Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
18., 19. und 20. Jahrgang.1998-2000
Seite: 6
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Jürgen Treffeisen

Die räumliche Entwicklung Kenzingens im Mittelalter und der
Frühen Neuzeit1

Jeder, der schon einmal eine Wohnung oder ein Haus zur Miete oder zum Kauf gesucht hat,
kennt den Begriff Immobilien. In der Bedeutung des Begriffs handelt es sich um etwas Unbewegliches
, etwas Feststehendes. Im Gegensatz dazu sprechen wir von den mobilen Gegenständen
, also den beweglichen Dingen. Doch ist alles Immobile wirklich so unbeweglich, so
unveränderbar, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag? Es kommt auf den Standpunkt
oder besser auf den Zeitpunkt des Betrachtens an. Ich möchte Sie heute auf einige mobile Immobilien
aus der Kenzinger Geschichte aufmerksam machen.

Wenden wir uns zunächst dem vorstädtischen Dorf Kenzingen, dem späteren Altenkenzingen
zu. Untrügliche Anzeichen für Siedlungen sind seit der Christianisierung der Alemannen die
Kirchen. Da wo eine Kirche war, musste auch eine Siedlung gewesen sein. Hier in Kenzingen
gab es in vorstädtischer Zeit zwei Kirchen - die Georgs- und die Peterskirche. Zu beiden
gehörten auch zwei Siedlungen. Es gab sozusagen zwei Kenzingen. Der eine Teil der Kenzinger
gehörte - wie Sie alle wissen - zum Kloster Einsiedeln, der andere zum elsässischen Kloster
Andlau. Für die Menschen der damaligen Zeit war es selbstverständlich, dass man für sie
eine Kirche errichtete. Und diese Kirchen waren mit die ersten Bauwerke, die man aus dem
dauerhaften Material Stein erbaute. Deswegen war ihr Standort auch fest. Die aus Holz gebauten
Häuser der Dorfbewohner hingegen waren beweglich und konnten von einem Standort
zum nächsten verlegt werden. Oft wanderten die Siedlungen sozusagen um ihre Kirchen herum
, veränderten ihren Standort. Die Kirche jedoch blieb in der Regel auf ihrem einmal festgelegten
Punkt. Ähnliches ist auch für Kenzingen zu beobachten. Nach dem Bau der Stadt blieben
noch Jahrhunderte die beiden Kirchen im ehemaligen Dorf an ihrem alten Standort stehen
.

Eine weitere Konstante alter Siedlungen ist das Wegenetz. Auf uralten Pfaden gingen die
Menschen seit Jahrhunderten ihren Arbeiten nach. Selbst unsere heutigen Straßen verlaufen
noch vielfach in Wendungen und Kurven, die nicht einsichtig erscheinen. An der einen Stelle
musste vielleicht vor hunderten von Jahren auf ein natürliches Hindernis Rücksicht genommen
werden: beispielsweise eine sumpfige Stelle, an der die Wagen steckenbleiben konnten.
Dieses Hindernis musste im Bogen umfahren werden. Aus der Umfahrung entstanden Rechte,
auf die bis heute beim Straßenbau Rücksicht genommen werden muss.

Die Verlegung einer überregionalen Straße war im Mittelalter nur mit königlicher Zustimmung
möglich. Auch hierfür liefert Kenzingen ein prägnantes Beispiel. Die alte Landstraße
führte noch 250 Jahre nach der Errichtung der Stadt durch die vorstädtische Siedlung - vorbei
an der Stadt, obwohl im Dorf damals keine Menschen mehr lebten. Erst 1495 konnten die
Kenzinger diesen Verkehrsweg durch die Stadt legen, nachdem König Maximilian seine Zustimmung
erteilt hatte. Heute wäre man sicherlich froh, wenn man die alte "Umgehungsstraße
" noch benutzen könnte.

Der nachfolgend weitgehend unverändert abgedruckte Vortrag wurde am 8. Mai 1999 im Rahmen des
feierlichen Symposiums der Arbeitsgemeinschaft für Geschichte und Landeskunde in Kenzingen e.V.
anläßlich der 750-Jahr-Feier der Stadt Kenzingen im Jahre 1999 gehalten.

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