Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
21., 22. und 23. Jahrgang.2001-2003
Seite: 101
(PDF, 49 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2003-21-23/0103
Nachweis oder Zusage über eine eigene Hofstatt, abgelehnt - sicherlich aus ökonomischen
Erwägungen, weil die Stadt kein Interesse an einem verstärkten Zuzug wenig bemittelter neuer
Einwohner hatte42. Dies wird etwa deutlich am Beispiel von Georg Fritsch, der im September
1667 das Bürgerrecht erhielt, wobei seinem Vater, der ihn begleitete, das Wohnrecht nur deshalb
zugesprochen wurde, weil der Sohn sich vor dem Rat verpflichtete, den offenbar nicht
mehr arbeitsfähigen Vater lebenslang selbst zu unterhalten43. Dem Fernhalten von Zuwande-
rern, die aufgrund ihrer geringen Mittel nur wenig Steuerleistung für die Stadt erbringen würden
und vielleicht einmal auf finanzielle Unterstützung der Stadt angewiesen sein könnten,
diente auch der später verschiedentlich erneuerte Ratsbeschluss vom 1. Oktober 1667, „aus
gewißen vrsachen " keine Hintersassen mehr aufzunehmen44. Insgesamt führte die Ratspolitik
in der Frage der Wiederbevölkerung nicht im gewünschten Umfang zur Vermehrung der Einwohnerschaft
und damit natürlich auch nicht zur erhofften Steigerung der städtischen (und
staatlichen) Steuereinnahmen. Bei der üblichen Befragung der Räte durch den Regierungskommissar
anläßlich der jährlichen Ratsbesetzung zeigten sich im Juli 1664 auch die Räte ratlos
und äußerten, sie wüßten kein Mittel, wie die Bürgerschaft vermehrt werden könnte45.

In den ersten Jahren nach dem Ende des Krieges hatte die Stadt zur Unterstützung des Wiederaufbaus
anscheinend auf den Einzug der städtischen Steuer verzichtet; doch jetzt, sieben Jahre
später, hatte sich die wirtschaftliche Lage der Kenzinger offenbar soweit stabilisiert, dass
Schultheiß, Bürgermeister und Rat in der bereits zitierten Sitzung vom 25. Oktober 1655 auch
beschlossen, es „solle zue gewohnlicher Zeit wie von allters hero die Steür widerumb zum
ersten mahl umbgelegt werden, der gestallten, daz soliche nach aller billichkeit, jedoch etwas
rings [geringer] aus gethailt, vnndt eindt weders [entweder] in Gellt oder Früchten nach Laujf
vnndt Laujf [je nach dem] erstattet [entrichtet] werden [soll] "46.

Die jetzt wieder fließenden Steuereinnahmen eröffneten der Stadt endlich den finanziellen
Handlungsspielraum, um den Wiederaufbau der kommunalen Infrastruktur und dringende städtische
Bau- und Instandsetzungsmaßnahmen angehen zu können. Noch im Dezember 1655
beschloss der Rat die Wiederherstellung des Weges zur Mühle im Muckental47. Und im Winter
darauf sah man Kenzinger „buoben" und „mediin" erstmals wieder zur Schule gehen, nachdem
der Rat im September 1656 den Breisacher Schulmeister Johann Beck auf sein „gepü-
rendtes ahn hallten" um die hiesige Stelle auf St.Thomastag (21. Dezember) nach Kenzingen
verpflichtet hatte48. Vordringlich war offenbar auch die Wiederherstellung der öffentlichen
Wasserversorgung, denn schon im August 1656 ordnete der Rat an: „Zue Einem ahnfang des
bronnen wesens solle bis künnftigen Freytag daz holtz durch ein gesambte Frohn gefällt, die
deichel[n] zue 12 oder 13 schuo lang [~ 3,6-4 m] gehawen, vndt hernacher aufffüeglichere Zeit
ahn bequembliche orth[e] gefüerth werden; wie nicht weniger so solle ahn dem eingefallenen
Maur werckh [der Stadtmauer] vor vnndt hinder der herrschaft Mühlin ein ahnfang gemacht
werden**." Diese „füeglichere Zeit" für das Ausbohren und Verlegen der Deichein war natürlich
der Herbst und der Winter, wenn der jahreszeitlich vorgegebene Ablauf der bäuerlichen
Arbeiten, der den Alltag der meisten Stadtbewohner bestimmte, Zeit für solche Fronarbeiten
im Dienst der Stadt ließ. So fasste der Rat in seiner Sitzung vom 16. September desselben Jahres
das „conclusium, dass [...] beede bronnen in effect gebracht" werden sollten™. Doch wurden
die Arbeiten offenbar so fehlerhaft ausgeführt, dass zumindest der eine der beiden Stockbrunnen
nicht „zu seinerperfection" gebracht werden konnte. Daher mussten die bereits verlegten
Deichein wieder ausgegraben und die schadhaften ersetzt werden. Die dadurch entstandenen
Mehrkosten sollten den Brunnenmeistern „ bey künjftiger rechnung ordentlich abgezogen
werden"^.

Durch die Gefahr von Rissbildungen und die begrenzte Haltbarkeit der hölzernen Wasserleitungsrohre
war das städtische Deichelsystem sehr reparaturanfällig. Deshalb legte die Stadt
größten Wert darauf, stets einen ausreichenden Vorrat an geeigneten Bäumen im Stadtwald

101


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2003-21-23/0103