Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
18., 19. und 20. Jahrgang.1998-2000
Seite: 8
(PDF, 40 MB)
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Doch ein Teil des mittelalterlichen, dörflichen Kenzinger Wegenetzes ist noch heute vorhanden
. Wenn man durch das Schwabentor Kenzingen verlässt, kommt man nach einigen hundert
Metern in eine Gartenlandschaft. Man befindet sich nun mitten im Dorf Altenkenzingen.
Denn die Kenzinger haben nach ihrer Übersiedlung in die Stadt ihre alten Grundstücke in
Gärten umgewandelt. Dies ist durchaus typisch: die alte Siedlung wurde zur Gartenlandschaft.
Wo man früher ein Haus stehen hatte, da verwandelte sich der lukrative Bauplatz in einen
Garten zum Anbau des Eigenbedarfs. Wandelt man durch diese Gartenlandschaft, so bewegt
man sich auf dem alten, innerdörflichen Wegenetz. Hier weht ein Hauch des früh- und hochmittelalterlichen
Kenzingen.

Die zwei Siedlungskerne Kenzingens gruppierten sich um die beiden Kirchen St. Georg und
St. Peter. Doch es gab noch weitere Siedlungskerne. Seit spätestens dem 12. Jahrhundert - also
gleichfalls vor der Stadtgründung - stand auf einer noch heute sichtbaren Erhöhung eine
Burg. Sie lag auf der Bergspitze des Gewanns Eyerkuchen. Auch sie war aus Stein gebaut.
Hier lebten die Herren von Kenzingen. Sie nannten sich nach den Siedlungen zu ihren Füßen.
Wann diese Burg aufgegeben worden ist, wissen wir nicht. Doch dürfte mancher Stein aus
ihrem Gemäuer noch in dem einen oder anderen Haus in Kenzingen stecken. Auch so bewegen
sich Immobilien: Teil für Teil wird abgebaut und in neuer Komposition zusammengefügt.
Viele Menschen können kaum in der Burg gelebt haben. Dazu war sie einfach zu klein. Sie
glich wohl eher einem steinernen Haus als einer prächtigen und mächtigen Burg. Doch ein
Wirtschaftshof, der sie mit Lebensmittel versorgte, gehörte sicherlich dazu.
Unmittelbar vor der Stadtgründung kam ein vierter Siedlungskern hinzu. Die Herren von
Osenberg siedelten beim später sogenannten Kloster Wonnental eine religiöse Gemeinschaft
von Frauen an. Das Klostergebäude mit der Kirche, ein dazu gehörenden Wirtschaftshof sowie
zahlreiche Menschen bildeten auch hier eine kleine vorstädtische Siedlung. Diese vierte
und jüngste vorstädtische Siedlung hat bis heute bestand. Aus dem ehemaligen Kloster hat
sich ein Stadtteil Kenzingens entwickelt.

1249 kam es dann zur Gründung der Stadt. Diese erfolgte einige hundert Meter neben der alten
vorstädtischen Siedlung. Rudolf von Osenberg errichtete eine planvolle, wohldurchdachte
Stadtanlage. Kern dieser Anlage war die breite, noch heute vorhandene Marktstraße. Eine
zweite, nicht ganz so breite Marktstraße kreuzte diese. Lange Zeit dachte man, dass aufgrund
dieses Erscheinungsbildes die Herzöge von Zähringen als Stadtgründer Kenzingens anzusehen
seien. Doch dieses Geschlecht war zum Zeitpunkt der Stadtwerdung schon seit drei Jahrzehnten
erloschen. Rudolf von Osenberg hatte einfach einen damals gebräuchlichen und auch
bewährten Stadtgrundriss übernommen. Die Besiedlung der neuen Stadt begann entlang dieser
Marktstraßen. Hier standen die ersten Häuser. Langsam hat man rückwärtige Straßen, die
vielleicht schon ausgesteckt waren, besiedelt. Am begehrteten waren jedoch die Hofstätten direkt
am Markt. Hier pulsierte das Leben, hier verdienten die Kaufleute, Handwerker und
Händler ihr Geld.

Doch es gab auch andere, die freiwillig in ruhigere Stadtteile zogen. Die Klöster, die sich in
Kenzingen mit einem Stadthof niederließen, bevorzugten eher Randlagen. Am Beispiel des
Stadthofes des Zisterzienserklosters Tennenbach läßt sich der Aufbau eines solchen Wirtschaftshofes
in der Stadt anschaulich darstellen. In den mittelalterlichen Quellen wird dieser
Stadthof als Residenz bezeichnet. Es muss sich also um einen großen Hofkomplex gehandelt
haben. Aber auch die Anfänge des Tennenbacher Kenzingenbesitzes haben ihre Wurzeln im
Dorf Altenkenzingen. Dort bewirtschafteten die Mönche vor der Stadtgründung eine sogenannte
Grangie. Diese Güter wurden mit klostereigenen Kräften bewirtschaftet und nicht als
Lehen ausgegeben. Die neue Stadt Kenzingen sowie eine gravierende Änderung der Wirtschaftsweise
der Zisterzienser machten aus der Sicht der Mönche eine Verlegung in den

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