Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
24. und 25. Jahrgang.2004/2005
Seite: 79
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2005-24-25/0081
Laudatio und Würdigung

Am 21. Juni 1990 zum Mitglied der Academie francaise gewählt, wurde Jose Cabanis am 20.
Juni 1991 offiziell als Mitglied aufgenommen und hielt bei dieser Feier die traditionelle
Antrittsrede auf welche, ebenso dem Brauch gehorchend, ein anderer „Unsterblicher"
erwidert. Jacques de Bourbon Busset betonte in seiner Antwort Cabanis' Fähigkeit zur
Verbindung des Unvereinbaren und meinte: „Im übrigen sind Ihr Leben und Werk eng verbunden
. Sie sind Ihren Ursprüngen, Ihrer Familie, den Orten Ihrer Kindheit, dieser schönen
Region Toulouse, wo Sie immer gelebt haben, eisern treu geblieben. [...] Dies ist die Quelle,
aus der sich der Strom Ihrer Inspiration speist. Sie lieben das Zusammenwirken der Gegensätze
. [...] Keiner kann wie Sie geistige Lebhaftigkeit und gemessene Feierlichkeit, Enthaltsamkeit
und Sinnenfreude zusammenbringen. [...] Das gleiche Bemühen um Zusammenführung
lässt Sie gleichzeitig Gott und die Frauen lieben. [Dabei vollzieht sich] der Übergang
von der Liebe zu den Menschen zur Liebe Gottes. Dieses Thema ist wohl das Grundthema
Ihres Werkes. Die Botschaft, die ich aus Ihrem Werk lese, und die Sie, wie mir scheint, verschleiern
wollen, ist von grundlegender Bedeutung, nämlich, dass die Liebe unter Menschen,
weit entfernt davon, von Gott abzubringen, zu Gott hinführt. Alle Ihre Romane zeigen es."185
Es ist nicht schwer, in Bussets Laudatio Themen wiederzuerkennen, die Cabanis schon als
Jüngling beschäftigten.

Und sie nahmen ihn sein Leben lang in Anspruch: Nach Cabanis' Tod erkannte Roger Grenier
im Nachruf der Zeitung Le Monde das Aufeinandertreffen von Gegensätzen als kennzeichnend
für den Verstorbenen: „Man muss von dem Menschen und seinen Widersprüchen reden: dem
scheuen Mann und treuen Freund, der zurückgezogen auf seinem Landsitz wohnt, aber die
Welt sehr genau beobachtet, der Humor mit Melancholie verbindet.'"86 Marc Fumaroli, ebenfalls
ein „Unsterblicher", würdigte ihn als unermüdlichen, zuverlässigen, wertvollen Mitarbeiter
am Wörterbuch der Academie, für welches er bis zu seinem Tode jede Woche umfangreiche
Beiträge eingesandt hatte. Er bezeichnete ihn als „Experten und Feinschmecker der
französischen Sprache", pries seine „unermeßliche Gelehrsamkeit, den natürlichen, gehaltvollen
Stil, die Morallehre und sein religiöses Wissen" und fuhr fort: „Aber er war immun
gegen literarische Eigenliebe. Er war von unglaublicher Bescheidenheit. Diese Tugend hat ihn
vor dem Scheinwerferlicht der Popularität und der Publizität bewahrt."187

Premierminister Lionel Jospin stimmte in einer Pressemitteilung in den Chor jener ein, die in
Cabanis einen würdigen Vertreter französischer Kultur und ein Beispiel an menschlicher Größe
sehen: „Von taktvoll unaufdringlicher Art, gebildet, von feinem Wesen, mit viel Humor ausgestattet
, war er ein Mann des Glaubens, was ihn Bescheidenheit lehrte und hohe Ansprüche
an sich selbst stellen ließ. Sei es als Essayist, als Biograph oder als Romancier, er widmete sein
Leben der Literatur. Sein eleganter, gedrängter, häufig nach innen gerichteter Stil reiht ihn in
die Tradition unserer klassischen Schriftsteller ein. Er gehört zu jenen, die ein vollkommenes
Bild der Schönheit und des Reichtums der französischen Sprache gegeben haben, was ihn Mitglied
der Academie francaise werden ließ. Ich bin überzeugt, dass sein Werk Teil unseres literarischen
Erbes ist."188

Antwort von Jacques de Bourbon Busset auf die Rede von Jose Cabanis, vorgetragen in der öffentlichen
Sitzung vom Donnerstag, dem 20.6.1991. http;//www.academie-francaise.fr/immortels/index.html
Nachruf von Roger Grenier, Le Monde, 8.10.2000.

Würdigung Jose Cabanis' vorgetragen von Marc Fumaroli in der Sitzung vom 12.10.2000.

http;//www.academie-francaise.fr/immortels/index.html

Pressemitteilung, Paris, 6.10.2000.

http://www.archives.premier-ministre-gouv.fr/jospin_version3/fr/ie4/contenu/15377.htm

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