Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
21., 22. und 23. Jahrgang.2001-2003
Seite: 81
(PDF, 49 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2003-21-23/0083
Anton Wild

Kulturelles und gesellschaftliches Engagement an der Höheren
Bürgerschule und den Nachfolgeschulen in Kenzingen

Von der Gründung der Schule (1878) bis 1945

Dass am 11. September 1878 in Kenzingen eine Höhere Bürgerschule eröffnet werden konnte,
war vor allem der Bürgerschaft dieser Stadt zu verdanken. Schon 1743 hatte sie einen Lehrer
beantragt, der den Kindern auch Musik und Latein hätte beibringen können. Hier wie bei
späteren ähnlichen Bemühungen beschied die Behörde den Antrag abschlägig, „weil Kenzingen
kein Ort ist", wie es 1822 hieß, „welcher auf eine Schulanstalt zur literarischen Bildung
Ansprüche machen kann "2.

Die lange vergeblichen Anstrengungen kamen dem Verhältnis Schule - Stadt zugute. Stadt und
Umlandgemeinden schätzten das erweiterte Bildungsangebot der neuen Schule, nicht zuletzt
auch als Chance zum beruflichen und gesellschaftlichen Aufstieg der Kinder. Die Lehrer sahen
sich in ihrer Arbeit anerkannt, waren Land und Leuten verbunden und auch bereit, ihr Können
und ihre Intentionen über den Unterricht hinaus zu vermitteln.

Fragt man nach früheren Lehrern, die in besonderer Weise mit der Stadt Kenzingen in
Verbindung gebracht werden, so stößt man schnell auf den Namen Hermann Sussann. Er unterrichtete
von 1882 bis 1893 an der Höheren Bürgerschule bzw. Realschule unter anderem
Deutsch, Französisch, Latein und Geschichte und widmete sich darüber hinaus der Erforschung
der Stadtgeschichte. Insgesamt veröffentlichte er acht zum Teil umfangreiche Arbeiten
zur Geschichte von Kenzingen, davon drei Titel 1886 bis 1889 als „Beigabe zum Jahresbericht"
der Schule. Dies waren „Kenzingen im 30-jährigen Krieg", „Kenzingen in der Reformationszeit
" und „Kenzingen im Bauernkrieg". Die Stadt wusste seine Verdienste zu schätzen. Sie
übernahm bereitwilligst die Druckkosten und benannte später einen Weg nach dem Forscher.
Auch die Arbeitsgemeinschaft für Geschichte und Landeskunde Kenzingen e. V. erinnert an
seine Bedeutung und vergibt jährlich an einen Abiturienten den Hermann Sussann-Preis für
besondere Leistungen in Geschichte.1

Bei den älteren Einwohner(innen) ist Fritz Kölsch bis heute unvergessen, der 1922 als Zeichenlehrer
an die Realschule kam und sehr viel zum Gelingen der Schulfeiern wie zum geselligkünstlerischen
Leben der Stadt beigetragen hat. Auch in der Wahl seiner Bildmotive hat er
seine Verbundenheit mit Kenzingen zum Ausdruck gebracht. Über seine Zeit hier schreibt er
1982: ,Jtfeine geselligen Ambitionen führten mich zum abendlichen Treff in den Gesangverein,
die LesegeSeilschaft, den Schwarzwaldverein und andere Kreise. In der Rückschau kommt mir
dieses Aufeinander-Zugehen so einmalig vor und das Tätigsein in geselliger Runde so beglückend
, daß diese, auch für mich 'Goldenen Zwanziger Jahre', zu meinen unvergeßlichen Erinnerungen
zählen4."

Neben solchen Lehrerpersönlichkeiten hat auch die Schule insgesamt das öffentliche kulturelle
Leben bereichert, so mit den Schulberichten, den viel beachteten jährlichen Abschlussfeiern
und nicht zuletzt mit den zahlreichen Theateraufführungen. Bis zum Ersten Weltkrieg wurden
35 verschiedene Stücke gespielt, darunter einige historische Stoffe, wovon „Der Bürgermeister
von Kenzingen", ein von Dr. Arthur Pacius, einem Lehrer der Schule verfasstes Werk, 1893
und 1912 zur Aufführung kam.5

Ein herausragendes Ereignis war die Feier zum 50-jährigen Bestehen der Schule 1928. Das
Festprogramm erstreckte sich auf drei Tage und wurde für die früheren Schüler zum Rahmen
eines bewegenden Wiedersehens. In ihrer Verbundenheit mit der Schule und zu ihrer
materiellen Unterstützung gründeten sie den "Verein ehemaliger Realschüler", der auch heute
noch, wenn auch unter anderem Namen, der Zielsetzung von 1928 nachkommt.

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