Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 12
(PDF, 62 MB)
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dene wirtschaftliche Ausstattung ermöglicht. Die Herzöge Odo und Hugo von Burgund (1078-
1102 bzw. 1102-1143) unterstützten das neue Kloster in besonderem Maße. Offensichtlich war
den Mönchen des novum monasterium zunächst noch nicht in den Sinn gekommen, einen
neuen Orden zu gründen; sie wollten allerdings zur strengen Beachtung der Benediktinerregel
zurückkehren und strebten nach der buchstäblichen Befolgung der überkommenen Vorschriften
unter Aufgabe aller späteren Zutaten und Ermäßigungen. Der Name "neues Kloster" war
somit Programm.

Obgleich Abt Robert 1099 durch ein geistliches Gericht zur Rückkehr nach Molesme verpflichtet
wurde und somit den Mönchen des „neuen Klosters" nicht mehr zur Verfügung stand,
blieb der Reformkurs des neuen Klosters Citeaux auch unter dem neuen Abt Alberich gewahrt:
In den wohl von ihm verfassten „ instituta (consuetudines) " des Klosters, einer Art Verfassung,
wurden die Prinzipien des neuen Klosters aufgeführt, die später für den gesamten Zisterzienserorden
verbindlich wurden. Die Askese war streng: Den Mönchen waren, im Gegensatz zu
den Benediktinern, Pelze ebenso verboten wie gefütterte Kutten, Hemden, Hosen, Decken und
Bettunterlagen. Selbst Kämme waren nicht erlaubt. Es gab nur eine bis zwei Mahlzeiten am
Tag, die nicht mit Fleisch oder Fett zubereitet werden durften. Abt Alberich wird zugeschrieben
, dass unter ihm der Wechsel vom schwarzen Ordenshabit der Benediktiner zum weißen
erfolgte, der für den gesamten Orden charakteristisch werden sollte. Diese Tatsache trug den
Zisterziensern später die Bezeichnung „weiße oder graue Mönche" ein.

Besonders wichtig waren dem neuen Kloster die neuen wirtschaftlichen Prinzipien: Man wollte
zurück zur Wirtschaft, wie sie in der Benediktsregel aufgeführt war. Da diese keinen Besitz
von Kirchen, Altären, Zehnten, kirchlichen Einkünften, Backöfen, Mühlen, Dörfern oder
Eigenleuten erwähnt, so wurden solcherlei Besitztümer generell verboten. Außerdem sollten
Bestattungen von Nichtmönchen unterbleiben, im Gegensatz zu manchen Benediktinerklöstern
, die als Grablegen für Adelsfamilien dienten. Dadurch waren die Klöster gelegentlich
unter den Einfluss dieser adligen Familien geraten, was das neue Kloster - wie später der
gesamte Zisterzienserorden - strikt ablehnte. Ferner durften Klöster, wie in der Benediktsregel
vorgeschrieben, nur an einsam gelegenen Orten errichtet werden.

1100 nahm Papst Paschalis II. Citeaux in seinen Schutz und bereitete dadurch die spätere
Exemtion des Klosters vor. Als Alberich 1109 starb, folgte ihm der ehemalige Prior Stephan
Harding, ein Engländer, nach. Unter seiner Ägide begann das, was Alberich noch nicht im Sinn
gehabt hatte: der Aufbau eines völlig neuen religiösen Ordens. Harding formte die Prinzipien
Citeaux' in diesem Sinne weiter aus. Ferner akzeptierte er einige Schenkungen von adligen
Gönnern an das Kloster, die dessen Versorgung nach den problematischen Anfangsjahren endgültig
sicherten. Darauf weisen auch die überaus schönen Handschriften hin, die im Kloster zur
Zeit Hardings entstanden.

1113 geschahen zwei einschneidende Ereignisse in der Geschichte von Citeaux: Das erste
Tochterkloster La Ferte wurde gegründet (dem im Jahre darauf Pontigny und 1115 Clairvaux
und Morimond folgten) und ein Novize namens Bernard von Fontaines trat in Citeaux ein.
Bernhard war 1090 als Sohn eines burgundischen Adligen, der in enger Beziehung zu den herzoglichen
Gönnern des Klosters stand, geboren worden. Wir werden später noch auf ihn
zurückkommen.

Im Jahre 1119 wurde die von Stephan Harding und wohl auch von den Äbten der vier Tochterklöster
erarbeitete Frühform der späteren Ordensverfassung, die Charta Caritatis, durch
Papst Kalixt II. anerkannt. Damit war de facto ein neuer geistlicher Orden gegründet worden,
der sich völlig von der überkommenen Organisation des Benediktinerordens gelöst hatte. Man
kann diesen Zeitpunkt als Beginn des Zisterzienserordens ansehen.

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