Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
6. Jahrgang.1986
Seite: 2
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1986-6/0004
Jahrringuntersuchungen an Bauhölzern
der Stadtpfarrkirche in Kenzingen

Ausgerüstet mit Kabeltrommel, Bohrmaschine und Schreibzeug gelangten wir über steile, enge Treppen
auf den geräumigen Dachboden der Stadtpfarrkirche, St. Laurentius in Kenzingen.

Unser Ziel war es, das Erbauungsdatum des Dachstuhles und das Baualter des Nordturmes in seinen
ältesten Teilen zu ermitteln.

Wenige Wochen später waren die Ergebnisse bekannt:

— Im Verlaufe des Winters 1732/33 wurde das Bauholz für den Chor- und Langhausdachstuhl geschlagen
und unmittelbar danach im Jahre 1733 verbaut.

— Weitaus älter ist der untere Bereich des Nordturms. Die hier verbauten Eichenbalken sind im
Winter 1292/93 gefällt und im Zuge der Turmaufmauerung verarbeitet worden.

So unglaublich diese Aussagen auch klingen mögen, alle angeführten Daten sind absolut genau. Sie
sind das Ergebnis von Baumringanalysen, die an bestimmten Bauhölzern der Kirche durchgeführt
wurden.

Nachfolgend soll diese Datierungsmethode erläutert und am Beispiel der Kenzinger Stadtkirche vorgestellt
werden.

Die Datierungsgrundlage

Wie allgemein bekannt, setzen die Bäume innerhalb eines jeden Wachstumsjahres einen
Jahrring an. Unterbrochen von den Wachstumspausen im Winter, reiht sich so im Verlaufe
eines »Baumlebens« Jahrring an Jahrring, die in ihrer Summe, durch das Abzählen der
Einzelringe, das Lebensalter des Baumes wiederspiegeln. Von besonderer Bedeutung ist
dabei, daß die einzelnen Jahrringe in ihrer Breite von Jahr zu Jahr unterschiedlich ausfallen
. Einen wesentlichen Einfluß auf die jährlichen Zuwachsbreiten stellen die Wetterverhältnisse
innerhalb des jeweiligen Wachstumsjahres dar. So ermöglichen die guten Jahre
breite Jahrringe und die schlechten Jahre schlagen sich mit engen Jahrringen nieder. Dieses
Wechselspiel von umweltbedingten Einflüssen, zu denen neben dem Wetter unter anderem
der Standort, sowie die Bodenbeschaffenheit zählen, prägt das Jahrringmuster über das
gesamte Lebensalter eines Baumes.

Unter diesem Gesichtspunkt kann eine Baumscheibe im weitesten Sinne als Informationsträger
vergangener, durch das Jahrringmuster gespeicherter Wachstumsbedingungen und
Witterungsverhältnisse angesehen werden. Dies und die Tatsache, daß gleichzeitig gewachsene
Bäume innerhalb einer gemeinsamen Klimazone äußerst ähnliche, wenn nicht annähernd
identische Jahrringmuster aufweisen, dient als Basis für die Baumringforschung
(Dendrochronologie).

Ausgehend von den obengenannten Faktoren wurden in den vergangenen Jahrzehnten von
verschiedenen Jahrringlabors in der Bundesrepublik (in Baden-Württemberg durch Dr. B.
Becker, Jahrringlabor der Universität Stuttgart-Hohenheim) sogenannte »Baumringkalender
« für jeweils gleiche Baumarten erstellt.

Ausgangspunkt für den Aufbau eines Tannenholzkalenders stellt im Idealfall eine Tannenholzscheibe
aus dem Holzeinschlag des Winters 1985 dar. Die Holzscheibe wird geglättet,

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