Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
18., 19. und 20. Jahrgang.1998-2000
Seite: 133
(PDF, 40 MB)
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Jürgen Treffeisen

Die Gründung der Stadt Kenzingen im Jahr 12491

Heute, am 16. Juli 1999, feiern wir den 750jährigen Geburtstag der Stadt Kenzingen. Ich
möchte Sie nun einige Jahrhunderte in der Geschichte zurückführen, zurück zur Geburtsstunde
Ihrer Stadt. Was waren die Ursachen, der Anlaß für die Stadtgründung Kenzingens vor
nunmehr 750 Jahren? Warum gründete Rudolf von Üsenberg gerade zu diesem Zeitpunkt und
an dieser Stelle eine neue Stadt?

Der Einfluß der Üsenberger in Kenzingen ist erstmals 1219 nachzuweisen, also erst vier Jahrzehnte
vor der Stadtgründung. Vorher herrschten hier die Herren von Kenzingen. Doch bereits
mit diesem Datum -1219 - bahnte sich die Stadtgründung an.

1218, also ein Jahr zuvor, war der letzte Herzog von Zähringen verstorben. Die damals den
gesamten Breisgau kontrollierende Macht war verschwunden. Ein Machtvakuum war entstanden
. Und im nördlichen Breisgau füllten dieses Vakuum die Herren von Üsenberg. Zwei
wichtige Rechte hatten sie offensichtlich von ihren hier ansässigen Vorgängern, den Herren
von Kenzingen, übernommen: Dies waren die Vogteirechte über die breisgauischen Besitzungen
des elsässischen Frauenklosters Andlau und des schweizerischen Klosters Einsiedeln.
Was bedeutete die Ausübung der Vogteirechte für die Üsenberger? Man kann sie - modern
ausgedrückt - als Manager der breisgauischen Klostergüter bezeichnen. Dies brachte immense
Vorteile. Gewisse Abgaben konnten die Vögte kraft ihres Amtes legal in die eigene Tasche
stecken. Aber sehr vieles konnte man den Klöstern auch entfremden. Ein Beispiel: Wie sollte
das elsässische Frauenkloster Andlau, das zwei Tagesreisen von Kenzingen entfernt lag, beweisen
, dass ein bestimmter Acker, den ihr eigener Vogt für sich deklarierte, in Wirklichkeit
den Nonnen gehörte? Vergegenwärtigen wir uns, dass wir uns in einer fast schriftlosen Zeit
befinden. Wer sein Recht geltend machen musste, brauchte hierfür Zeugen. Und im vorliegenden
Fall konnte natürlich nur ein Kenzinger bezeugen, dass der von ihm bebaute Acker dem
Kloster gehörte und nicht den Klostervögten. Doch wird er in Realität auch so gehandelt haben
? Wohl kaum - denn die Nonnen waren weit weg, aber vor Ort musste er sich mit dem
Üsenberger auseinander setzen. Er wird also dem stärkeren, dem in der Region ansässigen
Klostervogt, dem Herrn von Üsenberg, Recht gegeben haben.

In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts ist es also den Herren von Üsenberg gelungen, durch
Machtmißbrauch klösterlicher Kompetenzen ihre Stellung im nördlichen Breisgau gewaltig
auszubauen. Als glücklicher Umstand für sie erwies sich das Aussterben der Zähringer 1218.
Nun war die Bahn frei für den Aufstieg zum führenden Geschlecht in unserer Region.

Ein weltpolitisches Ereignis wirkte sich gleichfalls zugunsten des weiteren Machtzuwachses
der Üsenberger aus. In den 1240er Jahren kulminierte die gewaltsame Auseinandersetzung
um die christliche Weltherrschaft zwischen dem damaligen Staufer-Kaiser Friedrich II. und
dem damals regierenden Papst Innocenz IV. Die gesamte christliche und damit die westeuropäische
Welt war polarisiert. Man war entweder für den Kaiser und damit automatisch gegen
den Papst, oder eben umgekehrt. Auch lokale und regionale Machtkämpfe ordneten sich
damals dieser Konstellation unter.

Unveränderter Abdruck eines Vortrages vom 16. Juli 1999 im Rahmen der Festveranstaltung der Stadt
Kenzingen anläßlich des 750jährigen Jahrestages der Stadtgründung im Jahre 1999.

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