Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
18., 19. und 20. Jahrgang.1998-2000
Seite: 150
(PDF, 40 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2000-18-20/0152
Der Tod: Seid mir gegrüßt, Kenzinger Bürger, Mannsbilder und Weibspersonen, ...reiche
Pfeffersäcke und arme Tagediebe alle zugleich und jeglicher besonders. Wir sehen euch so
gänzlich erstaunt und überrascht, dass wir heute mit so großem Gefolge erscheinen und öffentlich
Hofhalten, wo wir doch sonst ganz still und heimlich unsere Bahn ziehen?
750 Jahre Kenzinger Stadtrechte und 2000 Jahre nach Christi Geburt sind an sich schon Gründe
genug, doch uns erreichte die Kunde, dass Verwirrung herrscht im Lande der stolzen Dichter
und Denker, dass ihr verzweifelt nach der Klarheit sucht, die der Wanderer bedarf, um beherzt
nach vorne auszuschreiten. Wir hörten manch verwirrte Seele um Rat und Hilfe beten....
Ihr hockt zitternd in der Kutsche eurer Geschichte, die wie von Geisterhand gelenkt über die
Ebene der Zeit jagt. Aber wisst ihr denn eigentlich noch, auf welches Ziel ihr zurast? Kennt
ihr denn überhaupt noch den gespenstischen Kutscher, der die Zügel hält? Wer weiß, vielleicht
ist der Kutschbock schon lange verwaist. Es ist schon geraume Weile her, dass wir die
letzte Kutscherin davonschleichen sahen. Wer von euch hat den Mut, auf den Kutschbock zu
steigen um nachzuschauen oder gar selbst die Zügel in die Hand zu nehmen?
Da wir nun aber eng mit eurem Schicksal verknüpft sind, haben sich alle Mächte des Himmels
und der Erde entschieden, euch eine besondere Gnade zu erweisen.

Wir sind ausgesandt worden,.... nicht um über euch Gericht zu halten, sondern um euch einen
Blick in eure Historie zu gewähren. Wir werden, Seit' an Seit' mit euch, jene vor euer kritisch
' Aug und Ohr zitieren, die die Kutsche gebaut haben, sie auf den Weg brachten, ihr
Richtung und Schwung gaben.

Bevor ihr über die Schwelle des 3. Jahrtausends.....eurer Zeitrechnung! .... schreitet, sollt ihr

die Staffette eurer Fragen an diejenigen richten können, die in der Vergangenheit Verantwortung
für die Stadt Kenzingen trugen. Sie sollen Rechenschaft legen über ihr Streben und Tun!
Vielleicht erwacht aus dem Wissen um die Vergangenheit die Frucht der Zukunft.
Beginnen wir also im Winterschlaf des Eilandes über der Elz, das seit 722 n.Chr. unter dem
Namen Kenzingen bekannt ist. Beginnen wir in dem Augenblick, wo Fruchtbarkeit und
Reichtum dieser Landschaft in Schutz und Obhut frommer Frauen gelangte. Beginnen wir mit
einer hohen Dame, die als kundige Anwältin der heiligen Mutter Kirche das Wort erheben
soll.

Wir rufen Adelheid, Äbtissin des Nonnenklosters zu Andlau im Elsaß.
II. Szene Adelheid, Äbtissin von Andlau

Mit einem großen Gefolge, das Besitz und Frömmigkeit vermittelt, zieht die Äbtissin ein.
Sie ist eine gebildete ein wenig hochmütige Frau, die leicht pikiert ist, dass sie sich hier rechtfertigen soll.
Sie spricht mit dem Tod von Seelenhüter zu Seelenhüter, selbst fast schon an der Schwelle zum Engel.
Adelheid ist die Äbtissin, unter deren Ägide der Fronhof in Altenkenzingen letztendlich 1344 für 400
Mark Silber an die Stadt verkauft wurde.

An der Bühne angekommen, stellt sie sich mitten auf die Bühne und schlägt segnend das Kreuzzeichen.

Adelheid: Seid mir aufs frömmigste gegrüßt, Bürger und Bauern zu Kenzingen, Vogt und
Richter, Fürst des Überganges und Hüter der göttlichen Schwelle.

Wir sind erstaunt, zu einem solchen Disput gerufen zu werden. Als demütige Dienerinnen
Gottes handelten wir stets nach seinem Wort. Wer ist es, der nun die Hand erhebt und den
Stein wider uns wirft? Wer ists, der die Anklage führt, dass wir uns hier rechtfertigen müssen?
(pikiert und zickig!) Doch seis drum. Wir sind dem Ruf gefolgt und werden getreulich Zeugnis
legen!

Ihr selber wisst, wie wir zu Kenzinger Besitzungen kamen. Richgard, die Gemahlin von Kaiser
Karl III., stiftete unser Kloster und gab uns Besitzungen dazu, um unsere Einkünfte zu sichern
. Neben Bergen, Endingen, Bahlingen und Sexau erhielten wir auch jene Fronhöfe auf
der Gemarkung Kenzingen, welche Richgard selbst von dem Vater ihres Gemahls, König
Ludwig der Deutsche, zur Hochzeit erhalten hatte.

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