Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
24. und 25. Jahrgang.2004/2005
Seite: 106
(PDF, 30 MB)
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Amt des Kriegsministers (1934) und des Botschafters in Madrid (1939). Er war zum Ratspräsidenten
ernannt worden, als er sich zum Waffenstillstand mit Deutschland entschloss (22.
Juni 1940). Mit 84 Jahren wurde er französischer Staatschef in der Vichy-Regierung. Nach der
Besetzung der freien Zone durch die Deutschen im November 1942 blieb er auf seinem Posten
und wurde mehr und mehr ein abhängiger und entschiedener Kollaborateur. Über Sigmaringen,
wohin er von den Deutschen auf ihrem Rückzug gebracht worden war, gelangte er 1945 nach
Frankreich zurück, wo er von einem Sondergericht zur Aburteilung des Staatpräsidenten (und
der Regierungsmitglieder) zum Tode verurteilt wurde, einer Strafe, die in lebenslange Haft auf
der Atlantikinsel Yeu umgewandelt wurde, (vgl. 3)

3Laval (1883-1945)

Pierre Laval, sozialistischer Abgeordneter und später unabhängiger Sozialist, war Bürgermeister
von Aubervilliers (1923-1945) und zweimal Ratspräsident. Staatsminister und
Ratsvizepräsident bei der Gründung der Vichy-Regierung (Juni-Juli 1940), wurde er im
Dezember seiner Ämter enthoben. Aber unter dem Druck der Deutschen ernannte man ihn im
April 1942 erneut zum Ratspräsidenten. Er verstärkte die Kollaboration mit Deutschland im
Juni 1942 durch die Einführung des Programmes «Releve» (französische Arbeiter werden im
Austausch für Kriegsgefangene nach Deutschland geschickt) und im Februar 1943 durch STO
(Service de Travail Obligatoire, obligatorischer Arbeitsdienst, vgl. 8), einer Maßnahme, die
650 000 Franzosen zur Arbeit in Deutschland zwang. 1945 wurde Laval zum Tod verurteilt und
hingerichtet.

4 Jose Cabanis: Jugendjahre, Familie und Wohnsitz

Toulouse, wo Cabanis geboren wurde, wo er wohnte und starb, der Vorort Nollet, der Kurort
Bagneres in den Pyrenäen und das Schloß Valgros in der Ebene von Bram (am Canal du Midi)
sind die Orte, an denen sich sein Leben abspielte, seine eng gesteckte Heimat, die er liebte und
der er zeitlebens treu verbunden blieb.

„Jose Cabanis entstammt einer halb bürgerlichen, halb aristokratischen Familie [...]. Ein Vorfahre
[sein Urgroßvater] war Bürgermeister [und Abgeordneter von Toulouse (1845-1847)],
ein Onkel ließ sich sein Portrait von Ingres, seinem Freund, malen. Wir bewegen uns in den
besten Familien [...]. Wir sind im Frankreich der Familiengeheimnisse, der verschlossenen
Gärten, der pünktlichen Mahlzeiten und der gesunden Grundsätze. [Cabanis] vertritt ein
Milieu, in dem es seit Erfindung der Buchdruckerei Bibliotheken gibt."250
In Toulouse (5 rue Darquier, zwischen Kathedrale und Justizpalast) besaß die Familie Cabanis
ein großes Stadthaus, in welchem Jose seine frühe Kindheit in einer großzügigen Wohnung
verbrachte, zu der auch ein Pferdestall und ein Schuppen für die Kutsche seiner Großmutter
gehörten. Er berichtet, dass diese Frau in ihrem Leben nie einen Finger gerührt hatte: drei
Domestiken bedienten sie, alle Mühen des Alltags waren ihr erspart geblieben.
Im Jahre 1930 verlegte die Familie ihren Hauptwohnsitz für fünf oder sechs Jahre in ein etwas
außerhalb des Vororts Nollet, nordöstlich der Stadt gelegenes, stattliches Landhaus im Grünen,
Familienbesitz „seit mehreren Jahrhunderten"251, von wo Jose mit dem Bus in die Stadt zur
Schule und am Abend mit seinem Vater im Auto zurückfuhr. Als dieser erkrankte, zog die
Familie in die Wohnung in Toulouse zurück, verbrachte aber die Sommermonate weiterhin im
Haus in Nollet. Wir wechselten die Residenz, wie man es zur Zeit Ludwigs XIV. tat.252
Bevor Nollet zum Sommersitz für Jose und seine Eltern geworden war, hatte die Familie die
Sommerferien (sie dauerten damals in Frankreich drei Monate) in ihrer Ferienvilla im Kurort
Bagneres-de-Bigorre, der Hauptstadt des Unterbezirks Hautes-Pyrenees, verbracht. In Bag-

250 Antrittsrede Angelo Rinaldi am 21.11.2002 bei seiner Aufnahme in die Academie francaise.

251 Lt. 30 millions d'amis, No 11, janvier 1988, S. 10.

252 Cabanis, Les profondes annees, S. 28.

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