Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
6. Jahrgang.1986
Seite: 52
(PDF, 21 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1986-6/0054
Das Verblühen der Weiden in der zweiten Aprilhälfte fällt in den »Blust« der wilden Sauerkirschen
(Prunus mähaleb) und der frühen Süßkirsche (Prunus avium). Beide Obstgehölze
gelten als sehr gute Nektar- und Pollenspender und sind in Kenzingen wohlgeduldete
Baumarten. Die Süßkirsche stockt auch in ihrer unveredelten Form in Haide- und Johan-
niterwald und ist für die Bienenstände im Auewald wichtiges Zwischenglied zwischen
Weiden- und Ahornblüte, wobei der Imker sogar die Möglichkeit einer Blatthonigspende
im Mai/Juni einkalkulieren darf. Mit der Sauerkirsche blüht im übrigen auch der Schlehoder
Schwarzdorn (Prunus spinosa), - der aber beim Imker eher als guter Pollenspender
bekannt ist.

Mit den späten Kirschen blühen dann im Mai die frühen Apfelsorten und verwandeln das
Gebiet östlich der Alten Landstraße in den Gewannen Roßleite, Tremmel, Schütte, Jostel,
Burgbrunnen und Hansabtenberg in Blütenmeere. Bei guter Wetterlage und warmen
Nächten hält sich der Nektarspiegel in den Blüten auf einem für den Rüssel der Biene erreichbaren
Niveau - der Erfolg des Bienenfleißes ist dann in der Form glitzernden Honigs
in den frisch ausgebauten Wachswaben zu erkennen.

Für den Imker beginnt nun das Taktieren mit dem Schwarmtrieb seiner Bienen und jeder
sichtbare Immenschwarm ist ein Triumph der Bienen über ihren »Meister«. Mit dem Blühen
der wilden Rosen (Rösa canina) erreicht das vom hiesigen Imker gefürchtete
»Schwarmfieber« seinen Höhepunkt und verliert sich dann bei intakten Völkern bei gutem
Futterangebot zusehends.

Mit dem Verblühen der späten Apfelsorten tritt für den Imker die zweite Zäsur der Trachtperiode
ein. Während der erste wichtige Part - den auswinternden Bienenvölkern die ersten
wichtigen Vermehrungsimpulse zu geben - von den Weiden wahrgenommen wurde, ist nun
die Aufbauphase der Völker voll im Gang. Für den Imker in Kenzingen heißt es nun Augen
und Ohren aufzutun und auf sofortigen Standortwechsel vorbereitet zu sein. Es ist die Zeit
um Pfingsten und die Imker werden manches Jahr zu dieser Zeit zu einem Stellungswechsel
mit ihren Bienen genötigt.

Warum nun Standortwechsel ?

Die Antwort auf diese Frage ergibt sich aus der relativen Unsicherheit einer Tracht von der
Blüte des Bergahorn in den Kenzinger Wäldern, der Klimaempfindlichkeit der Akazie (Ro-
binia pseudoacäcia) und dem ständigen Rückgang der Blütenwiesen im Bereich der Elzwiesenwässerung
durch Umbruch und Gräsermonokulturen. Ein recht gutes Trachtangebot
blühender Akazienbestände an Galgenbruck, Tremmel, Hummelberg, Burgbrunnen,
Lichteneck, Käppeleberg, Haidewald und Johanniterwald stände zur Verfügung, aber das
launische Trachtverhalten dieses Baumes verträgt keine Regengüsse in die Blüten und verlangt
ein mildes Klima zur Blütenzeit. Unter diesen Gesichtspunkten darf eine Akazienblü-
tentracht von Format nur alle 10-20 Jahre erwartet werden.

Ein gewichtiger Grund für die zweijährig zu erwartenden Trachteinbrüche nach Ausfall
der Akazien des Ahorn liegt im Wandel der agrarstrukturellen Verhältnisse. Die in der
Ebene einst stärker vorhandene Milch Viehhaltung ist erheblich zurückgegangen, damit
aber auch der Anteil des Grünlandes und die vom Imker geschätzten Kleeäcker.

Die noch verbliebenen Wiesen zeigen aufgrund der heute üblichen Bewirtschaftungs-
Intensität teilweise nicht mehr die Arten- und Blütenvielfalt, die einst vorhanden war.

Für den Imker in Kenzingen tun sich nun drei Wege auf:

1) Er bleibt im oder beim Städtchen und hofft auf eine Zufallstracht.

2) Er wandert mit seinen Bienen in den Städtischen Haide- oder Johanniterwald und
»setzt« auf Akazienblüte und Bergahornblatthonig. In jüngerer Zeit erwies sich diese
Taktik 1982, 1983 und mit Einschränkungen 1984 als erfolgreicher Weg.

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