Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
7. und 8. Jahrgang.1987/1988
Seite: 76
(PDF, 52 MB)
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Tübingen: Südansicht in: Civitates orbis terrarum von Braun und Hogenberg, 1570 - 1618, Band IV,
S.40. Kupferstich, vor 1598. 15 x 46,5. Original: Tübingen, Städtische Sammlungen.

Die Grafen von Tübingen als Herren zu Lichteneck
Der Pfalzgrafen von Tübingen Aufstieg und Fall

Um die Mitte des 11. Jahrhunderts bauten adelige Herren, Grafen im Nagoldgau, über ihrem
Dorf Tübingen am Neckar eine Burg, wählten diese zum Zentrum ihrer Herrschaft
und nannten sich bald darauf nach ihr Grafen von Tübingen. 1078 finden wir sie zwar auf
Seiten der aufständischen Opposition gegen König Heinrich IV., was diesen zur Belagerung
der Burg Tübingen veranlaßte, doch zählten sie danach zu den verläßlichsten Anhängern
der Deutschen Könige. Als Gefolgsleute der Staufer erlebten sie, unterstützt von einer klugen
, zielstrebigen Heirats- und Erwerbspolitik, einen raschen Aufstieg. So erwarben sie gegen
1146 die Pfalzgrafenwürde, wurden somit Stellvertreter des Herzogs von Schwaben.
Auch wenn es sich hierbei möglicherweise nur um ein Ehrenamt, um einen Titel handelte,
vermehrte diese Würde nicht nur ihr Ansehen innerhalb des süddeutschen Hochadels, sondern
unterstrich auch ihre bedeutende politische Rolle. Zum Ansehen gesellten sich politischer
Einfluß und wirtschaftliche Macht, die weit über Tübingen hinausreichten.

Einen Höhepunkt erlebte das Geschlecht in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts.
Pfalzgraf Hugo IL, verheiratet mit der Erbtochter Elisabeth des Grafen von Bregenz, gestorben
1182, gebot über zahlreiche Grafschaften und Herrschaftsbezirke im Gäu, um Nagold
, am Neckar, auf der Alb, an Donau und Iiier, am Bodensee und in Vorarlberg. Er
konnte es sogar 1164 in der »Tübinger Fehde« siegreich mit den Weifen aufnehmen. Der
»Tübinger Pfennig«, eine in Tübingen geprägte Münze, wurde zur gängigen Währung am
oberen Neckar.

Die Machtentfaltung der Tübinger Grafen wird auch deutlich an ihren Kloster- und Städtegründungen
. So gehen das Benediktinerkloster Blaubeuren, das Prämonstratenserkloster
Obermarchtal und das Zisterzienserkloster Bebenhausen ebenso auf sie zurück wie etwa
die Städte Herrenberg, Böblingen, Tübingen, Tettnang, Sindelfingen, Horb, Scheer, Wildberg
und Feldkirch, die fast alle bis heute das Wappen der Tübinger Grafen - eine dreilatzi-
ge Fahne - als Stadtwappen führen. Diesem Wappen begegnet man heute auch als Landeswappen
des österreichischen Bundesstaates Vorarlberg, zudem ist es Bestandteil des
fürstlich-liechtensteinischen Wappens: Zeichen einstiger Zugehörigkeit des Bregenzer und
Bodensee-Raumes zum Herrschaftsbereich der Tübinger Grafen.

Das Aussterben des staufischen Herrscherhauses und der damit verbundene Verlust an einflußreichen
und einträglichen Ämtern sowie Strukturänderungen in der Gesellschaft und
in der Wirtschaft schwächten in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die wirtschaftli-

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