Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
12. und 13. Jahrgang.1992/1993
Seite: 98
(PDF, 46 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1993-12-13/0100
Die Säkularisation und Industrialisierung des Frauenstifts Wonnental
im Breisgau 1806-1813*

Das in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts zurückgehende Zisterzienserinnen-Stift
Wonnental**, südlich von Kenzingen an der Elz gelegen, bewies im Laufe seiner wechselvollen
Geschichte wie manch anderes breisgauische Kloster einen zähen Lebenswillen. In
der Neuzeit konnten weder die Verwüstungen des Bauern- noch die des Dreißigjährigen
Krieges das Gotteshaus auslöschen. Auf die Drangsale der von Ludwig XIV. am Oberrhein
angezettelten Kriege folgte eine Ruhe- und Konsolidierungsphase in der ersten Hälfte des
18. Jahrhunderts, die jedoch mit der restriktiven Klosterpolitik des Habsburger Herrscherhauses
während der späten Regierungsjähre der Maria Theresia und besonders der Zeit
Josephs II. ihr Ende hatte. Die Zwangsmaßnahmen der vorderösterreichischen Regierung
zu Freiburg, vor allem was die Aufhellung der klösterlichen Vermögensverhältnisse angeht
, versetzen uns noch heute in die Lage, anhand der erhaltenen Vermögensfassionen
den wirtschaftlichen Zustand der Stifter und auch der Bettelklöster im Breisgau zu beurteilen
. Entgegen dem Dominikanerinnen-Kloster in Riegel1 zum Beispiel, das 1779 wegen
Überschuldung einging, stellte sich die Abtei Wonnental in ökonomischer Hinsicht als gesund
, wenn auch nicht gerade als reich dar. Die jährlichen Einnahmen aus einem weitverstreuten
Besitz an Grund und Boden und an Rechten langten in der Regel gut aus, die
ständigen Lasten zu tragen, die Klosterwirtschaft aufrecht zu halten und den Konvent und
das Gesinde zu ernähren. Die Kriegsereignisse am Oberrhein infolge der Französischen
Revolution bescherten den Nonnen zwar die üblichen Sonderabgaben und Quartier lasten.
Eine ernsthafte Gefährdung kann jedoch bis zum Ende des Stifts im Jahr 1806 nicht konstatiert
werden. Auch die Zugänge an Novizinnen mit Mitgift, die die vorderösterreichische
Regierung zu erschweren suchte, wo sie nur konnte, stellten ein Überleben sicher. Akute
Gefahr drohte spätestens seit dem Regierungsantritt Kaiser Josephs im Jahr 1780. Seine
Klosterreform, der alsbald eine Reihe von vorländischen Frauenkonventen, so bis 1783 die
Klarissen zu Freiburg, die Dominikanerinnen und Klarissen zu Villingen und die Franziskus-
Frauen zu Säckingen und Sipplingen, zum Opfer fiel, ließ auf lange Sicht auch keinen
Platz für die beschaulich - nach der Anschauung des Rationalisten Joseph taten- und zwecklos
- dahinlebenden Zisterzienserinnen. Grundbedingung für ihre Fortexistenz war, daß
sie sich der Allgemeinheit nützlich machten. Die Regierung dachte hier vorrangig an eine
Wirksamkeit im Schulwesen und in der Krankenpflege. Nun hatten ein solches Engagement
des Klosters weder seine Stifter noch der Ordensgründer vorgesehen. »Die Stiftung
Wonnental jedoch beruhte, wie hundert andere Stiftungen, auf dem kirchlichen Glauben
von dem Werte und der Berechtigung des beschaulichen, zwischen Handarbeit und Gebet
geteilten Lebens, dessen Segnungen nicht nur den Ordenspersonen selbst, sondern auch
den Mitmenschen, vorab den Stiftern und Wohltätern des Klosters, zugute kommen«2.
Die Nonnen ihrerseits waren nicht im entferntesten dazu bereit, den bisherigen Stil ihres
Daseins zu ändern und Zugeständnisse an den »Geist der Zeit« zu machen. Es ist denkbar
, daß sie den Ernst ihrer Lage nicht voll erfaßten und der josephinischen Politik einen
mehr episodischen Charakter beimaßen. Auf jeden Fall wird man nicht fehl gehen in der
Annahme, daß sie in einer keineswegs nur negativ zu sehenden Sturheit, für die gerade
damals etliche Frauenklöster im deutschen Südwesten bekannt waren, ein Festhalten an
den jahrhundertealten Ordenskonventionen und -traditionen einer Annäherung an den
Standpunkt des »Glaubensfegers« Joseph vorzogen. Auch wußte der Konvent sehr wohl,
daß ihn seine Zugehörigkeit zu den breisgauischen Ständen bis auf weiteres vor dem kaiserlichen
Zugriff schützte. Die Aufhebung stiftischer Klöster im Breisgau hätte dessen landständische
Verfassung verletzt oder gar, wie es sich 1806 dann erwies, in Frage gestellt.
Und soweit konnnten schließlich auch Joseph und seine Nachfolger noch nicht gehen.

Unter dem Eindruck des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. Februar 1803 und der
in der unmittelbaren Nachbarschaft vom Kurhaus Baden durchgeführten Säkularisatio-

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