Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
18., 19. und 20. Jahrgang.1998-2000
Seite: 177
(PDF, 40 MB)
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Jürgen Treffeisen

Kenzingen im Auf und Nieder der Zeit1

Im Band 1 der Stadtgeschichte Kenzingen, der hier vor fast genau einem Jahr präsentiert wurde
, haben die Herausgeber die Geschichte Ihrer Stadt in chronologischer Reihung bearbeitet.
Im heute vorzustellenden 2. Band der Stadtgeschichte, nun im Blau des Kenzinger Stadtwappens
gehalten, haben wir einzelne Themen in den Mittelpunkt gestellt.

Doch nicht nur mit der Ereignisgeschichte haben sich Autorinnen und Autoren beschäftigt.
Wir präsentieren Ihnen auch einen Beitrag zu den naturräumlichen Gegebenheiten, einen zur
Geschichte der Fastnacht in Kenzingen und auch einen zu den hier teilweise seit Jahrhunderten
gebräuchlichen Flur- und Straßennamen. Wussten Sie beispielsweise, dass der Flurname
"Erlenspitz" tatsächlich das meint, was er ausdrückt: nämlich ein spitzes, mit Erlen bestücktes
Landstück. Der sogenannte Hundsrück, ein langgestreckter Bergrücken hinter dem Niederberg
, ist wohl aus dem Vergleich mit einem wirklichen Hunderücken entstanden. Doch nicht
immer lassen sich Flurnamen so leicht herleiten. Ein anderes Beispiel, wo der Name in seiner
heutigen Funktion völlig in die Irre führt: Das Edeltal, das in der Rebumlegung Hummelberg
aufgegangen ist, hat mit einem "edlen" Tal überhaupt nichts zu tun. Ganz im Gegenteil! 1341
hieß dieses Tal nämlich "Oeteltal", also ödes, trostloses Tal. E und Ö klingen in der Kenzinger
Mundart ähnlich. So wandelte sich das öde Tal durch den Jahrhunderte langen mündlichen
Sprachgebrauch zum Edlen Tal.

Es gibt auch Flurnamen, die sich auf Art und Farbe des Bodens beziehen. Der Rotenberg kann
seinen Namen wirklich auf die Gesteinsfärbung zurückführen. Manche Flurnamen enthalten
auch Lagebezeichnung. Ein Beispiel: Nach seiner dem Wetter besonders ausgesetzten Lage
könnte der Hagelberg benannt sein. Die höchste Stelle ist nach Westen hin ungeschützt. Vielleicht
sind die Reben hier in besonderem Maße von Hagelstürmen heimgesucht worden.

Viele Flurnamen sind seit Jahrhunderten erhalten. Jedoch auch in jüngster Vergangenheit sind
neue hinzugekommen: Kennen Sie die Bedeutung des Nägelesees? Dieser war ein Wasserloch
, das wohl im Zusammenhang mit dem Eisenbahnbau ausgebaggert worden war. Er enthielt
viele Blutegel. Aus der Lokalisierung "an dem Egelsee" wurde mundartlich durch Zusammenziehen
der Worte nun der Nägelesee.

Kehren wir zur Ereignisgeschichte Ihrer Stadt zurück. Wer vom Mittelalter spricht, spricht
auch vielfach von einer dunklen, finsteren Epoche. Doch schrecklich für die Kenzinger war
dieses Zeitalter bis zum endenden 15. Jahrhundert im Vergleich zu dem was später folgte eigentlich
nicht, sondern eher eine friedvolle Zeit. Zwar gab es auch damals immer wieder
Kriege, doch schon allein die Stadtmauer hielt viele Angreifer ab und bot den Stadtbewohnern
zuverlässigen Schutz. Ganz anders sah dies im 17. Jahrhundert aus. Eine der schrecklichsten
Zeiten erlebten die Kenzinger während des Dreißigjährigen Krieges. Im Winter 1632 drängten
sich abgerissene Soldaten, viele von ihnen ohne Schuhe und Strümpfe, in der Stadt. Man mus-
ste sogenannte Kontributionen an die Besatzer bezahlen. Das Treiben der Soldaten hätte
schon allein genügt, um die Bevölkerung zur Verzweiflung zu treiben. Aber die Soldaten war

Unveränderter Abdruck eines Festvortrages des Verfassers am 12. November 1999 in Kenzingen aus
Anlass der Vorstellung des 2. Bandes der „Geschichte der Stadt Kenzingen".

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