Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
21., 22. und 23. Jahrgang.2001-2003
Seite: 137
(PDF, 49 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2003-21-23/0139
Klaus Weber

Historische Gasthäuser

als Kulturdenkmale in Kenzingen mit seinen Stadtteilen

1768 gab es in Kenzingen nur fünf Wirtshäuser: den „Adler", den „Bären", den „Hirschen",
den „Kranz" und den „Salmen". Im Folgenden sollen neun altgediente Gasthäuser mit Familientradition
in einer geschichtsträchtigen Kleinstadt mit ihren Stadtteilen vorgestellt werden.
Noch heute umwittern solche allseits bekannte Gasthöfe der Hauch vergangener Zeiten und
eine Ahnung früherer Gasthaus-Herrlichkeit. Sie spiegeln das Schicksal vieler Generationen
von Wirtsleuten, Bediensteten und Reisenden aller Art. Gäste von Rang und Stand, Händler,
Bauern, Soldaten und Vaganten prägten Atmosphäre und "Geist" des Hauses. Üppige Jahre mit
guten Ernten und blühendem Handel, Volksbelustigung im ausgebauten Tanzsaal, aber auch
Kriegs- und Notzeiten beeinflussten das Leben im alten Wirtshaus. Hier fanden Menschen
Schutz, Unterkunft und Verpflegung, konnten Geschäfte abwickeln und erfuhren in ihrem
"Stammlokal" die neuesten Nachrichten.

Immer war das „Gasthaus" in die Ortsgeschichte eingebunden. Eine beeindruckende Architektur
in prägnanter Lage und damit verbundene Gasthaustradition spiegeln Kulturentwicklung in
der Stadt und ländliche Kultur im Dorf wider. Bis heute sind einzelne Gasthäuser bei Taufe,
Kommunion oder Firmung, Hochzeit und Trauerfeier ein Knotenpunkt der Lebensstationen.
Und wenn um Martini die Novembernebel über die Rheinebene ziehen, steht da und dort
"Gänsebraten" auf der Karte.

Jedes Gasthaus hat seinen eigenen Charakter, der von der Umgebung, den Ereignissen und den
Menschen über Jahre hinweg geprägt ist. Der ländliche Charme jener Doppelbetriebe aus
Landwirtschaft/Weinbau, Metzgerei, Mühle oder Brauerei mit Mälzerei einerseits und Gastwirtschaft
andererseits geht immer mehr verloren. Kleinbäuerliche Betriebe werden im Südbadischen
Raum zur „Rarität". Das ist bedauerlich, denn solche Häuser vermitteln uns ein
beachtliches Stück Kulturgeschichte. Nicht zuletzt auch geprägt durch die Persönlichkeit des
Wirtes/der Wirtin, die nicht selten als „Originale" bekannt waren (sind). Sie verstehen es, eine
Atmosphäre der Herzlichkeit und Gastfreundschaft zu schaffen. So gesehen ist ein Gasthaus
ein Individuum in städtischer und dörflicher Symbiose und kann in dieser Form nur „hier"
existieren; unverwechselbar und nicht austauschbar im Gegensatz zur Systemgastronomie
beispielsweise. Dem vom "Artensterben" bedrohten klassischen Landgasthof oder Dorfgasthaus
soll deshalb hier ein kleines Denkmal gesetzt werden.

Die Bilder möchten zudem einen bescheidenen Hinweis auf die ländlichen Kultur-Kleinode
und die Vielfalt der verborgenen historischen Zeugnisse der Stadt und seiner Stadtteile geben:
Baustile, alte Ansichten von der Stadt, Hecklingen, Nordweil und Bombach, alte Postkarten,
wirtschaftliches Leben, Ahnengeschichte der Wirtsleute und anderes. Vielleicht ergeben sich
daraus Impulse zu weiterer, vertiefender Beschäftigung mit einzelnen Themen. Ausgestattet
mit einer gesunden Neugierde und Wertschätzung für noble Kreszenzen oder auch süffige
Vierteies-Weine und kulinarische Genüsse aus der Umgebung kann der Gasthof und sein
Umfeld Ziel einer kleinen „Forschungsreise" sein: Unsere Region mit dem, was sie hervorbringt
, ist mit Sicherheit eine Heimstatt des guten Schmeckens. Ein vergleichsweise dichtes,
über Jahrhunderte hindurch gewachsenes Netz von guten, soliden Gastwirtschaften gibt es
hier: Mutter Natur scheint für den Gast ein herzliches „Grüß Gott" erklingen zu lassen.

Diese Art von Gastronomie wirkt wie ein Katalysator, sie verbindet die unterschiedlichsten
Elemente und Temperamente zu einem harmonischen Ganzen. Was wären unsere Gasthöfe
ohne Terrassenwirtschaft, Biergärten und ohne Weinstuben? Vorraussetzung für ein solches

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