http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1997-17/0025
2. Weinberg
Im Alten Testament wird Israel mit einem von Gott gepflanzten Weinberg verglichen, ebenso
das messianische Reich, das im Neuen Testament verwirklicht wurde. Darum werden Israel
und die Kirche auch als Weinberg bezeichnet. Sicher ist der aus einer Vase emporrankende
Weinstock des Apsisfußbodens in Ancona (5. Jahrhundert) als Symbol der Kirche zu verstehen
.
Die Weinranken und der Zug der Israeliten durchs Rote Meer im Exodus-Mausoleum in el-
Bagawat, in der Oase el-Khargeh, 4. Jahrhundert, sind als Veranschaulichung der in Ps. 80
(Israel, Gottes Weinstock) erwähnten "Umpflanzung" der Israeliten ins Gelobte Land und des
Einzugs der Christen in das des Himmels zu verstehen.
Ein eindrucksvolles Bild des Weinbergs Gottes ergibt sich in Verbindung mit der Kelter. In
der Offenbarung des Evangelisten Johannes heißt es:
"Er tritt die Kelter des Weines des rächenden Zornes Gottes, des Herrschers des Alls".
Abb: 11: Christus in der Kelter, Augsburg, um 1500, Schloß Pommersfelden.
Das Bild des Kelterns dient dazu, eine totale, erbarmungslose Vernichtung zu veranschaulichen
. Die Gleichsetzung des ausgepreßten "roten Saftes" der Trauben mit vergossenem Blut
ist in der christlichen Religion von zentraler Bedeutung geworden.
Auf der Zunftscheibe der Zürcher Zimmersleute tritt nach protestantischer Auffassung an die
Stelle Christi in der Kelter die Taube des Heiligen Geistes. Und auf dem Gemälde Cranachs
in der Lutherhalle zu Wittenberg wird dem verwüsteten katholischen Weinberg der geordnete
protestantische gegenübergestellt.
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