Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
17. Jahrgang.1997
Seite: 97
(PDF, 31 MB)
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Die Winzerterminologie in der Mundart von Kenzingen

von Hubert Klausmann

1. Die Stellung der Kenzinger Mundart innerhalb des Alemannischen

Die Dialekte im südwestdeutschen Sprachraum werden gemeinhin als "alemannische Dialekte
" bezeichnet. Dieses Alemannisch, dessen Nordgrenze von Baden-Baden über Pforzheim
und Heilbronn nach Ellwangen verläuft, wird dann nochmals in verschiedene Sprachlandschaften
unterteilt (Abb. 1). Kenzingen liegt im sogenannten oberrheinischen Teil dieses Alemannischen
. Hier spricht man noch bestimmte Wörter wie im Mittelalter mit einem gedehnten
Selbstlaut (Vokal), während dieselben Wörter in anderen Sprachlandschaften mit dem Doppellaut
(Diphthong) gesprochen werden. Man sagt also im Oberrhein-Alemannischen Huus,
Muus, Luus statt wie im Hochdeutschen Haus, Maus, Laus, und es heißt hier nicht Zeit, sondern
Z/7, man sagt nicht Häuser, sondern Hiiser. Vom Südalemannischen, das im Mark-
gräflerland, im südlichsten Schwarzwald und in der Schweiz gesprochen wird, unterscheidet
sich unser Oberrhein-Alemannisch dadurch, daß hier das k- im Anlaut als k- gesprochen wird,
während man im Südalemannischen dieses k- als ch- spricht. Hier sagt man also Kind, Kueh,
Kalb, dort Chind, Chue, Chalb.

Natürlich gibt es innerhalb einer jeden Sprachlandschaft noch weitere Unterschiede, und es ist
ja in der Tat so, daß beinahe in jedem Ort anders gesprochen wird. Unser Oberrhein-Aleman-
nisch können wir daher wiederum in einzelne Kleinräume unterteilen. Für Kenzingen ist hierbei
die Unterscheidung der Ortenauer Mundart von der Breisgauer Mundart entscheidend.

Die Ortenau stand von jeher stark unter fränkischem Einfluß. Immer wieder drangen und dringen
über Jahrhunderte hinweg sprachliche Neuerungen aus dem nördlichen, also fränkischen
Nachbargebiet nach Süden. Ein besonders deutliches Beispiel hierfür ist die Veränderung des
Konsonanten -g-. Die Freiburger Sprachwissenschaftlerin Renate Schrambke hat sich sehr intensiv
mit diesem Phänomen beschäftigt1, und wir greifen aus ihrer Sammlung einige Fälle
heraus. So wird in Wörtern wie Magen, gezogen in vielen Ortenauer Gemeinden das -g- zu einem
-j-, in manchen gar zu einem -U-. In den Wörtern Tag und Auge schwindet das -g- in der
gesamten Ortenau, während es dort in Weg zu -i- geworden ist. Auch in Egge und Waage ist
der Wandel von -g- zu -i- zu belegen. Wichtig für uns ist hierbei, daß all diese Veränderungen
des Konsonanten -g- nur bis in die Höhe von Lahr, genauer bis nach Kappel vorstoßen konnten
. Kenzingen gehört damit zu den Breisgauer Mundarten, die alle diese Veränderungen
nicht kennen. Als weiteres Ortenauer Dialektmerkmal sei hier noch die Kürze des Vokals in
Wörtern wie Leder, Feder und Ofen erwähnt. So spricht man diese Wörter zwischen Kehl und
Achern kurz aus, und in den Wörtern Gabel, Nebel und Leber reicht diese kurze Aussprache
wieder bis an die Grenze zwischen Ortenau und Breisgau. Im Breisgau werden alle diese
Wörter dagegen gedehnt ausgesprochen. Man sagt also in Kenzingen Lääder, Fäädere, Oofe
und Gaawle, Nääwel und Lääwere.

2. Lautgeographie und Wortgeographie

Bei der Einteilung der Dialekte mißt man traditionell den lautlichen Unterschieden eine besonders
große Rolle zu, denn wenn man etwa im Südalemannischen das k- als ch- spricht, so
tut man dies ja in allen Wörtern, in denen dieser Laut in dieser Stellung auftaucht. Die Zahl
der von einem Lautwandel betroffenen Wörter kann daher sehr hoch sein, während Unterschiede
bei der Benennung einer Sache eben nur diese Sache betreffen. So nennt man zum
Beispiel die Erdbeere in Kenzingen wie im gesamten nördlichen Breisgau Erbele. Diese Gemeinsamkeit
ist aber bei der Benennung der Brombeere schon nicht mehr vorhanden. Hier un-

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