Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
18., 19. und 20. Jahrgang.1998-2000
Seite: 73
(PDF, 40 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2000-18-20/0075
Helmut Reiner

Kenzinger Kulturleben nach 1945

Ein glanzvoller Auftakt des Kenzinger Kulturlebens außerhalb der Aktivitäten der örtlichen
Vereine ist 1949 in der 700-Jahr-Feier der Stadtgründung und den Internationalen Musiktagen
zu sehen. Beide Ereignisse waren eine großartige Dokumentation des kulturellen Aufbauwil-
lens der Bevölkerung nach den fürchterlichen Zerstörungen des Großen Krieges. Beim Festakt
kam das verstärkte Südwestfunkorchester, Studio Freiburg, zum Einsatz und brachte die
Sinfonie Nr. 1 von Ludwig van Beethoven zu Gehör. Der gemischte Chor der "Eintracht"
führte Haydns "Schöpfung " auf. Mit Ambros Veit am Dirigentenpult.

Das integrierte Programm der Musiktage hatte der Freiburger Komponist Eberhard Ludwig
Wittmer zusammengestellt. Zu hören war vornehmlich zeitgenössische Musik von Ernst Pep-
ping, Albert Roussel, Henk Badings, Igor Strawinsky, Paul Hindemith u.a. Marc Roland aus
München, der Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Komponisten, eröffnete die Veranstaltungsreihe
. Es referierten der Basler Musikschriftsteller Willi Reich und Julius Böhle, der
Begründer der schöpferischen Psychosynthese. Rolf Arco, Meistertänzer der Berliner Staatsoper
, und seine Partnerin Ruth Peter gestalteten einen Tanzabend auf hohem Niveau.

Neue Akkordeonmusik präsentierte das Akkordeonorchester Trossingen mit seinen Solisten.
Eine Tagung der Zunftmeister des Verbandes der Oberrheinischen Narrenzünfte mit einem
großen Umzug durch die Stadt beschloss die festlichen Tage. Gemessen an den Zeitverhältnissen
und den örtlichen Möglichkeiten bedeutete all dies eine herausragende Kulturleistung.

Schon Jahre zuvor hatte sich das Kenzinger Kulturleben geregt. Im November 1946 wurde im
Cafe Frank-Bilharz von Bürgermeister Fasoli das Heim der Jugend seiner Bestimmung übergeben
. Die Anwesenheit von Landrat Frhr. v. Gleichenstein und eines Vertreters des französischen
Militärgouvernements Emmendingen entsprach der Bedeutung dieses Aktes. Dem
Lehramtsassessor Kurt Ningelgen wurde die Leitung des Hauses übertragen. Daraus sollte
sich später das Jugend- und Volksbildungswerk Kenzingen entwickeln. Das Haus war allabendlich
von 19.00 bis 22.00 Uhr geöffnet. In diese Zeit fiel auch die Bildung eines Arbeitskreises
für Sprache und Dichtung. 14-tägig wurden öffentliche Lesungen mit anschließender
Aussprache angeboten. Carossa, Hermann Hesse, Bergengruen, Saint-Exupery, Bernanos und
Hemingway waren damals die aktuellen Autoren.

In guter Erinnerung sind mir noch die hochinteressanten Vorträge von Dr. Petri zum religiösen
Existentialismus. Der Jaspers-Schüler Petri war seinerzeit katholischer Vikar in Kenzingen
und hat besonders die junge Generation geistig angeregt und beflügelt.

Ich selbst begann damals mit einem kleinen Kreis Interessierter musikalisch in der Öffentlichkeit
wirksam zu werden. Der Bürgersohn Richard Götz, der ernsthafte musikalische Studien
betrieb, betreute den katholischen Kirchenchor. Er vermittelte diesem Vokalensemble nicht
nur jugendlichen Schwung, sondern versuchte mit Erfolg die etwas festgefahrene Chorliteratur
mit Rückgriffen auf die klassische Sakralmusik und die Erarbeitung neuer Kompositionen
qualitativ zu beleben. Dies galt ebenso für sein artifizielles und dynamisches Orgelspiel.

73


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2000-18-20/0075