Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
10. und 11. Jahrgang.1990/1991
Seite: 202
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Mancher der Auswanderer kam wieder zurück. Die meisten aber fanden sich in der neuen
Heimat gut zurecht und gingen nun - soweit sie zu Hause Grundvermögen zurückließen
daran, diesen Grundbesitz zu verkaufen. Viele diesbezügliche Vollmachten befinden sich
bei den Akten der Sparkasse. Es sind außergewöhnlich interessante Schriftstücke, abgefaßt
und beurkundet bei den deutschen konsularischen Vertretungen der damaligen deutschen
Staaten, insbesondere beim Consulat Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs
von Baden. In den meisten Fällen wurden die betreffenden Grundstücke öffentlich versteigert
. In den Versteigerungsprotokollen ist dann folgender Vermerk zu finden: Man hat
das Vorhaben der Versteigerung am verflossenen Sonntag vor versammelter Gemeinde und
nochmals mittels der Schelle bekanntgemacht. Bei den Versteigerungen achtete man in Ken-
zingen offensichtlich streng darauf, keinen Gastwirt zu benachteiligen. Sie fanden nämlich
reihum im Salmenwirthshaus, Hirschenwirthshaus und im Kronenwirthshaus statt.

Trotzdem die geschilderten Auswandererzeiten nicht spurlos an der Sparkasse Kenzingen
vorübergegangen sind, hatte diese in den Jahren zwischen 1854 und 1875 eine gute Entwicklung
zu verzeichnen, bei den Einlagen z. B. mit laufenden jährlichen Steigerungsraten
(Durchschnitt 22 °7o), wenn auch in sehr unterschiedlicher Höhe (zwischen 7 °7o und
90 °7o). Der deutsch-französische Krieg 1870/71 hat sich dagegen bei der Sparkasse Kenzingen
nicht auf die Geschäftsentwicklung ausgewirkt, im Gegensatz zu anderen Sparkassen
des Oberrheingebietes. Das einzige, was in den Unterlagen der Sparkasse überhaupt
an ihn erinnert, sind Briefe von im Feld stehenden Soldaten, die ihren nicht benötigten
Sold an die Sparkasse geschickt haben, als Sparpfennig auf spätere friedliche Zeiten.

Der Jahresabschluß 1874, der letzte in badischer Gulden-Währung, schließt mit 428.798
Gulden an Einlagen ab. Die Ausleihungen lagen mit 438.062 Gulden sogar etwas über den
Einlagen. Die Sparkasse hatte somit Teile ihres inzwischen angesammelten Eigenkapitals
im Kreditgeschäft festgelegt.

Vom Beginn der Mark-Währung bis zum Ausbruch des I. Weltkrieges

Mit der Gründung des Deutschen Kaiserreiches am 18.1.1871 im Spiegelsaal zu Versailles
war der Zeitpunkt gekommen, eine einheitliche Währung für das gesamte Reichsgebiet
zu schaffen. Bis dahin herrschte auf deutschem Boden eine starke Münzzersplitterung und
Banknotenvielfalt in verschiedenen Währungseinheiten.

Die neue Reichswährung hieß jetzt »Mark«. Eine Mark war unterteilt in hundert Pfennige.

Zwar erfolgten bereits ab dem Jahre 1871 die ersten Ausprägungen von Münzen in der
neuen Währung. Es dauerte aber noch Jahre, bis die Währungen der einzelnen deutschen
Länder auf die Markwährung umgestellt wurden. Die Arbeiten an der Reform des Geldwesens
benötigten viel Zeit. Erst 1875 erfolgte auch die Umstellung von der badischen Guldenwährung
auf die reichseinheitliche Markwährung und zwar zu einem Umrechnungskurs
von 1 Gulden = 1,71437 Mark.

Daß die Sparkasse Kenzingen in den folgenden Jahrzehnten eine gute Entwicklung zu verzeichnen
hatte, verwundert nicht, ist dies doch die »Gründerzeit«, oft als wirtschaftlicher
»Aufbruch der Nation« bezeichnet. Es war dies die Zeit, in der die deutschen Landschaften
zu einem einheitlichen Wirtschaftsgebiet zusammenwuchsen; eine Epoche, in der sich
Deutschland zum Industriestaat entwickelte und in steigendem Umfang Anteil am Welthandel
nahm. Auch die Sparkasse Kenzingen nahm an dieser Entwicklung teil. Dies zeigt
die Tatsache, daß ihre Bilanzsumme bereits 1878 die Millionengrenze überschritten hatte,
eine Summe, die nach der Inflation nach dem I. Weltkrieg erst 1926 wieder erreicht werden
konnte.

Diese wirtschaftliche Blüte erfaßte nahezu ganz Deutschland, insbesondere aber auch den
südbadischen Raum. Der Anschluß des Elsaß an das Deutsche Reich nach dem Friedens-

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