Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
24. und 25. Jahrgang.2004/2005
Seite: 76
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Abb. 56: Blick über Kenzingen nach Westen

bei Anna und das ebenfalls von ihm, aber auch von Stadtpfarrer Dr. Marquard geschilderte
Einrücken französischer Soldaten. Vermutlich kommen die letzten Sätze der Auskunft von
Herrn Andre Cabanis der Wahrheit am nächsten. Der Abschied seines Vaters dürfte unspektakulär
erfolgt sein: Er wird sich seinen Landsleuten zu erkennen gegeben und seine Lage erklärt
haben. Erinnerungen von Zeitzeugen deuten darauf hin, dass er sich danach noch ein
oder zwei Tage dolmetschend und vermittelnd für einen reibungsloseren Ablauf der Besetzung
Kenzingens zur Verfügung stellte und abreiste, als er nicht mehr gebraucht wurde.
Diese Annahme unterstützt auch der Artikel vom 20. Juni 1986 der Badischen Zeitung: „Die
beiden Frauen [Anneliese Fleig und Paula Thaller] erinnern sich auch noch, dass Jose Cabanis
verhinderte, dass die Geschäfte in Kenzingen geplündert wurden, als die französischen
Truppen einmarschierten"180, eine Beobachtung, von der auch mehrere Zeitzeugen
berichteten.

Ein weiterer Fall, bei dem Cabanis vor seinem Abschied helfend und rettend eingriff, wurde
ebenfalls von mehreren Personen erwähnt: Er ereignete sich bei der Übergabe der Stadt an die
Franzosen. Der Vorgang spielte sich im Cafe Frank (heute Cafe Bilharz) ab; anwesend waren
der französische (Stadt-)Kommandant, Bürgermeister Kreth, Josef Frank (damaliger Besitzer
des Cafe Frank und Vater von Dr. Josef Frank, der die Kenzinger Glocken zurückbrachte) und
ein bei der Familie Frank angestellter Elsässer aus Thann namens Wantz, der zum Dolmetscher
bestimmt worden war. Da erschien auch der Polizist Pfeiffer in voller Uniform (und nach einer
weiteren Aussage zudem mit einem schneidigen deutschen Gruß), worauf die Besetzer ihn
sofort gefangen nehmen und abführen lassen wollten - in jenen Tagen wurde jeder uniformierte
Nichtfranzose auf der Stelle verhaftet. Dies und noch Schlimmeres soll Jose Cabanis verhindert
haben, indem er seinen Landsleuten mit viel Geduld und Hartnäckigkeit klar machte,
dass die Uniform die übliche Dienstbekleidung eines Polizisten und nicht die eines Nazis sei
(und dass der Gruß automatisch und unbedacht dahergesagt worden war), und dass das
Auftreten des Polizeibeamten ungeschickt, aber ohne jegliche militärische, hoheitliche oder
andersartige Bedeutung oder Absicht sei. Als die misstrauischen Franzosen endlich
überzeugt waren und von einer Verhaftung absahen, holte Josef Frank ein Krüglein Most aus

" Erinnerungen an schwere Zeiten. Die Wunden sind längst verheilt, Badische Zeitung (Nr. 138) vom 20.

6.1986; anlässlich des Besuchs von Susanne Cabanis, Enkelin von Jose Cabanis. Im gleichen Sinne

äußerte sich auch der Zeitzeuge Heinz Thaller am 11.12.2002.
1 Aussage von Zeitzeuge Bernhard Bilharz am 4.5.2004 (und weiteren Zeitzeugen).

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