Freiburger historische Bestände - digital

Wein

Schön glühst du Licht in rauher Kehle auf,
die nächtlich trinkt. Du bringst Gewesnes hell
und du machst los - erheitert steigt, zur Freude

erstaunt, erwacht der Geist in klaren Sinnen
und blüht hervor, - tiefum erklingt sein Haus
in deinem Duft. Die weigernden Bestünde

gefrorner Welt umspült die Flut der Nacht,
die leiser der verschwiegene Sturm des Gottes
vom fremden Mond aus sog. Über das dunkle

vielzeitig'her aufbrechende Gewoge

spannt sich das Weltherz leer, darin ein Lächeln

lautlos und leuchtend spielt mit allen Altern:

das unsrer Mitte, die am schmalen Licht
sich leise klärte, raschverstummt im Vorgruß
den jähen Gott umschwieg, das wilde Herz

in Wiege hält, so daß verhalten es

im Einhalt nicht verglüht jetzt, wo es ruft

und wo die Stille aufklagt! - Die nicht sind,

die Blüten dort! - Oh, schweres Hören, lang,
es rauscht und weht der Fall verlorener Samen
und Zweigwerk bricht in ungebornem Wuchs.

Fernher entaschter Sinn, im Staube weckend,
zeigt Gegenwart der Stein- und Blutkorallen,
rauscht, zeigt, verweht - ein Kranz, den wir verzichtet.

(Card Ochwadt)

Hinweis

Erwin Tecklenborg hat „Heinrich Ochsner und der Wein" 1995 für „Der Weinbau in Kenzingen - gestern
und heute" niedergeschrieben. Seine „Dionysischen Weltuntergangsgedanken" und Curd Ochwadts
„Gespräche mit dem Wein" sind entnommen dem Buch: Das Maß des Verborgenen - Heinrich Ochsner
zum Gedächtnis, Hannover (Charis-Verlag) 1981. Darin sind auch Texte und Briefe Ochsners sowie Briefe
und Erinnerungen von zwölf weiteren Freunden wiedergegeben. Die biographischen Abschnitte geben
ausführliche Auskünfte über Familie. Studien. Berufswege und Passionen Heinrich Ochsners.

Erklärung seltener Worte:

„Koinonia" - Geeintsein;

„Exsekration" - vgl. "Die Exsekration" im Ochsner-Buch, S. 299-311;

„eryximachisches Element" - Eryximachos, Arzt, Gesprächspartner des Sokrates in Piatons Dialogen, besonders
im „Gastmahl";

„Mänaden" - im Mythos Begleiterinnen des Dionysos;
„depraviert" - verdorben.

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