Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
18., 19. und 20. Jahrgang.1998-2000
Seite: 32
(PDF, 40 MB)
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Klaus Weber

Ein stadtgeschichtlicher Rundgang durch den mittelalterlichen
Stadtkern von Kenzingen im Breisgau1

Vorbemerkung für eine Besichtigung, einen Wandertag oder Schulausflug

Es ist für die Arbeitsgemeinschaft für Geschichte und Landeskunde in Kenzingen e.V. immer
wieder eine schöne Aufgabe, sich auf die Herkunft dieser Stadt zu besinnen (Kenzinger Zeittafel
, Seite 51 und 52), Spuren Kenzinger Persönlichkeiten nachzugehen und das architektonische
Erbe dieser Stadt ins Bewusstsein zu bringen, ihre Urbanität und Identität. Die Stadt
Kenzingen hat sich mit dem Eintrag ins Denkmalbuch von Anfang an zu einer Entwicklung
durch erhaltende Erneuerung entschlossen, für das Leitziel einer behutsamen, Substanz schonenden
Erneuerung entschieden.

Aus der Vielzahl der Städte in Baden-Württemberg heben sich 306 dadurch hervor, dass sie
wie Kenzingen (1249) bereits im Mittelalter oder gar in römischer Zeit bestanden haben. Daher
kommt bei diesen Städten den archäologischen Zeugnissen und Urkunden, die Auskunft
über die Stadtentstehung und -entwicklung geben können, eine herausragende Bedeutung zu.

Der Grundriss der Stadt Kenzingen nach 750 Jahren

Niedergeschrieben finden wir die Stadtgründungsabsichten aus dem Jahre 1249 erstmals in einer
wahrscheinlich kopierten Gründungsurkunde von 1283, unter anderem beurkundet von
Hesso und Rudolf von Üsenberg, den Nachfahren von Stadtgründer Rudolf II. Überprüfen wir
die Kenzinger Urkunde auf die städtebaulichen Absichten dieses Gründers, können wir den
Herren von Üsenberg bestätigen, dass diese Stadt wohl gegründet war. Sie ist in ihren baulichen
Strukturmerkmalen bis auf den heutigen Tag erhalten geblieben.

Die Anlage einer breiten Marktstraße, die auch heute noch die ursprünglichen Maße aufweist,
bildet mit der heutigen Eisenbahnstraße-Brodstraße das Achsenkreuz, das der Haupterschließung
diente und bestimmendes Gerüst für die weiteren Ansiedlungen war. Abgesetzt
davon - wie in Freiburg - der Platz für die spätere Kirche mit Kirchhof.

"Wer in dieser Feste wohnen will", heißt es in der Übersetzung der lateinisch verfassten Urkunde
, "der soll 50 Fuß2 in der Länge und 30 Fuß in der Breite zu einer Hofstatt nehmen und
dem vorgenannten Rudolf, Herrn von Üsenberg, und allen seinen Erben einen Schilling Pfennige
jährlich am St. Martinstag von jeder Hofstatt als Zins geben". In diesem Passus der Urkunde
, der einen erbpachtähnlichen Gewinn für den Stadtgründer und dessen Nachfahren vorsieht
, liegt die wesentliche Festlegung für den aus dem Straßenkreuz sich entwickelnden
Grundriss, wie wir ihn heute noch kennen und fast unverändert täglich wahrnehmen.

Das Maß von "50 Fuß in der Länge und 30 Fuß in der Breite" ist in unserem Maßstab ca.
9,60 m x 16,00 m. Mit diesem vorgegebenen Maß war das Raster für das künftige Straßennetz
festgelegt. Im Lauf der Zeit wurden oft zwei Blocktiefen zu einer Hofstatt zusammengefasst,
was dann ein Maß von ca. 9,60 m Breite x 32,00 m Tiefe ergab. Dieses damals entstandene
Straßennetz ist es vor allem, das 750 Jahre überdauert und nach zahlreichen Kriegen und Feuersbrünsten
kaum Veränderungen erfahren hat.

1 Die nachfolgenden Ausführungen beruhen auf Vorträgen und Führungen, die der Autor im Rahmen
der 750-Jahr-Feier der Stadt Kenzingen, des Arbeitskreises Landeskunde/Landesgeschichte beim
Staatlichen Schulamt Freiburg i.Br. und bei anderen Gelegenheiten gehalten hat.

: Nach einem Werk über Metrik gilt: 1 Fuß = 30-35 cm.

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