Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
10. und 11. Jahrgang.1990/1991
Seite: 146
(PDF, 67 MB)
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Hausgehilfin steht mir kein Zimmer zu,« schrieb Ernst Nadler seinem Sohn an die Front,
denn inzwischen waren Rüstungswerke aus »luftgefährdetem Raum« nach Kenzingen verlegt
worden, für deren Arbeiter vordringlich Wohnraum gesucht wurde. »In diesem für
mich so schweren Jahr ist mir Frl. Maria immer treu beigestanden. Auch habe ich sie richtig
kennengelernt und du könntest keine bessere Mutter bekommen«, setzte Nadler seinen
Brief fort. Nach Absprache mit seinem Sohn heiratete Ernst Nadler dann die lange in Holland
tätig gewesene Maria Daniel. Zwei Söhne entstammen dieser Ehe, einer von ihnen
erlernte wiederum das väterliche Handwerk des Buchbinders, entschied sich später jedoch
für einen anderen Beruf. Der jüngste, Ernst Nadler jun., führte schließlich das väterliche
Geschäft weiter.

»Reeducation« oder Umerziehung

Abb. 5: Nadlers Haus (zweites von rechts) wurde beim Angriff in den letzten Kriegstagen 1945 verschont
. Das danebenliegende Textilgeschäft Weiß wurde dagegen zerstört.

Der Zweite Weltkrieg hatte Kenzingen zugesetzt; 10 °7o des Häuserbestands war dem Erdboden
gleichgemacht worden. Die Nadlers hatten allerdings Glück, denn ihr Haus wurde
nicht vom Artillerie- und Jagdbomberbeschuß betroffen, während das Nachbarhaus diesem
zum Opfer fiel. Der Neuanfang ging trotzdem nur langsam vonstatten, denn zunächst
wurde man von der französischen Militärregierung zum Arbeitsdienst verpflichtet, die
Schanzgräben mußten eingeebnet und die Schulräume der Realschule gereinigt werden.
Aber nicht Schüler sollten im Sommer 1945 dort ihren Einzug halten, sondern französische
Soldaten, die man dort einquartierte. Nachdem die Volksschule im November 1946
wieder eröffnet worden war, lieferten die Nadlers Tinte, Griffel und Wandtafelkreide, ein
Jahr später auch Rechen- und Lesebücher. Es herrschte noch eine katastrophale Lage auf
dem Papiermarkt, so daß auf Erlaß des Kultusministers vom 10.7.1947 eine Sammelaktion
»Schüler sammeln Altpapier für zusätzliche Schreibhefte« in Gang gesetzt wurde. Mit
einem ausreichenden Verdienst konnte noch lange nicht gerechnet werden.

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