Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
24. und 25. Jahrgang.2004/2005
Seite: 92
(PDF, 30 MB)
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Diese Botschaft wird von Cabanis an keiner Stelle seiner Aufzeichnungen explizit so formuliert
. Krieg und Fremdarbeit sind der allgegenwärtige Rahmen von Les profondes annees und
Lettres de la Foret-Noire, und die Niederschrift kriegsbezogener Ereignisse übertrifft den
Raum, den andere Themen einnehmen. Daher ist es nur möglich, Cabanis' Aussage einzig aus
der Auswahl und der Art der Beschreibung dieser Ereignisse abzuleiten. Die übrigen Themen
- zum Beispiel Literatur oder Religion oder Liebe - denen in Kriegsaufzeichnungen weniger
Raum bleibt, erfahren dagegen häufig eine eher theoretische Behandlung. Sie sind aber alle
eingegangen in den Fundus der Stoffe, die Cabanis' Gesamtwerk ausmachen; das heißt, sie
tauchen in verschiedenen Romanen und Abhandlungen immer wieder auf.

Die Kenzinger Zeit in Cabanis' Werk

Damit wird Cabanis' Werk in hohem Maße autobiographisch. In Gabrielle und die Schlacht
von Toulouse versichert Cabanis, dass er nichts schreiben könne, als was ihn irgendwie persönlich
angehe. Geschichten erfinden könne er nicht. Jacques de Bourbon Busset betonte in
seiner Laudatio diese enge Bindung zwischen Leben und Werk245, und auf der ersten Seite des
genannten Romans verspricht Cabanis selbst: Diesmal will ich jedoch nicht aus meinem Leben
erzählen, das habe ich schon viel zu oft getan [...].246 Und dann folgt doch wieder ein Text, der
voll ist von Anspielungen auf eigene Erfahrungen, „denn es drängt sich ihm das eigene Leben
in die Feder, seine Erlebnisse mit Gabrielle, der schönen, undurchsichtig-treulosen Geliebten.
Die Lebensfreude, die sich dem Vierzigjährigen erst durch sie erschloß, ist rasch in Enttäuschung
untergegangen, dennoch bleibt er seiner verzehrenden Leidenschaft verfallen."247
Wieder ist es das Leitmotiv der unvollkommenen Liebe, das ihn seit seiner ersten, unglücklichen
Erfahrung mit Veronique in Toulouse verfolgt, das er in seiner Beziehung zu Anna in
Kenzingen aufs neue bestätigt fühlt und das ihn zeitlebens begleitet.

Cabanis fügt überall Elemente aus sämtlichen Bereichen seines wirklichen Lebens bunt gemischt
mit fiktiven Passagen zusammen: Dazu gehören natürlich auch Erlebnisse, die er in
seinen, vom Wesen her autobiographischen Tagebüchern bereits festgehalten hat, also auch
Erlebnisse aus seiner Kenzinger Zeit. Allerdings sind es weit weniger die konkreten Ereignisse,
die er immer wieder aufgreift, als vielmehr die Gedanken, die Empfindungen und die allgemeinen
, abstrakten Strukturen, nach denen die Handlungen ablaufen.

Das wirkliche Kenzingen als Ort, beschrieben und mit Namen, wird sich daher nicht in Cabanis
' Texten wiederfinden. Als anonyme kleine Stadt aber, mit einer heimeligen Atmosphäre,
in einem sanft hügeligen Umland, das zu Spaziergängen auffordert, taucht Kenzingen öfters
wieder auf. Auch genaue Abbilder von Anna oder Paula wird der Leser vergeblich suchen. Er
wird aber bei ihnen entliehene Wesensmerkmale in Romanpersonen anderen Namens entdecken
. Hingegen benutzt Cabanis Namen, die er in Deutschland lernte, indem er sie auf
andere Personen oder Dinge überträgt. Und es ist ganz natürlich, dass Orte, Begebenheiten
und Menschen aus Cabanis' Kindheit und Nachkriegszeit mehr Raum in seinen Romanen
finden, da die Episode Kenzingen, zeitlich und räumlich begrenzt, weit weniger Modelle
liefern konnte.

Antwort von Bourbon Busset auf die Rede Cabanis', vorgetragen in der öffentlichen Sitzung vom
20.6. 1991.

Cabanis, Gabrielle, S. 7.

Ebd. Einführungstext auf dem Schutzumschlag von Werner Rebhuhn.

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