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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1989-9/0007
rers. EFES befolgte diesen Rat und nahm bei Beginn des Wintersemesters 1868 / 69 an der
Großherzoglichen Badischen Polytechnischen Schule in Karlsruhe das Architekturstudium
auf. Er studierte aber nicht, um sich später als Architekt zu betätigen, sondern für eine
Lehrtätigkeit im baufachlichen Gewerbe. Es gab diesen speziellen Studiengang auch noch
später an der aus dem Polytechnikum hervorgegangene Technische Hochschule Karlsruhe.
EFES erteilte zur Mitfinanzierung seines Studiums Privatunterricht im Zeichnen und in
Perspektive. Er beendete sein Studium 1871 als Gewerbeschulkandidat und wurde sofort
bei der Großherzoglichen Landesgewerbehalle in Karlsruhe angestellt, in deren Unterrichtsabteilung
er bis zur Gründung der Großherzoglichen Kunstgewerbeschule im Jahre
1873 tätig war, die ihn in ihren ersten Lehrkörper als Hauptlehrer berief. EFES nahm daneben
einen Lehrauftrag an der Baugewerkschule in Karlsruhe wahr, wurde am 1.11.1879 im
Alter von 30 Jahren zum Professor für Ornamentik ernannt und hatte damit bereits ein
berufliches Lebensziel erreicht.

Die Erfolge seiner Lehrtätigkeit haben wesentlich zu dem guten Ruf beigetragen, dessen
die Kunstgewerbeschule Karlsruhe sich schon wenige Jahre nach ihrer Gründung erfreuen
konnte, und der auch ihn über Karlsruhe hinaus bekannt werden ließ. So erhielt er bald
Berufungen nach Barr im Elsaß und an die Kunstgewerbeschule in Kassel als Direktor, die
er aber ebenso abgelehnt hat wie die Ernennung zum Direktor seiner Lehranstalt in Karlsruhe
und wie die Berufung in das Ministerium des Innern als Leiter des Badischen Gewerbeschulwesens
. Die Gründe für diese Ablehnungen waren die Bindung an die engere Heimat
und an seine vielseitigen musischen Interessen, für die er sich den Freiraum bewahren
wollte, sowie seine Abneigung gegen das Absitzen von Bürostunden.
EFES heiratete seine Jugendgespielin Maria Karolina Weissert aus Kenzingen, als er eine
feste Berufsposition erreicht hatte und in Karlsruhe seßhaft geworden war. Der Eheschließung
waren sieben Jahre des »Versprechens« vorausgegangen. Die beiden Verlobten kannten
sich von Kindheit an. Die Brüder von Karolina Weissert - genannt Lina - Friedrich und
Otto Weissert, sowie ihr jugendlicher Onkel Karl Kaiser waren Schulkameraden von EFES
in Kenzingen. In den Familien Weissert / Kaiser fand ich u.a. die Namen Hamann, Linemann
, Bohrer, Michel und Ott. Karl Kaiser nur wenig älter als sein Schulkamerad EFES,
war später Ratschreiber und dann Bürgermeister von Kenzingen. EFES und seine Frau Lina
hatten eine Tochter, Maria Margarete und einen Sohn, Max Manfred, mein Vater.
EFES verlor seine Ehefrau im Jahre 1915, dem zweiten Jahr des 1. Weltkrieges. Er war damals
66 Jahre alt und hatte die Altersgrenze für den Ruhestand bereits überschritten, mußte
jedoch seine Lehrtätigkeit kriegsbedingt bis 1919 fortsetzen und wurde nach Kriegsende
1919 auf eigenen Antrag in den wohlverdienten Ruhestand versetzt. Er schloß damit eine
fast 50jährige Lehrtätigkeit ab, ruhte aber fortan nicht, denn Arbeit war für ihn Lebensinhalt
und Erholung. Er konnte sich nun uneingeschränkt seinen musischen Liebhabereien
und geistigen Betätigungen widmen. Jetzt wandte er sich insbesondere der Aquarellmalerei
zu und variierte deren Ausdruckskraft und Techniken. Die meisten seiner hinterlassenen
Aquarelle bestätigen dies, sie datieren überwiegend aus den Jahren nach 1920. Auch viele
seiner humorvollen und geistreichen Plaudereien, die er in Karlsruher Tageszeitungen veröffentlichte
, stammen aus diesem letzten schöpferischen Lebensabschnitt.
EFES starb am 6. November 1927 kurz vor Vollendung des 79. Lebensjahres.

»Der Spielmann spricht:

Erbarm' Dich Herr der Blinden und der Lahmen!
Auch ich war jung, es war einmal,
Gut Nacht in Gottes Namen

Franz Sales Meyer - EFES - war nach der Aussage eines seiner vielen Freunde »ein Vollmensch
«, gütig, rücksichtsvoll und ein besorgter Familienvater. Er war mit seinem ausgeprägt
ehrenhaften Charakter und seiner nationalen Überzeugung ein Mann seiner Zeit,
vertrat mit Bescheidenheit bürgerlichen Stolz und stand treu zu seinem Großherzoglichen

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