Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
24. und 25. Jahrgang.2004/2005
Seite: 78
(PDF, 30 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2005-24-25/0080
IV. Toulouse

Laufbahn und Werk

Nach Toulouse zurückgekehrt, beendete Jose sein Studium an der Universität mit den Staatsexamen
in Philosophie und Jura und heiratete am 18. Juli 1946 Bernadette Depeyre, die zwei
Kinder, Andre (1947) und Francoise (1949), gebar. Im Jahr 1949 promovierte er zum Doktor
der Rechtswissenschaften. Nach mehreren, eher unbefriedigenden Jahren als Rechtsanwalt
(54) wurde er Anwalt beim Arbeitsgericht, dann Sachverständiger vor Gericht in Toulouse.
Diese Tätigkeit übte er vierzig Jahre lang gewissenhaft, aber ohne Begeisterung aus, wobei er
Berufs- und Privatleben streng trennte: Vor der Stadt, in Nollet, war sein Refugium, wohin er
sich nach der Arbeit zurückzog. In Toulouse unterhielt er seine Kanzlei. Wie wenig er seinen
Broterwerb mochte, beweist ein Kommentar von 1998; dort nennt er seine Tätigkeit sehr
drastisch die Jurisdiktion, diese Scheißem, oder an anderer Stelle spricht er von seinem leidigen
Beruf. 184

Als Ausgleich und Entschädigung widmete er seine freie Zeit bis spät in die Nacht fast ausschließlich
der Schriftstellerei. Sein erster Roman, L'Age ingrat, erschien 1952; bis 1969
schrieb er ein Dutzend weitere, in welchen sich Autobiographie und Fiktion vermischen, und
danach veröffentlichte er Essays literarischen und historischen Inhalts. Als Romanschriftsteller
, Kritiker und Historiker schuf er ein umfangreiches Werk (55), das ihm mehrere hohe
Auszeichnungen einbrachte: 1961 erhielt er den „Prix des Critiques", zwei Jahre später den
„Prix des Librairies de France", und 1966 wurde er mit dem „Prix Theophraste Renaudot"
geehrt. Schließlich verlieh ihm 1976 die Academie francaise den „Grand Prix de Litterature de
F Academie francaise", nachdem er ein Jahr zuvor den „Grand Prix de la Critique litteraire"
erhalten hatte.

Cabanis hatte sich die Summe all seiner Romane als ein großes Gesamtwerk vorgestellt, das er
1990 mit Le Crime de Torcy abschloss. Damit beendete er aber nicht seine literarische Tätigkeit
, sondern blieb weiterhin aktiv bis in sein Todesjahr,
in welchem Lettres de la Foret-Noire zu einem letzten
Höhepunkt seines schriftstellerischen Schaffens wurde.
Nachdem er schon 1972 zum Ritter der Ehrenlegion
(„Legion d'hunneur") geschlagen worden war, wurde
ihm und seinem Werk die größte Anerkennung 1990
zuteil, als er zum Mitglied der Academie francaise (56)
gewählt wurde. Diese Ehrung war besonders herausragend
und bemerkenswert, da sie mit der alten Gepflogenheit
brach, nach welcher bis dahin nur bedeutende
Leute aus der französischen Hauptstadt in den Rang
eines „Unsterblichen" erhoben worden waren. In seiner
Antrittsrede würdigte der „Provinzler" Cabanis diesen
Umstand kritisch und mit Ironie (57). Mit 78 Jahren
starb er im Kreise seiner Angehörigen, am Morgen des
6. Oktober 2000 in Toulouse, der Stadt, die er - mit
Abb. 58: Jose Cabanis, Mitglied der Ausnahme seines Aufenthaltes in Kenzingen - nie für
Academie francaise, 20.6.1991 längere Zeit verlassen hatte.

Cabanis, Lettres, S. 62.
Cabanis, Gabrielle, S. 47.

78


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2005-24-25/0080