Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
16. Jahrgang.1996
Seite: 23
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Kenzingen; dort hatte das Kloster Landesausbau getrieben und aus sumpfigen Elzniederungen
fruchtbares Ackerland gemacht. Insgesamt weist das Güterbuch eher kleine Parzellen aus,
diese allerdings zu Hunderten. Meistens messen sie nicht mehr als fünf, oft nur drei, zwei, ein
Juchart und weniger. Gelegentlich wird eine (weitere) Teilung ausdrücklich verboten oder eingeschränkt
.

Die starke Parzellierung hatte Vor- und Nachteile: Die Verwaltung war aufwendig, andererseits
erschien das Kloster nicht als reich: Von wenigen Eingeweihten abgesehen, wußte keiner, was
im Lande alles dieser einen Gemeinschaft gehörte. Mit dem Besitz war auch das Risiko
gestreut: hatte ein Hagel die Reben in Ihringen verwüstet, wurde in Kenzingen vielleicht ein
ausgezeichneter Herbst eingebracht.

Abgaben - das Nebeneinander von Geld- und Naturalwirtschaft

Sehr genau sind Abgaben beschrieben, nach Art (z.B. Geld oder Naturalien) und Menge (z.B.
acht Viertel), Qualität (z.B. „ Wein, wie er dort wächst"), Termin ihrer Fälligkeit (z.B. jährlich,
an St. Martin, 11. November) und Rechtstiteln, die Ansprüche des Klosters auf Leistungen
und/oder Dienste begründen.

Aus Kenzingen (wie aus den meisten Orten) bezog Tennenbach Geld- und Naturaleinkünfte.
Meist handelt es sich um Pfennig- und Schillingbeträge. Die Vielfalt der Ausprägungen wird
deutlich, wenn aus Kenzingen Freiburger, aus anderen Orten Basler, Breisgauer, Straßburger
u.a. Münzen gefordert werden. Überblickt man die Geldabgaben, so wird das Interesse der
Zisterzienser an Immobilienbesitz in Städten verständlich: für Haus oder Scheune bekam das
Kloster 10-16 Schilling, für eine Brotbank vier Schilling, für sechs Mannhaut Reben gerade 14
Pfennig (ein Schilling und zwei Pfennig). Wenn es im Mittelalter auch keine galoppierende
Inflation gab wie nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland, so wußte man doch um die schleichende
Geldentwertung; deshalb wurden wiederholt „alte Pfennige" verlangt, die im allgemeinen
mehr Silber enthielten als neue Prägungen.

Einen großen Teil der Abgaben machten landwirtschaftliche Produkte aus: Aus Kenzingen
bezogen die Mönche Weiß- und Rotwein, wovon noch weiter zu berichten ist; Nüsse waren
begehrt als wohlschmeckende, relativ leicht zu lagernde Beikost, ferner als nahrhafte Reiseverpflegung
(fast genauso kalorienreich wie Butter). Erwähnt werden ferner Erbsen und Bohnen
, Zwiebeln, Weizen und Hafer, andernorts auch Roggen, Gerste und Einkorn. Aus Hafer
wurde der sprichwörtliche Brei zubereitet zu einer Zeit, da Arme sich noch kein Brot leisten
konnten. Haferanbau darf man darüber hinaus als ein Zeichen für den vermehrten Einsatz von
Pferden im Militär- und Verkehrswesen deuten, vielleicht auch in der Landwirtschaft.

Mit Roggen und Weizen bzw. Gerste und Hafer sind Winter- und Sommergetreide genannt.
Aus solchen und anderen Angaben läßt sich schließen, daß im 14. Jahrhundert die Dreifelderwirtschaft
schon recht verbreitet im Breisgau war. Das Feld lag dann nicht mehr jedes zweite,
sondern nur noch jedes dritte Jahr brach9. Das Kloster war daran interessiert, daß die Abgabepflicht
nicht in Vergessenheit geriet; so dürfte sich erklären, daß der Pächter in Jahren der Brache
nur selten nichts zu liefern hatte; meist wird dann eine andere Abgabe gefordert, z.B. Geld
oder Geflügel.

Neben pflanzlichen begegnen tierische Produkte. Aus Kenzingen bezog Tennenbach junge
Hähne (lat. pulli) und Kapaune (lat. cappones, verschnittene Hähne). Zwar wird gelegentlich
ein halber Kapaun gefordert, doch im allgemeinen mußte man Geflügel lebendig abliefern; so
ließ sich feststellen, ob das Tier gesund war. Andernorts waren Schweine zu liefern, Gänse und
Enten, Käse (sonst ist von Milchwirtschaft nicht die Rede), aus Mundingen auffallend viele
Eier (40 + 200 + 100 Stück; 838/352, 849/358, 851/359).

Bienenzucht geht aus weiteren Abgaben von Wachs hervor: dieses verbrennt fast geruchlos; es
war deshalb in Form von Kerzen zur Beleuchtung, vor allem der Kirche, gefragt. Jahrhunder-

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