Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
10. und 11. Jahrgang.1990/1991
Seite: 147
(PDF, 67 MB)
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Die Vergangenheitsbewältigung und »Aufarbeitung« der Ursachen und Folgen des Nationalsozialismus
setzten auch in der Schule ein, für welche 1947 einmal das »Ermächtigungsgesetz
«, zum anderen »Band V zum Gesetz zur Befreiung vom Nationalsozialismus«
angeschafft wurden. Schließlich mußte den Schülern klar gemacht werden, warum in der
»Verfassung des Landes Baden 1947« die Ermächtigung zu Verfassungsänderungen nicht
mehr einer Person oder einem Ausschuß übertragen werden durfte. Die Umerziehung wurde
auch bei der Jugend in Gang gesetzt, um die Zukunft des demokratischen Staats sicherzustellen
. Nur 1,60 Reichsmark kostete eines dieser Bücher damals; dafür hätte man offiziell
, nicht auf dem Schwarzmarkt, 750 g Brot kaufen können, wenn es in diesem Hungerjahr
ohne Marken welches gegeben hätte.

Es geht wieder aufwärts

Noch einmal sollte das angesparte Vermögen dahinschmelzen, und nach Abzug des »Kopfgelds
« von 40 Deutschen Mark, für welches 400 Reichsmark hingelegt werden mußten,
blieben auf den Sparbüchern der Nadlers nur noch Pfennige übrig. An den Preisen für
Füllertinte, Heften ( 15 Pfennig) und Postkarten (das Stück zu 2 Pfennig) änderte sich
zunächst wenig. Neue Produkte fanden Eingang in das Warensortiment, so der Kugelschreiber
, für den eine Ersatzmine im Mai 1950 noch den stolzen Preis von 1,20 Mark kostete.
Ein bezeichnendes Schlaglicht auf die Hygiene und Körperpflege in der Schule wirft die
Tatsache, daß die Volksschule ab April 1952 regelmäßig »Clo-Papier« bestellte, vier Rollen
zu DM 1,15. Die Zeiten des handlich geschnittenen Zeitungspapiers gingen dem Ende
zu — läßt sich daran nicht auch der beginnende Wohlstand ablesen? »Kleberöllchen« und
Tesafilm verdrängten den Leim (März 1957), »Pädagogische Arbeitsblätter» und Anleitungen
zur »Ganzheitsschule« sorgten für
frischen Wind im Unterricht.

Als der jetzige Besitzer Ernst Nadler jun.
gerade 14 Jahre war, starb 1963 der Vater
mit 76 Jahren. Bis ins hohe Alter hinein hatte
er den Betrieb weiterführen müssen, da
er nicht krankenversichert war und auch keine
Rente bezog. Für selbständige Handwerker
und Gewerbetreibende bestand und
besteht keine Krankenversicherungspflicht,
sondern lediglich eine Versicherungsberechtigung
; heute (Stand 1988) sind jedoch alle
mit Ausnahme von 0,2 °7o der Bevölkerung
krankenversichert.

Die Witwe mußte das Geschäft allein weiterführen
, um sich und die beiden Söhne ernähren
zu können. Buchbinderarbeiten und
Einrahmungen waren schon seit längerem
nicht mehr ausgeführt worden. Man belieferte
hauptsächlich die Schulen, seit Dezember
1948 auch die Landwirtschaftsschule
und schließlich das Elektrizitätswerk. Ein
immer stärker anwachsendes Sortiment an
Schulbüchern wurde benötigt, deren Themen
sowohl vom politischen und wirtschaftlichen
Aufbau als auch von der
demokratischen Öffnung sprechen. Der
Nachholbedarf war groß, die Konkurrenz

Abb. 6: Ernst Nadler sen. mit seiner zweiten Frau
und den beiden Söhnen Ernst und Rudi (1951).

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