Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
12. und 13. Jahrgang.1992/1993
Seite: 75
(PDF, 46 MB)
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Kriege und Not - Wonnental im 17. Jahrhundert

»Nit ungemeldet« könne er lassen, daß 1641 zwei Klosterfrauen aus Wonnental, Barbara
Caffar und Elisabeth Egetter, nach Wettingen im Aargau gekommen »und ihr Ellendt geklagt
, und under anderen auch, daß sie so lange khein Seelsorger mehr gehabt haben. Dan
damalen waren weder Capuziner noch Barfüesser, und selten ein Pfarrer im Landt« (405).*

Wie Konrad Burger Jahrzehnte später schreibt, leitete dieser Besuch eine bedeutende Wende
in seinem Leben ein. Im »Itinerarium oder Raisbüechlin«1 blickt Burger auf zahllose Reisen
im In- und Ausland wie auf die Reise seines Lebens zurück. Vieles von dem hält er
fest, was er unterwegs gesehen und erlebt hat; das »Raisbüechlin« bildet daher eine vielschichtige
, bislang kaum ausgeschöpfte2 Quelle zu einer Zeit, die wie kaum eine andere
von Krieg, Hunger und Krankheit heimgesucht war. Im Mittelpunkt stehen die Geschicke
des 1613 in Freiburg geborenen Autors, der 1629 ins Zisterzienserkloster Tennenbach eintrat
und 1641 Beichtvater im Zisterzienserinnenkloster Wonnental wurde. Packend erzählt
das »Raisbüechlin« vom Schicksal zweier Konvente wie des Breisgaus insgesamt. Mit dem
Wechsel von Zeitraffer und Zeitlupe, mit der Fülle sorgfältig beobachteter Personen und
Szenen liest es sich über weite Strecken wie das Drehbuch zu einem Film. Wiederholt sieht
man sich an Grimmelshausen erinnert; möglicherweise hat Burger den »Simplicissimus«3
gekannt; wie dieser, ist Burger als Kind jahrelang mit Soldaten durch Deutschland gezogen
(5 ff.); beinahe hätten ihn einmal Bauern als einen von der verhaßten Soldateska erschlagen
.

Burger veranschaulicht Kultur- und Alltagsgeschichte im weitesten Sinne, wie es Darstellungen
der Geschichte des 17. Jahrhunderts4 schon aus Platzgründen oft nicht möglich
ist. Bei Abfassung seiner Memoiren stützte er sich auf jahrzehntelang sorgfältig aufbewahrte
, wiederholt wörtlich wiedergegebene Dokumente (Empfehlungs- und Dankschreiben
, Vollmachten u.a.); die auffällige Genauigkeit zahlreicher Angaben, z.B. zu Daten und
Personen, dürfte sich am ehesten damit erklären, daß Burger mindestens zeitweise Tagebuch
geführt hat. Viele seiner Urteile - z.B. zu den von ihm in der Schweiz und in Frankreich
besuchten Klöstern - hat die moderne Forschung bestätigt5.

Burger hat sein umfangreiches Material zweimal verarbeitet: Die Chronik des Klosters
Wönnental6, mit deren Aufzeichnung er 1659 begann, entspricht inhaltlich weitgehend dem
»Raisbüechlin«, mit dessen Abfassung er gut fünfzehn Jahre später begann. In diesem
fallen manche Urteile, z.B. über die »Ketzer«, milder aus, hält sich Burger mit Selbstlob
mehr zurück als in der Chronik, die willkommene Ergänzungen bot: Auf beide Werke Burgers
gestützt, möchte die vorliegende Studie in erster Linie einen Beitrag zur Geschichte
Wonnentals liefern, darüber hinaus aber auch zum monastischen Leben im 17. Jahrhun-

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