Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
12. und 13. Jahrgang.1992/1993
Seite: 76
(PDF, 46 MB)
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dert. Mit dem mittelalterlichen Mönchtum haben sich Generationen von Forschern beschäftigt
; verglichen damit, wurde die Geschichte von Benediktinern und Zisterziensern
in der Neuzeit eher vernachlässigt - von rühmlichen Ausnahmen abgesehen7.

Reisen...

Nach einem Jahrzehnt relativer Ruhe zog der große Krieg 1632 den Breisgau in Mitleidenschaft
. Die Tennenbacher Mönche brachten sich zunächst in ihrem Hof in Freiburg in
Sicherheit, in den sich auch die Zisterzienserinnen aus Wonnental und Friedenweiler (bei
Neustadt) flüchteten (C 173). Als die Versorgung in Freiburg kritisch wurde, lösten die
Konvente sich auf; Wonnentaler Nonnen wurden u.a. nach Lichtenthai (bei Baden-Baden)
geschickt; manche blieben hier jahrelang, andere zogen weiter, bis nach Köln; fast alle
mußten sie sich ihren Lebensunterhalt mühsam zusammenbetteln (C 178, 203).
Die Tennenbacher Mönche übernahmen Seelsorgerstellen, im Breisgau wie im fernen Österreich
, oder sie suchten in ausländischen Klöstern ihres Ordens Zuflucht. Abt Adam von
Tennenbach z. B. hielt sich lange, Burger vorübergehend in dem eingangs erwähnten
Zisterzienserkloster Wettingen auf, das sich eines guten Rufes erfreute und das viele aus
ihren Klöstern vertriebene deutsche Mönche beherbergte, wie auch Altenryf/Hauterive bei
Freiburg i.Ue., in das Burger bald von seinem Abt weitergeschickt wird8. Die 1616, nur
zwei Jahre vor Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges, mit Billigung des Abtes von
Citeaux gegründete oberdeutsche Zisterzienserkongregation9 begünstigte solches Entgegenkommen
.

In Altenryf erhielt Burger nach einiger Zeit den Befehl seines Abtes, weiter nach Mori-
mond in Burgund zu ziehen. 1115 von Citeaux als jüngste der vier sogenannten Primarab-
teien gegründet, war Morimond direkt oder über Tochtergründungen Mutterabtei von etwa
200 Zisterzen, u.a. von Tennenbach und Wonnental. Auf diese Filiation gestützt, versuchte
der Abt von Morimond in den 1660er Jahren, im Breisgau gelegene Männer- und Frauenklöster
seines Ordens zu visitieren, worauf noch einzugehen ist.

Burger hielt es in Morimond nicht lange aus, sondern zog in einem weiten Bogen über
Lyon, Orleans und Paris durch Frankreich, reiste später nach Österreich, durch Württemberg
und das Rheinland wieder in die Schweiz; zwischen einer Wallfahrt nach Einsiedeln
und einem Abstecher nach Zurzach am Hochrhein hielt er sich, als die beiden Schwestern
aus Wonnental eintrafen, gerade für ein paar Tage in Wettingen auf. Zwar galt für ihn
grundsätzlich das Gebot der stabilitas loci10, doch war er Zeit seines Lebens von einer bemerkenswerten
Unrast getrieben.

... und dann Beichtvater in Wonnental

Es war naheliegend, daß die eingangs erwähnten Schwestern Caffar und Egetter sich an
den Abt von Tennenbach wandten, da ihr Kloster diesem hinsichtlich Seelsorge, Visitation
u.ä. unterstand11. Nicht selbstverständlich, sondern kriegsbedingt war die Tatsache, daß
auch Nonnen seinerzeit die Straßen bevölkerten12. Die Wonnentaler Schwestern verbanden
eine Bettel-»Tournee« mit der Bitte um seelsorgliche Betreuung.

Burger läßt sich von seinem Abt »die Beichterey von Wunnenthal« übertragen (407). Von
hier aus will er von seinem Kloster retten, was zu retten ist. Auf der Zurzacher Messe erkundigt
er sich bei Edelsteinschleifern aus Waldkirch nach möglichst sicheren Wegen; über
Schleichpfade kommt er dann unbehelligt nach Waldkirch. Kurze Zeit betreut er die gerade
verwaiste Pfarrei Elzach, was ihm erlaubt, sich unauffällig im Breisgau umzusehen.

Voraussetzungen für eine schwierige Mission

Bei Demarchen gegenüber örtlichen Potentaten sowie auf zahllosen Gängen durch ein kriegszerstörtes
, von feindlichen Heeren und einzelnen Marodeuren unsicher gemachtes Land
beweist Burger Durchsetzungsvermögen und Zivilcourage, wenn nicht Verwegenheit gegenüber
Menschen, die ihm wenig wohlgesonnen sind; er weiß liebenswürdig im Gespräch

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