Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
6. Jahrgang.1986
Seite: 1
(PDF, 21 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1986-6/0003
Lieber Leser !

Die PFORTE ist für die Freunde unserer Arbeitsgemeinschaft immer eine gern erwartete Neuigkeit. In der letzten
Ausgabe waren es die Bäume, die auf uns wirkten, ursprünglich, ungezähmt; harmonisierende Landschafts- und
Stadtbilder. Die Beiträge haben im Betrachter ein Gespür für das Natürliche geweckt zum Nachdenken, Bedenken
und Verwurzeln, für das Seelenleben.

Das Thema »Bäume« ist aber auch dazu angetan, sich den vielfältigen wirtschaftlichen Nutzen zu vergegenwärtigen.
Eine Vielzahl von Baumaßnahmen waren in Kenzingen erst durch einen leistungsfähigen Wirtschaftswald und durch
einen außerordentlichen Hiebsatz dank eines planerischen Vorgehens möglich. Erinnert sei z.B. an das Schulhaus,
die Wasserleitungen, Erschließung der Siedlung »Balger«, Kinderschule, Instandsetzung der evangelischen Kirche,
Spitalkapelle und Krankenhaus, Feuerwehrgerätehaus, Progymnasium mit Erweiterung, Friedhofserweiterung, Rathausneubau
und Einrichtung einer Volksbücherei. Der Kenzinger Wald hat also alle diese Wohlfahrtswirkungen in
sich. Die Üsenberger gewährten schon am 3. April 1244 dem Kloster Wonnental ein Holzrecht, das sogar noch in einer
Entscheidung der Vorderöstereichischen Regierung am 25.9.1759 über 45 Klafter Holz zu Lasten der Stadt Kenzingen
bestätigt wurde. Der Bürgernutzen ist für viele Kenzinger heute noch von wirtschaftlicher Bedeutung.

Haben Sie sich schon einmal gefragt, von wann dieses oder jenes Haus in der Innenstadt genau stammt? Rein von
dieser Fragestellung aus haben wir den Beitrag »Jahrringuntersuchungen an Bauhölzern« an den Anfang gestellt. Die
Ermittlung von Fälldaten historischer Bauhölzer mit Hilfe der Jahrringanalyse (Dendrochronologie) ist eine der sichersten
Datierungsmethoden. In Verbindung mit gefügekundlichen Untersuchungen sind dadurch absolute Baualtersbestimmungen
an nahezu allen Bauwerken möglich, ohne die historische Substanz zu zerstören. Das Haus wird
so zu einer unerschöpflichen Quelle, das Haus läßt sich dann in die bauliche Entwicklung einordnen, der Stellenwert
des Hauses innerhalb der historischen Gesamtanlage wird erkannt und ein Vergleich der Stadtanlage mit anderen
Landschaften wird möglich. Das Haus ist ein Teil des Stadtbildes und der Stadtgeschichte und trägt so gesehen zum
Selbstbewußtsein dieser Stadt bei. Welch eine Möglichkeit bietet sich uns, mit dieser Methodik in Ergänzung zu den
schon bekannten Baudaten über die restlichen Häuser baugeschichtliche Aussagen gewinnen zu können, die bisher
mehr oder weniger im Dunkeln lagen! Geschichtsbewußte und interessierte Bürger können sich an den Verfasser B.
Lohrum Ingenieurbüro für Hausforschung, Datierung, Bauaufnahme, Ettenheimmünster wenden. Wenn das Fachwerk
freigelegt und das Innere ausgekernt ist, läßt sich in kürzester Zeit eine genaue Aussage über die Baugeschichte
machen. Der Verfasser steht auch für ein Aufmaß zur Verfügung. Gut wäre es natürlich, wenn die Stadt selbst durch
bestimmte Auflagen und Bezuschußung den Nagel immer ein Stück weiter einhauen würde, mit der zündenden Idee,
die mittelalterliche Stadtanlage attraktiv zu halten, aufgeladen mit einer Bedeutung, einem Ruf.

Die Torkel ist eines der ältesten Gerätschaften unserer Kultur und reicht, wie der Pflug, in das graueste Altertum zurück
. Eine alte Baumkelter aus Nordweil (1788) erinnert heute noch an eine im Versinken begriffene Arbeitskultur
unserer Heimat. Ein weiterer Beitrag dazu liefert uns die Hintergrundinformation, wie diese Torkel bis in neueste
Zeit als Ölpresse genutzt wurde und uns damit erhalten blieb. Das Thema »Baum und seine Verwendung« wird dann
noch um eine Reihe weiterer Einzelbeiträge bereichert: Wagnerberuf, Ölmühle, Holz als Werkstoff und Wohnimpressionen
. Die verschiedenen Baumarten als Trachtquelle für Bienen sind dann wieder ein schönes Beispiel der
wechselseitigen Beziehungen zwischen den Bäumen und ihrer Umgebung. Wenn sich uns mit dem Thema Flüchtling,
Vertriebene, Umsiedler oder Aussiedler zunächst das Bild eines entwurzelten Baumes aufdrängt, so wird uns schließlich
doch bewußt, wieviele Menschen sich in Kenzingen wieder eingelebt haben. Dieser Beitrag ist eine Heimatkunde,
die zu historischem Verstehen und wertender Auseinandersetzung gleichermaßen beiträgt. Eine Heimatkunde, die
die Augen öffnen will.

In einem zweiten Teil »Kunst und Kultur« wird uns zunächst ein Auszug aus der Dissertation »Die Mundart im nördlichen
Breisgau« angeboten. Nachdem der Student die Sprachtheorie studiert hatte, wurde dann an konkreten Beispielen
die sprachwissenschaftliche Theorie geprüft. Es wurde also die gesprochene Sprache untersucht: Wie funktioniert
Sprache sowohl bei den Leuten heute als auch in der Vergangenheit. Die Mundart ist dazu das beste Beispiel.
Aus einer homogenen Sprache im Mittelalter haben sich verschiedene Mundarten entwickelt. Diese Entwicklung zu
untersuchen ist sehr interessant. Der »Freundeskreis Wilhelm Österle« ist eine fruchtbare Voraussetzung, durch seine
Aktivitäten das Interesse der Öffentlichkeit wachzuhalten. Dieser Beitrag ist deshalb auch beim »Freundeskreis Wilhelm
Österle« als Sonderdruck erhältlich. Abschließend wird das Ergebnis der Projekttage des Gymnasiums im Jahre
1983 vorgestellt: Ein Denkmal vor dem Gymnasium in Kenzingen, das die gedachte Einheit von Kunst und Leben
symbolisiert.

Fast empfinden wir es schon als selbstverständlich, daß uns zu einer Ausgabe so viele Autoren zur Verfügung stehen.
Wir sind uns bewußt, daß diese Arbeit heute und auf die Zukunft hin segensreich ist und in diesem Sinne danken wir
allen, die zu dieser Ausgabe beigetragen haben.

Die nächste Ausgabe beinhaltet eine Sammlung zur Ortsgeschichte Hecklingen und wird als Doppeljahresband
1987/88 erscheinen. Wir bitten deshalb heute schon um Verständnis für den entsprechend höheren Preis.

Klaus Weber

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