Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
21., 22. und 23. Jahrgang.2001-2003
Seite: 197
(PDF, 49 MB)
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liehen und verstärkten Werken an bestehenden Wehrbauten eine wirksame Antwort auf die sich
laufend verbessernde Feuerkraft der Artillerie zu geben.

Die Lage der Burg auf einem Sporn der Vorbergzone war hinsichtlich ihrer Verteidigungsmöglichkeiten
ungünstig. Zwar ging von den Süd- und Westseiten auf Grund des steilen Hanges
keine unmittelbare Gefahr aus, aber von Norden und besonders aus Richtung Osten konnten
sich Angreifer der Burg auf gleicher Höhe nähern. Sie war bereits durch Gräben, Zwinger
(Reste einer Zwingermauer finden sich südlich der Burg) und Maierhof vom anstehenden
Gelände getrennt. Nur über eine Rampe und die Zugbrücke war sie zu betreten.

Doch die aufkommende Artillerie zwang auch zur Modernisierung der Lichteneck. Man griff
auf die Erkenntnisse der Festungsbaumeister zurück und machte aus dem Geländenachteil gar
einen Vorteil: Gegen Norden wurde der Maierhof befestigt und zur Vorburg umgestaltet, Richtung
Osten planierte man den Hügel und schuf eine Art Glacis, ein offenes, deckungsloses
Gelände, welches der Burgbesatzung freies Schussfeld bot. Die Burg versteckte sich dadurch
sozusagen hinter der Vorburg und der östlichen Anhöhe. Sie war allerdings so hoch, dass die
Verteidiger von der obersten Stellung - auf der Rekonstruktion als überdachte Wehrgänge dargestellt
- das Umfeld überblicken und mit Kanonen und Gewehren die Angreifer auf Distanz
halten konnten. Kein Baum oder Gebüsch in der Nähe der Burg engte das Schussfeld ein oder
bot einem Angreifer Deckung.

Über einen langen Zeitraum wurden auf der mittelalterlichen Burg Lichteneck die Außenmauern
verstärkt, Umbauten, Veränderungen und Ergänzungen durchgeführt und damit moderne
fortifikatorische Gedanken verwirklicht. Die so geschaffene Festung mit ihren abgerundeten
Ecken und ihrer hohen, starken Umfassungsmauer ähnelt einem Rondell des ausgehenden 16.
Jahrhunderts (Rondell: rundes, auch halbkreisförmiges Werk mit Artillerieständen für Verteidigungsgeschütze
und Handfeuerwaffen auf mehreren Etagen, ggf. noch mit Ringmauer und
Zwinger verstärkt, errichtet seit Mitte des 16. Jahrhunderts).

Die neuesten Erkenntnisse der Restaurierungsarbeiten zeigen, dass die o.g. Rampe zu einem
mächtigen Vorwerk ausgebaut war: Nach Westen, also gegen die Verkehrswege, richteten sich
bastionierte Kanonenstellungen. Eine weitere Geschützstellung lag gegenüber dem Zugang vor
der Vorburg. Nur durch das Vorwerk und über eine Zugbrücke konnte die Kernburg, das Rondell
, betreten werden. Tiefe, ausgemauerte Gräben, wie man sie von anderen Festungen kennt,
trennten die einzelnen Abschnitte der Burg. Zwei Mauerzüge, von denen Reste noch stehen,
umschlossen die gesamte Anlage.

Diese wehrtechnischen Veränderungen und Ergänzungen begannen sicherlich bereits nach dem
Wiederaufbau 1433 und wurden bis in die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg fortgesetzt.
Einen Hinweis gibt Merian (in "Topographia Alsatiae", 1644): „... Lichteneck/Ein Schloß/an
einem Felsen gelegen/mit Vorwerken/und tiefen Gräben/versehen,

Restaurierung der Burgruine Lichteneck

Mit der Stille oben auf der Burg war es vorbei, als im Jahre 1986 der neue Besitzer die Arbeit
aufnahm. Diese Veränderung erregte die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, es gab einige Turbulenzen
in der öffentlichen Meinung um die spätere Nutzung der Stätte. Das neue Ziel hieß
und heißt: Restaurierung der als Denkmal 1. Kategorie eingestuften Burgruine Lichteneck im
Sinne von Bestandssicherung. Begleitet werden die Arbeiten bei diesem Projekt vom Förderkreis
zur Erhaltung der Burgruine Lichteneck, vom Landesdenkmalamt Stuttgart, Außenstelle
Freiburg, vom Historischen Seminar der Universität Freiburg - und natürlich von vielen Burg-

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