sehen
können, schräg durch die Mauer in den Burggraben. Auch auf der Burg Lichteneck war es
sicher nicht anders. Meistens belebten die Abtritte wie angeklebte Vogelnester als Erker die
Mauerfläche.

Hygiene und sanitäre Anlagen sind heute keine Fremdwörter mehr, und Toilette, Bad, fließendes
Wasser und Kanalisationsanschluß gehören zum üblichen erwarteten Wohnkomfort
. Allerdings brauchte es eine lange Zeit und viele patentierte Erfindungen, bis alle Probleme
gelöst waren.

So ist die Geschichte der Hygiene aus dieser Sicht ein amüsantes Kapitel der Kulturgeschichte
.

Winfried Höhmann

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