Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
10. und 11. Jahrgang.1990/1991
Seite: 84
(PDF, 67 MB)
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Wie aus dem Fahrplan zu entnehmen, dauert die Fahrt von Kenzingen nach Freiburg 63
Minuten bei Zwischenhalten an den Bahnhöfen Riegel, Emmendingen und Denzlingen.
Weitere Bahnstationen oder Haltestellen gab es bei der Eröffnung der Bahn noch nicht.

Im Jahre 1811 gelingt es Baden, das gesamte Postwesen auf badischem Territorium von
Erblandpostmeister von Taxis zu übernehmen. Besonders in den Jahren 1820 bis 1840 wurde
das gesamte Postwesen grundlegend modernisiert, zugleich wurde auch das Leistungsniveau
der im Jahre 1830 vorhandenen ca. 2300 km Staatsstraßen wesentlich gesteigert (Q6).

Bereits 1742 wurde von Taxis auf der Linie Frankfurt-Basel der erste Postwagencours eingerichtet
. Obwohl seine Postwagen damals als fortschrittlich galten, erreichten sie nur eine
durchschnittliche Tagesleistung von 37 km (also in 24 Stunden). Das lag hauptsächlich
an den vielen und langen Haltestellen. Daran änderte sich lange Zeit nichts und in sämtlichen
Relationen konnte man die gleiche Strecke zu Fuß mindestens ebenso schnell wie mit
der teuren Postkutsche zurücklegen.

Nach französischem Vorbild führte die badische Postverwaltung im Jahre 1823 den Eilwagenverkehr
ein.

Der Eilwagenverkehr benötigt für die ca. 270 km lange Strecke von Mannheim nach Basel
nur noch 18 Stunden. Für viele Zeitgenossen war das unfaßbar schnell - ein Wunder! Dieses
System wurde in nur wenigen Jahren flächendeckend ausgeweitet. Wie Löffler schreibt,
wurde 1837 der tägliche Eilwarencours Karlsruhe-Basel eingerichtet. In einer Tagesfahrt
von 9 Stunden von Karlsruhe nach Freiburg, in etwas weniger als 2 Stunden von Kenzingen
nach Freiburg, das war damals das machbare. Man muß sich dabei jedoch stets vor
Augen halten, daß dies das absolute Spitzenangebot war und somit den ausgereiften Hochgeschwindigkeitsverlauf
auf der Landstraße darstellte. Eine weitere Geschwindigkeitssteigerung
war nicht mehr möglich.

Der Eilwagen hatte jedoch noch einen weiteren entscheidenden Nachteil. Jeder Eilwagen
konnte maximal nur 12 Personen befördern. Er hätte sich niemals zum Verkehrsmittel für
wirklich breite Bevölkerungskreise entwickeln lassen. Zwar wurden den Eilwagen in den
Hauptreisezeiten oftmals »Beichaissen« mitgegeben, aber die hohen Tarife legten den Benutzerkreis
rigoros fest. Die einfache Fahrt von Mannheim nach Basel kostete damals 18
Gulden. In Mannheim verdiente damals ein Tagelöhner einen Tageslohn von 30 Kreuzern
= 1/2 Gulden. Die einfache Eilwagenfahrt auf dieser Strecke kostete deutlich mehr als
das reine Monatsgehalt eines ungelernten Arbeiters. Dementsprechend kostete die einfache
Fahrt von Kenzingen nach Freiburg etwa 2 Gulden, was noch vier vollen Tageslöhnen
eines ungelernten Arbeits entsprach (Q7).

Es war nicht nur die enorme Steigerung der Geschwindigkeit, die die Reisezeit selbst im
ungünstigsten Fall halbierte, oft jedoch auf 1/4 der Eilwagenfahrzeit verkürzte. Zum ersten
Mal wurde ein Verkehrsmittel durch seine Tarife auch wirklich öffentlich. Sogar die
Fahrkarten der 1. Klasse waren billiger als diejenigen für die Eilwagen. Im Jahre 1846 kostete
die Eisenbahnfahrt gemessen an den Tarifen für die Eilwagen:

1. Klasse: 83 °7o

2. Klasse: 56 °7o

3. Klasse: 41 %

4. Klasse: 25 °7o

Dies war für weite Kreise der Bevölkerung erschwinglich. So konnte der gewöhnliche Hilfsarbeiter
bereits für 42 Kreuzer (entsprechend 1 1/2 Tageslöhnen) im Wagen 4. Klasse von
Kenzingen nach Freiburg und zurück fahren! Und noch etwas: jeder Zug konnte hunderte
von Personen mitnehmen; anders als bei der Postkutsche mußte hier niemand zurückbleiben
. Was weiterhin für die Eisenbahn sprach, das war die hohe Verfügbarkeit, die mit täglich
fünf Abfahrten je Richtung von Anfang an deutlich höher war als die der Eilwagen.

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