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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1989-9/0010
Lehrerseminar im Jahre 1866 eingefangen und sein ganzes Leben lang nicht mehr losgelassen
. Er wurde später der erste Feriengast dieser Stadt und kam in mehr als 50 Jahren in
jedem Sommer für sechs bis 8 Wochen hierher, wo sich bald ein ebenfalls jährlich wiederkehrender
Freundeskreis von Architekten und Künstlern ihm anschloß. Meersburg ernannte
EFES wegen seiner vielseitigen Initiativen für die gärtnerische Gestaltung und für das
Ortsbild sowie in Anerkennung seiner Verdienste für die Geschichtsforschung und die Entwicklung
des Fremdenverkehrs dieser Stadt im Jahre 1915 zu ihrem ersten Ehrenbürger.
Sein Bild hängt seit November 1987, dem Beginn der Jubiläumsfeier der jetzt tausendjährigen
Stadt, in der Galerie der acht Ehrenbürger im historischen Rathaus.

Der Badische Großherzog Friedrich I. war ein vielseitig kunstverständiger Landesherr, ein
Beschützer und Förderer der Künste in seinem Land. Die Kunstschule und die Kunstgewerbeschule
in Karlsruhe verdanken ihm ihre Gründung. Beide Anstalten wuden später als
Akademie der Künste vereinigt. Die Kunstgewerbeschule war aus der Landesgewerbehalle
hervorgegangen, an der EFES 1871 seine Lehrtätigkeit begonnen hatte. Er hat in einem
Aufsatz mit dem Titel »Ein Rückblick«, der - vermutlich im Jahre 1910 - in einer Sondernummer
der Zeitschrift »Heimat und Handwerk« veröffentlicht worden ist, Aussagen
über die Großherzoglichen Kunstlehranstalten in Karlsruhe hinterlassen. Danach war die
Landesgewerbehalle, bevor die aus ihr entstandene Kunstgewerbeschule Ende der achtziger
Jahre des 19. Jahrhunderts ihren Neubau in der Westendstraße bezog, in einem ehemaligen
von Weinbrenner errichteten Palais in der Karl Friedrich Straße untergebracht. Ich zitiere
einige Auszüge aus dem erwähnten Aufsatz:

»Die Weltausstellung in London 1862 und in Paris 1867 hatten erwiesen, daß das Gewerbe
nicht den zeitgemäßen Schritt hielt. Abhilfe tat Not; das South-Kensington-Museum war
erstanden, Österreich gründete sein Museum in Wien (1867). Semper, Falke u.a. schrieben
und predigten. Der Drang nach Kunstgewerbeschulen lag in der Luft und erfaßte auch Baden
. Schon 1869 richtete die Landesgewerbehalle einen entsprechenden Abendunterricht
ein mit Vorträgen und Übungen im Zeichnen und Modellieren. Im Jahre 1871 ging man
zum Tagesunterricht über. Da es spezielle Kunstgewerbler nicht gab, entnahm man die nötigen
Lehrer der Architektenwelt, dem Gewerbelehrerstand und den Berufen in der Praxis.
Architekt Ratzel (ein Bruder des bekannten Naturforschers und Reisenden) zog als Leiter
der Schule ein; der Schreiber dieser Zeilen wurde - vorgeschlagen von seinem Lehrer Dürrn
- ständiger Aushelfer. ...«

»Das Wirken Ratzl's war nur kurz. Sein Nachfolger wurde Gustav Kachel, von Berlin aus
empfohlen, wo er die Kinder des Kronprinzen im Zeichnen unterrichtete. Architekt, geschult
im Geiste antiker Kunst, übertrug er diesen auf das neue Gebiet und auf seine Schule
. Dem kränklichen aber energischen Mann, der genau wußte was er wollte, gelang es die
Schule zum selbständigen Institut zu machen. (1876). Die Landesgewerbehalle und die
Kunstgewerbeschule verblieben im besten Einvernehmen. Als die Schule ihren Neubau in
der Westendstraße bezog durfte sie (mit obrigkeitlicher Genehmigung) mitnehmen, was sie
zum eisernen Bestand gehörig erklärte«.

»Friedrich I. und seine Gemahlin haben der Schule ihre Gunst nie versagt. Es verging kein
Monat, oft keine Woche ohne fürstlichen Besuch, unten in der Halle oder oben, wo man
malte und modellierte. Dabei flochten sich allerlei Anfragen und Aufträge ein.«

Ich habe einem Brief von EFES aus dem Jahre 1872 an seine Verlobte eine in diesem Zusammenhang
passende Episode entnommen. Er schrieb:

»Diese Woche hatten wir große Visite: Kronprinz des Deutschen Reiches Großherzog und
Gemahlin. Ich hatte die Ehre, mit allen Dreien ein wenig zu conversieren. Kronprinz machte
verschiedene Witze, scheint überhaupt ein fideler Herr zu sein. Großherzog fragte mich,
wie lang ich an der Anstalt sei, wie ich heiße, wo ich studiert hätte etc., etc., und auch wo
ich her sei. »Aus Kenzingen«, sagte ich, und als er nicht sogleich etwas darauf erwiderte,

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