Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
24. und 25. Jahrgang.2004/2005
Seite: 110
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brief an seine Mutter, den der Leutnant an sich nahm. Mit Hilfe eines belgischen Arztes gelang
diesem später die Flucht und er berichtete Joses Eltern die näheren Umstände von Arnauds Tod
und überbrachte den Wortlaut des Abschiedsbriefes, den er auswendig gelernt hatte.
Auch für Jose war der Tod seines Bruders ein entsetzliches Ereignis. Dieser war mit 16 Jahren
in den Orden der Trappisten264 eingetreten, und mit ihm hatte er sich besonders gut verstanden,
bei ihm im Kloster hatte er oft einen Teil seiner Ferien verbracht. Am 12. Juli 1940 vertraut der
18-Jährige seinem Tagebuch an: Arnaud ist tot. Ich habe nicht den Mut, mehr zu schreiben. Es
scheint, Gott fühlte sich durch die Erbsünde beleidigt. Er hat sich sehr an uns gerächt für das
Verbrechen, das wir nicht begangen habend Und einige Tage später fügt er resignierend
hinzu: Ich bin jemand, den man nicht liebt. Arnaud liebte mich. Er, er wollte mir Freude
machen, er nützte alle Gelegenheiten, um mich glücklich zu machen, aber ich werde ihn nie
mehr sehen.lhh Auch in Le Bonheur du jour betrauert er den Tod seines Bruders und fragt nach
dessen Sinn: Die Pforten des Todes werden in meinem Herzen gar nichts gegen meinen vielgeliebten
Bruder ausrichten können. Aber was hat er denn getan? Warum ist er so schnell auf
den Feind losgestürmt? Wozu auch als erster diesen kleinen Bach erreichen? 267

7 „Resistance" ist das französische Wort für „Widerstand(sfähigkeit), Gegenwehr, Widerstandskraft
", und der Name Resistance bezeichnet die während des Zweiten Weltkriegs im
geheimen von mehreren zivilen und militärischen Organisationen in Frankreich und anderen
europäischen Staaten geführte Widerstandsbewegung gegen die Okkupationsmacht Deutschland
. In Frankreich wurden die verschiedenen Widerstandsbewegungen 1943 in den C.N.R.
(Conseil national de la Resistance, den Nationalrat für den Widerstand) zusammengeführt.
Durch seine Tätigkeit (Übermittlung von Informationen an die Alliierten, Sabotage, Widerstand
jeglicher Art) hatte die Resistance einen wesentlichen Anteil an der Befreiung Frankreichs
.

8 Service de Travail Obligatoire (STO), Entwicklung und Auswirkung

STO (Service de Travail Obligatoire = vorgeschriebener Arbeitsdienst) bezeichnete die
Zwangsverpflichtung zum Arbeitseinsatz in Deutschland. Die Teilnehmer an dem Programm
waren Unfall- und krankenversichert und erhielten Unterkunft, Verpflegung und Lohn.
1942 herrschte im überwiegenden Teil Frankreichs Lebensmittelknappheit. Doch die Nationalsozialisten
forderten von Frankreich Abgaben für ihre Okkupationstruppen und
beschlagnahmten einen Großteil der industriellen und landwirtschaftlichen Produktion.
Darüber hinaus verlangten sie die Stellung von Arbeitskräften, Kriegsgefangenen zunächst,
dann Freiwilligen und danach qualifizierten Arbeitern, die für Lohn und Nahrung in Deutschland
schaffen sollten. Als gegen Ende 1942 die Ausrufung des Totalen Krieges die deutsche
Wirtschaft in eine Kriegswirtschaft umwandelte, benötigte die Rüstungsindustrie dringend
Arbeitskräfte. Zunächst waren dies Polen, Russen und Tschechen.

Im März 1942 wurde Fritz Sauckel, der von 1942-1945 als „Generalbevollmächtigter für den
Arbeitseinsatz" für die Massendeportation ausländischer Arbeitskräfte ins Deutsche Reich verantwortlich
war, mit der Rekrutierung und Einstellung von Arbeitskräften aus Frankreich
beauftragt. Drei Monate später begab er sich nach Vichy und verlangte von Laval die
Zwangsrekrutierung von 350 000 Arbeitern. Zu diesem Zweck wurde das Programm „Releve"

264 Trappisten sind ein strenger Ordenszweig der Zisterzienser. Geistliche waren in Frankreich wehrdienstpflichtig
aufgrund von Gesetzen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts von der linken Mehrheit in Abgeordnetenhaus
und Senat verabschiedet worden waren. Man sprach von „Rucksackpfarrern", „des eures
sac au dos".

265 Cabanis, Les profondes annees, S. 196.

266 Ebd., S. 199.

267 Cabanis, Le Bonheur du jour, S. 63.

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