Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
5. Jahrgang.1985
Seite: 6
(PDF, 23 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1985-5/0008
Der Baum als Landschaftsgestalter

Von der Natur hat der Mensch die Gestaltung der Kulturlandschaft übernommen und
trifft die Auswahl der Bäume. Der munter plätschernde Bach im natürlichen Bachlauf des
Wiesentälchens wird von Bäumen und Gebüsch umsäumt. Bombach verdankt seinen Namen
dem baum-bestandenen Bach. Genauso sind die Ufer unserer Seen und Flüsse mit
Bäumen bewachsen. Roterlen und Weiden bilden die beste Uferbefestigung. Eschen und
Pappeln geben Windschutz.

Die alten Landstraßen waren vor allem in der Ebene Baumalleen. Die Bäume gaben den
Straßen optisch eine gute Führung. Die ortsnahe gepflanzten Obstbäume entlang der Straße
brachten aus der Versteigerung des Obstes zusätzlich einen ansehnlichen Gewinn. Im
Ortsbild gehörte früher zu jedem Dorf und jeder Stadt bei der Kirche oder dem Rathaus
die Dorflinde oder eine Eiche. In Parks, Friedhöfen und Gärten treffen wir öfters auch die
Kastanie und die Birke an.

Bäume waren früher Grenzdokumente. Die alte Baumbeschreibung vom Jahre 1710 führt
neben Grenzsteinen markierte Lochenbäume auf: »eine alte Loochen - Ayche mit 2
Kreuz«, »einen eichenen Stumpen«, einen »Böldenbaum« (Pappel), eine »Loochen -
Fohre«, auch einen »Maßholder«.

Die Grenzen im Rheinwald gegen Frankreich wurden um 1800 durch Transversallinien -
Kirchenlinien von einer Kirchturmspitze zu den benachbarten Elsäßischen Kirchtürmen
durch Anlage einer Pappel-Allee gesichert. An den Schnittpunkten waren Pappel-Gruppen
gepflanzt. (Grenzbeschreibung 1782 und 1828).

Der Baumstamm ist ein architektonisches Grundelement

Der Drang zur Nachbildung der Natur, vor allem des Baumes, ist so alt wie die Menschheit
. Die dorischen Säulen waren ursprünglich starke Eichenbohlen. In der alemannischen
Fachwerkbauweise gab es eine konstruktive Verstrebung, die der Laubbaumkrone entsprochen
hat. Blätter- und Ranken- Abbildungen von Naturformen waren symbolhafte
Ausschmückung frühester Bauweise und Ausstattung.

Im Konstruktionsprozeß der Natur ist beim Baum die robuste Rinde der Schutz und die
Fassade. Energieleiter ist der darunterliegende Bast, er transportiert die wichtigen Nährstoffe
. Bau-Zentrum ist das Kambium, ein geniales Produktions- und Organisations-
System. Versorgungsanlage und Regler für den Wasserhaushalt ist der Splintholzbereich
mit seinem feinrohrigen Leitungssystem. Rückgrat und statisch belastbares Element ist das
Kernholz.

Eindrucksvolle Baumgestalten

können »Prachtexemplare« sein: die höchsten Bäume (Bild 8) wie der Mammutbaum mit
annähernd 50 m Höhe oder die »Stärksten« und Dicksten, wie die Schwarzpappel am
Rhein auf Gemarkung Oberhausen mit sieben Meter Umfang in Brusthöhe; sie war Beobachtungsposten
im Westwall. (Bild 9) Die letzten Leiterreste sind jetzt abgefallen. Es gibt
»Baumschönheiten«, wobei die Schönheitsideale und Vorstellungen mit den Kunstepochen
wechseln. Es gibt alte »Baumoriginale«, geprägte Gestalten mit Eigencharakter, dazu
zählen vor allem frei stehende Einzelbäume, »Solitäre« genannt. Sie sind ohne Konkurrenz
erwachsen, haben eine andere Gestalt: tief beastet, vollkronig, häufig windschief wie
Traufbäume. (Bild 10) Der Baum im Waldinnern muß um seinen Anteil an Sonne, Wasser
und Nahrung im Kronenraum wie im Wurzelraum kämpfen.

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