Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
24. und 25. Jahrgang.2004/2005
Seite: 122
(PDF, 30 MB)
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Schließlich, so wurde auch spekuliert, habe man in Kenzingen sehr wohl bemerkt, dass die
Franzosen gut Bescheid wussten, wann mit Angriffen zu rechnen war, und sie hätten dann
immer als erste in den Gräben Schutz gesucht. Möglicherweise musste sich Jose kurz vor
Kriegsende verstecken, weil man seine geheimen Verbindungen entdeckt hatte.
Dass sich in Cabanis' Aufzeichnungen nicht die geringste Andeutung auf etwaige geheime
Verbindungen zum französischen Widerstand findet, dürfte allerdings auch nicht verwundern,
weil es völlig undenkbar gewesen wäre, dass er durch derlei brisante Anspielungen in
ungeschützten Dokumenten sein Leben und die Arbeit einer Organisation aufs Spiel gesetzt
hätte. Aufschlussreicher und zuverlässiger ist daher die Tatsache, dass Cabanis auch in seinen
Kommentaren, die er Jahrzehnte später verfasste, als er durch Indiskretionen kein Risiko mehr
eingegangen wäre, eine Verbindung zum Widerstand ebenfalls mit keinem Wort erwähnte.
Auch wären Sabotageakte am Arbeitsplatz viel zu gefährlich gewesen: Die bei Kaiser gefertigten
Zünder wurden regelmäßigen Funktionsprüfungen unterzogen. Jose war vielleicht gut
unterrichtet, aber für eine aktive Beteiligung am Widerstand finden sich keinerlei Beweise.
Schließlich weiß auch sein Sohn, Andre Cabanis, nichts von Kontakten seines Vaters zum
Widerstand; dieser habe nie etwas Ähnliches erwähnt. Dagegen habe Jose erzählt, dass er
absichtlich so langsam und schlecht als möglich gearbeitet habe, besonders bei der Herstellung
von Zündern.300

Somit werden die Spekulationen wohl unbewiesene Vermutungen bleiben müssen. Daß Kenzingen
überhaupt so verheerend bombardiert wurde, liegt vielleicht daran, dass die Stadt als
einziger Verladebahnhof zwischen Offenburg und Freiburg von großer Bedeutung und zudem
Pionierpark (Lager) für die am Leopoldskanal liegende großkalibrige Batterie war, deren
Geschütze das Elsass wirkungsvoll mit Granaten belegten.

Achtung, Fallschirm-Agenten!

Der getnb Deucht mit allen Mitteln, bte innere gront unseres Volkes erschüttern
unb bamtr unseren Schmer kämpfenben ©olbaren ben Rückhalt 311 nehmen. Sr ist oeretn*
jelt baju übergegangen, Agenten buref) ^lugjeuge abgeben 311 lassen. 3ebe "perSon ist per*
pflichtet, alle ^Bahmehmungen über baS Auftreten oon gallSchirmagenten Sofort ber nach*
Sten ^olt^etStelle 311 melben. 3Ber biegen Agenten in trgenb einer $orm hilft, begünstigt ben
getnb. (Sr Stellt Sief) bamtt außerhalb ber öemetnSchaft unb rotrb baher ohne einsehen ber
T^erSon unb of)ne Rücksicht auf bte Söemeggrünbe Setner |>anblungSmetSe mit aller 6chär*
fe jur 3techenScf)aft gebogen.

Der Dtetchsführer 66 teilt baju mit, ba§ oerantmortungSloSe Elemente, bte oor eint*
ger 3?tt erkannten gallSchtrmagenten burch öeroährung oon Unterkunft unb Verpflegung
geholfen haben, Sofort erSchoSSen morben Stnb.

Abb. 73: Lahrer Zeitung, 10. 10.1943

33 Nina Popowa (*23.8.1923 in Kislowodsk), Annas beste Freundin in Kenzingen, kehrte
bereits vor Kriegsende von Villingen nach Kenzingen zurück und heiratete Hans Eisele. Sie
wohnt heute mit ihrem Mann in Baden-Baden. Nina wurde fälschlicherweise als Ukrainerin
angesehen, da sie mit den ukrainischen Mädchen bei Kaiser-Apparate-Bau arbeitete. Sie
stammt aber aus dem Kaukasus und wohnte privat bei ihrer späteren Schwiegermutter, Rosa
Häringer. (Ihrer schier unglaublichen Geschichte ist das Kapitel „Hans im Glück" gewidmet.)

E-Mail vom 19.2.2004.

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