Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
10. und 11. Jahrgang.1990/1991
Seite: 239
(PDF, 67 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1991-10-11/0241
Kenzinger Portale

Im Leben der Menschen spielen Tore, Portale, Türen und Pforten seit jeher eine wichtige
Rolle. Sei es im alltäglichen Lebensablauf, wenn man von einem Ort zu einem anderen
Ort gelangen will, oder aber im übertragenen Sinne wo Tore und Pforten gleichbedeutend
sind mit Prüfungen, die es zu bewältigen gilt. Wohl bekannt sind uns Tamina und Tamino,
die in der Zauberflöte durch Pforten zur Erfüllung gelangen.

Seit der Frühzeit gewähren Pforten, Tore und Türen Eingang in eine Stadt, ein Haus, einen
heiligen Bezirk, also Bereiche, die durch Abschrankung oder Ummauerung als eigenständige
Räume definiert sind. Berühmt sind antike Beispiele wie das sog. Löwentor in
Mykene, oder die Propyläen am Eingang zur Athener Akropolis. Wer kennt nicht die eindrucksvollen
Portalanlagen mittelalterlicher Kathedralen, Kirchen und Klöster, die mit ihren
oft ausgedehnten Figurenzyklen religiöse Inhalte vermitteln und anschaulich machen.

Tore, Türen und Pforten bieten Schutz vor ungebetenen Eindringlingen; sie wahren die
Ruhe eines Ortes, schützen die private Sphäre eines Hauses. Tore und Türen sind jene Stelle,
wo Außen und Innen miteinander in Kontakt treten, miteinander kommunizieren können.
Türen, Tore und Pforten sind oft das Erste, was ein Besucher gewahr wird, wenn er einen
Bezirk, eine Stadt oder ein Haus betritt. So ist es eigentlich nicht erstaunlich, daß dieser
Bauteil bzw. Baukörper bevorzugt ausgestaltet wurde. Hier konnte der Bauherr, sei es eine
Privatperson oder eine Gemeinschaft - beispielsweise eine Stadt - eine bestimmte Auffassung
, vielleicht Willen zu Macht oder Repräsentation zum Ausdruck bringen. Wir kennen
dies von mittelalterlichen Stadttoren, von Palastportalen des Adels oder Türen vornehmer
Bürgerhäuser.

Auch zur Verherrlichung und Darstellung von Ereignissen wurden Tore und Portale errichtet
- Triumpftore, Triumpfbögen. Jeder der schon einmal in Rom war, wird sich an
die Triumpfbögen römischer Imperatoren erinnern. Der Parisbesucher wird sicher einen
Blick auf den L'arc de Triomphe, eine der Hauptattraktionen der Stadt werfen, von Napoleon
als Erinnerung an die Dreikaiserschlacht in Auftrag gegeben. Nicht zuletzt können
Portale symbolische Bedeutung für ein Gebäude, eine Stadt oder ein Land erlangen. Als
eindrucksvolles Beispiel hierfür sei das jahrzehntelang vermauerte und nun wieder geöffnete
Brandenburger Tor angeführt, ein Hauptwerk des Klassizismus, das 1788-91 nach
Entwürfen des Architekten Carl Gotthard Langhans errichtet wurde.

Näherte sich im Mittelalter der Reisende einer Stadt, so waren es zunächst die Türme der
Kirchen und die Tore der Stadtmauern, die ihm schon aus der Ferne den Ort ankündeten.
Es war das Tor oder die Pforte durch welches er Einlaß in die Stadt fand, die je nach ihrer
Bedeutung durch fortifikatorische Anlagen nach außen gesichert war. Auch Kenzingen dürfte
schon bald nach Gründung der Stadt durch die Üsenberger im 13. Jahrhundert mit einer
Mauer befestigt worden sein. Zwei etwa rechtwinklig zueinanderstehende Hauptachsen
bestimmen noch heute den Stadtgrundriß, wobei die nordsüdlich verlaufende Achse durch
Verbreiterung betont und als Marktstraße ausgebildet wurde. In Verlängerung dieser Marktstraße
standen bis zur Niederlegung der Stadtmauern in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts
zwei mächtige Tortürme, die einst Zugang zur Stadt gewährten. Obwohl seit beinahe
150 Jahren abgerissen, sind wir doch über das Aussehen dieser Tore dadurch informiert,
daß sie der badischen Landvermessung als trigonometrische Hochpunkte dienten und in
diesem Zusammenhang 1826 zeichnerisch festgehalten wurden. Das Nordtor (Abb.l) wirkt
in der Zeichnung hoch und schlank und wird durch einen vergleichsweise spitzen Pyramidenhelm
mit Dachreiter bedeckt. Der äußerlich nicht in Geschosse unterteilte Turm war
mit einer Eckquaderung versehen - vermutlich handelte es sich um kräftige Buckelquader.
Die Tordurchfahrt war spitzbogig ausgebildet. Zur Stadtseite hin war das Tor sowohl mit
einer Sonnenuhr als auch dem Zifferblatt einer mechanischen Uhr versehen bzw. Schußöffnungen
am Ansatz der Dachtraufe ermöglichten eine größtmögliche Verteidigung des
Tores.

239


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1991-10-11/0241