Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
7. und 8. Jahrgang.1987/1988
Seite: 12
(PDF, 52 MB)
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Zur Vor- und Frühgeschichte Hecklingens

Als Vorgeschichte bezeichnen die Archäologen die Epoche in der Geschichte der Menschheit
Mitteleuropas, in der noch keine schriftliche Überlieferung bekannt ist. Sie umfaßt
den größten Teil der Geschichte, vom ersten Vorkommen früher Menschenformen bis zum
Auftreten der Römer (58-51 v. Chr. Casars Gallischer Krieg). Die folgende Epoche wird
Frühgeschichte genannt (etwa 50 v. Chr. bis 8. Jahrhundert n. Chr.), weil durch römische
Quellen auch über Mitteleuropa historische Nachrichten auftauchen. Mit den Karolingern
(8. Jahrhundert n. Chr.) beginnt die eigene Geschichtsschreibung, das Mittelalter setzt ein.
Es besteht also ein wesentlicher Unterschied zwischen Vor- und Frühgeschichte auf der einen
und mittelalterlicher Geschichte auf der anderen Seite. Während für die mittelalterliche
Geschichte historische Quellen (Urkunden etc.) zur Verfügung stehen, sind für die Vor-
und Frühgeschichte vor allem Überreste der materiellen Kultur als Quellen von Bedeutung.
Es handelt sich um Spuren von Siedlungen und ihren Abfällen, um Reste von Bestattungen
und ihren Beigaben, Hinweise auf religiöse Gebräuche etc., kurz, um alles, was von
menschlicher Betätigung im Boden erhalten geblieben ist.

Zu den ältesten Spuren vorgeschichtlicher Menschen auf Gemarkung Hecklingen gehören
Scherbenfunde, die im Gewann »Nonnhalde« 1983 durch H. Herr aufgelesen wurden. Es
handelt sich um Überreste einer Siedlung, die an das Ende der Steinzeit (Mitte bis Ende
des 3. Jahrtausends v. Chr.) gehört. In dieser Zeit wurden Siedlungen häufig in Schutzlage
- auf Bergspornen oder Kuppen - angelegt. Das gilt auch für die an der »Nonnhalde«. Sie
lag am Südhang, am Übergang zum Plateau des Schloßberges, eines nach Südwesten vorspringenden
Bergspornes. Vermutlich war das ganze Plateau in der Jungsteinzeit bewohnt.
Die Siedler lebten von Ackerbau und Viehzucht. Die Zeiten müssen sehr unsicher und unruhig
gewesen sein. Anders läßt sich das Bedürfnis, Siedlungen in geschützter Lage zu errichten
, nicht erklären. Am Südrand des Tuniberges gibt es eine gleichzeitige Siedlung, die
eine Befestigungsanlage trug. Ob auch die auf dem Schloßberg befestigt war ist nicht nachgewiesen
, aber wohl wahrscheinlich. Doch dürfte der Nachweis äußerst schwierig sein, da
auch in späteren Epochen der Schloßberg eine zentrale Rolle als Siedlungsplatz gespielt
hat. Zu nennen sind hier die hallstattzeitlichen Kelten, die Römer und nicht zuletzt die Erbauer
der mittelalterlichen Burg Lichteneck. Sie alle haben die Oberfläche des Schloßberges
verändert und ihren Zwecken angepaßt.

Der folgenden Bronzezeit, so benannt nach dem charakteristischen neuen Werkstoff, der
Bronze, gehören zwei Fundstellen auf der Gemarkung Hecklingen an. Bei dem einen Fund
handelt es sich um einen Grabfund, der im Jahre 1908 am Hohlweg von Hecklingen nach
Bombach (inzwischen aufgefüllt) beobachtet wurde. Das Grab lag in der Lößwand dieses
Hohlweges, etwa 10 m unter der Oberfläche. Es bestand aus einer Kiste aus Buntsandsteinplatten
. Sie hatte eine Bodenplatte, vier aufrecht stehende Platten und eine Deckplatte.
Diese Platten waren etwa 0,10 - 0,15 m dick. Die Kiste hatte im Inneren die Maße 0,8 x
0,55 m und 0,2 m Höhe. In ihr lagen »viele Reste von Asche, Kohle und verbrannten Knochen
«. Aufgrund der Knochen wurden Reste einer Kinderbestattung und Tierknochen
(u.a. Schweinezähne) festgestellt. Bis auf die Tierknochen wurden keine weiteren Beigaben
nachgewiesen. Das erschwert eine Datierung dieses Grabes außerordentlich. Doch dürfte
die Kombination Brandbestattung und Steinkiste am wahrscheinlichsten in der Bronzezeit,
etwa in der 2. Hälfte des 2. Jahrtausends, entsprechende Vergleichsfunde liefern. Im Gewann
»Biegen« wurden 1984/1985 durch H. Herr neben anderen Funden auch einige
Scherben der Bronzezeit aufgelesen. Sie dürften etwa der gleichen Zeit wie das vorher besprochene
Grab angehören. Vielleicht liegt hier die Siedlung, deren Bewohner ihren Bestattungsplatz
(auch Furcht vor den Toten?) weit von ihrer Wohnstätte entfernt angelegt
haben.

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