Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
4. Jahrgang.1984
Seite: 110
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1984-4/0112
Die hochgotische Stadtpfarrkirche »Unsere liebe Frau«

von Kenzingen

Die notwendige gründliche Renovierung der Stadtpfarrkirche von Kenzingen bot die Gelegenheit, einige
Fragen durch Untersuchungen und Beobachtungen am entblösten Baukörper zu klären, die bisher
nur mit Vermutungen schlechtwegs zu beantworten waren. Mitteilungen aus dem Pfarr-Archiv,
vor allem ein Grundrißplan des Erzbischöflichen Bauamtes von 1898 bestätigten oder korrigierten die
augenscheinlich richtigen Befunde. Auch letztere können trügerisch sein, besonders, wenn barocke
Baumeister, aber auch solche der neuen Zeit, radikale Veränderungen oder die Beseitigung kunsthistorisch
wichtiger Zeugen vorgenommen haben. Doch das Erzbischöfliche Bauamt hat 1898 nicht versäumt
, diese schriftlich und zeichnerisch festzuhalten, so daß heute eine bis auf wenige Details annähernd
richtige Rekonstruktion der ursprünglichen Stadtkirche vorgenommen werden konnte. Maßstäblich
genau, weil vom Erzb. Architekten damals ausgemessen, ist der in Abbildung 1 wiedergegebene
Grundriß.

Abb. 1: Grundriß der hochgotischen Kirche nach dem Plan des Erzbischöflichen Bauamtes von 1898

Aus ihm ergeben sich wichtige Tatsachen, aber auch aus dem in der Südwand im Dachgeschoß der
Hürnheimkapelle verborgenen, einzig übriggebliebenen alten gotischen Fenster-Gewände und dei
neu entdeckten hochrechteckigen Nischen im Mauerwerk der Schiffwände über der Barockdecke
welche sich als Lager zur Aufnahme der Konsolen, Säulenstumpen und Kapitelle herausstellten, die
ihrerseits die Kreuzrippen- und Gewölbelast der Seitenschiffe abstützten.

Zahlreiche sichere Erkenntnisse konnten aus dem vom Putz befreiten sichtbaren Mauerwerk, aus bislang
verborgenen Gewändeprofilen und aus dem über dem Dachboden noch vorhandenen Triumphbogen
gewonnen werden. Eine glückliche Voraussetzung für die Rekonstruktion der gotischen Kirche

war auch der unverändert über Jahrhunderte erhaltene imposante hohe
Chor mit seinem sprechenden Architektur-Schmuck! Es dürfte ein ungewöhnliches
Erlebnis werden, diesen signifikanten, zisterziensisch nüchteren
hochgotischen Chor in restauriertem, etwas aufgehelltem würdevollem Zustand
wiederzusehen. Er zählt zu den wenigen Chören, die in unverletzter
Ursprünglichkeit aus der Hochgotik in Deutschland noch erhalten sind.
Bislang war seine architektonische Qualität kaum bekannt.
Der Grundriß weist die gotische Kirche als 3-schiffige Basilia aus, bestehend
aus dem über 15 Meter hohen Mittelschiff und zwei Seitenschiffen,
Abb. 2: die etwa 12 m hoch gewesen sein dürften. Die Schiffe waren mit Kreuz-

Gewölberippen- Rippengewölben über rechteckigen Feldern versehen. Die Rippen hatten

profil dieselbe Form wie jene im Chor, mit leicht gehöhlten Flanken, wie Abb. 2.

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