Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
10. und 11. Jahrgang.1990/1991
Seite: 280
(PDF, 67 MB)
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Buchbesprechungen

Helmut Reiner

»Es ist ein aufregendes Leben...«

Biographie und Bilderwelt des Wilhelm Oesterle 1876-1928

Im Selbstverlag des Autors, Kenzingen 1992, 80 S., 25 Abb., kt., DM 19,80

Nach dem vielseitigen und verdienstvollen Engagement um Werk und Präsentation des
Malers und Radierers Wilhelm Oesterle in zahlreichen Ausstellungen, Retrospektiven und
kürzeren Veröffentlichungen hat Helmut Reiner nun eine erste umfassende Biographie des
aus unserer Region stammenden Künstlers vorgelegt.

Ein weiterer Meilenstein in seinem seit langem verfolgten Ziel, das in dem von Elias Ca-
netti formulierten Motto dieser Monographie zum Ausdruck gebracht wird: Ȇber einen
Menschen schreiben heißt, ihn am Leben erhalten.«

Helmut Reiner nennt dieses mosaikartige Zusammentragen von Erkenntnissen, Gesprächen
, Quellenstudien und jahrelanger Anschauung und Neigung zum Werk von Wilhelm
Oesterle eine »Collage«. Ganz so locker zusammengefügt stellt sich jedoch die sorgfältig
recherchierte Biographie nicht dar. Sie folgt treu der Chronologie der Lebensjahre des Wilhelm
Oesterle, der 1876 in Wagenstadt im Breisgau zur Welt kam.

Nach einer handwerklichen Malerausbildung und Wander jähren gelang es dem jungen
Künstler in Berlin zu Beginn des neuen Jahrhunderts allein für seine Kunst und von ihr
zu leben. Er erfuhr prägende Anregungen von namhaften Künstlern seiner Zeit, wie Lovis
Corinth, in dessen Atelier er als Schüler arbeitet. Stets bewegt sich Wilhelm Oesterle jedoch
in seinem Denken und Handeln auf der Seite der Benachteiligten und Notleidenden,
die besonders in der Zeit vor und während des Ersten Weltkriegs in der wachsenden Weltstadt
Berlin zahlreich zu finden waren. Seine Kontakte in politischen und künstlerischen
Kreisen orientierten sich immer wieder an der sozialen Frage, am Mitfühlen, Mitleiden
mit noch ärmeren. So wandelt sich die Thematik seiner Bilder von vorexpressionistischer
Landschaftsschilderung zur Darstellung des Menschen in Freude an Tanz und Bewegung
bis zum Ausdruck von Not, Angst, Trauer, ganz im Geiste seiner Zeitgenossen, wie Käthe
Kollwitz, Wilhelm Lehmbruck, Ernst Barlach u.a.

Helmut Reiner bettet die Betrachtung einzelner Bilder — diese hätten das kleine Werk
durchaus noch etwas ausdehnen können — in den historischen und kunsthistorischen Zusammenhang
, läßt Oesterles Kontakte lebendig werden, anhand von Briefen und Zitaten,
vielen Illustrationen und Dokumenten.

Das Dokumentarische ist dem Autor ein Anliegen. Das Leben des Künstlers und seine Bilderwelt
sollen so exakt wie möglich belegt werden. Die abgebildeten Radierungen und Zeichnungen
mögen für sich selbst sprechen, und die Vorstellungskraft des Lesers soll selbst
das kurze Leben, die Lebensumstände und das Wesen dieses bescheidenen, wenngleich künstlerisch
selbstbewußten Menschen evozieren.

Einige persönliche Interpretationshilfen des Autors oder kleine Ansätze zur Unmittelbarkeit
oder Aufhebung der dokumentarisch-wissenschaftlichen Distanz würden es dem interessierten
Leser vielleicht noch etwas erleichtern, Verständnis für Wilhelm Oesterle oder
sogar Zuneigung zu ihm und seinem Werk zu gewinnen.

Vielleicht könnte diese seriös zusammengetragene und sehr lesenswerte Sammlung von Fakten
und dokumentarischem Material eine Studie oder gar Vorbereitung zu einem größeren
epischen Werk über Wilhelm Oesterle und seine Zeit sein.

Regina Pruner

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