Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
16. Jahrgang.1996
Seite: 38
(PDF, 45 MB)
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Herr Konrad, der Schenke von Landeck (1250)

von Wilhelm Schneebeli

Vor dem Abt von St. Gallen, Berthold von Falkenstein aus dem Breisgau, waltet Herr Konrad
des Schenkenamtes, das in seinem Geschlecht erblich war. Auch er stammt aus dem Breisgau,
aus dem Geschlecht der Schnewlin von Freiburg.

Zur feierlichen Zeremonie hat sich sein Lehensherr auf einem reich verzierten Abtsthron niedergelassen
. In seiner Linken hält er den Krummstab als Zeichen seiner geistlichen Würde, hinter
ihm steht das Banner seines Klosters mit dem schwarzen Bären im goldenen Feld. Er trägt
die Tracht eines geistlichen Fürsten, dem aber durch das Hinzufügen eines Pelzbaretts auch
seine weltliche Macht attestiert wird. St. Gallen war nicht nur Kloster, sondern Fürstentum mit
großem Landbesitz, der etwa dem Umfang des heutigen Kantons St. Gallen entsprach, nebst
dem der beiden Kantone Appenzell Innerrhoden und Außerrhoden. Große Besitzungen hatte
das Kloster St. Gallen auch im Breisgau, vor allem zahlreiche Weinorte mit vorzüglichen Reblagen
. Das Kloster St. Gallen bezog fast den gesamten Weinbedarf aus dem Breisgau, aus eigenem
Besitz. Es muß neben Einsiedeln zu den Kultivatoren des Weinbaus im Breisgau gezählt
werden.

Konrad der Schenke bietet mit gebogenem Knie dem Abt einen großen goldenen Kelch dar,
dessen Deckel er lüftet, um zu zeigen, daß auch der Inhalt der Zeremonie entspricht. Ganz
gewiß ist es ein köstlicher Wein aus den Besitzungen im Breisgau, woher ja beide stammen.
Als Weinkenner werden sie keinen Bodenseewein genossen haben, denn der galt zu jener Zeit
als wenig genießbar und zu sauer! Konrad von Landeck hat sein Schwert seitlich an einem Bolzen
aufgehängt, es bekräftigt seinen ritterlichen Rang. Sein Wappen zeigt im silbernen Feld
zwei schreitende rote Löwen mit goldenen Kronen. Dies war das Wappen, das die Schnewlin
von Landeck als Lehensträger des Abtes von St. Gallen Mitte des 13. Jahrhunderts auf ihren
St. Gallischen Besitzungen führten. Ein Zweig von ihnen kam um 1300 zurück in den Breisgau
und erwarb die Burg Landeck bei Mundingen, welcher sie den Namen der Lehensburg im
St. Gallischen, ihrer „Landegg" gaben. Hier führten sie ein neues Wappen, bzw. das alte wieder
, den quergeteilten Schild, dessen oberes Feld golden, das untere dunkelgrün belegt war.
Gegen das Schloß Landeck hatten sie kurz nach 1300 ihr Kloster Murbachsches Hofgut
Schliengen mit reichem Rebenbesitz über die Johanniter Freiburg eingetauscht. Zu Landeck
gehörten ausgedehnte Weinberge in unmittelbarer Nähe. Die Keller der Burg faßten große
Mengen.

Die hohen Ämter des Kanzlers, der die Staatsurkunden anzufertigen hatte, des Truchsessen, der
der Hofhaltung und Küche vorstand, des Marschalls, dem die hohe Gerichtsbarkeit anvertraut
war, des Kämmerers, dem die Finanzen unterstellt waren und des Schenken, dem der Keller
übergeben war, gehörten schon zu den Einrichtungen des fränkischen Königshofes. Die königlichen
Hofämter wurden in der Folge auch von den Fürsten und kleineren Höfen übernommen.
Die Bedeutung des Breisgauer Weines, als eines besonders begehrten, qualitätsvollen, mundigen
Herrenweines ist aus diesem Bilde und der Tatsache zu erkennen, daß weit entfernte
Klöster wie St. Gallen, Einsiedeln, Lorsch und sogar aus dem Elsaß die Weine aus breis-
gauischen Reblagen bevorzugten und in ihren hiesigen Klosterhöfen bis zur Transportreife
pflegten.

Zuerst erschienen in: 50 Jahre Winzergenossenschaft Kenzingen-Hecklingen-Bombach,
Mai 1994, S. 52.

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