Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 20
(PDF, 62 MB)
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VI. Besitz- und Wirtschaftsgeschichte

Auf die Baugeschichte des Klosters sei nun nicht näher eingegangen, stattdessen sei die Besitz-
und Wirtschaftsgeschichte des Klosters Maulbronn im Speziellen erwähnt. Wie bei allen
Zisterzienserklöstern waren die ersten landwirtschaftlichen Güter Maulbronns Stiftungen.
Sowohl Walter von Lomersheim, der Klostergründer, als auch dessen Verwandte sowie der
Adlige Werner von Roßwag taten sich als Stifter von Bauerngütern an das Kloster hervor. Sie
lagen meist in der Gegend um das Kloster. Die ersten WA Huben, wie die Bauerngüter damals
genannt wurden, waren ungenutzt. Für die Zisterzienser war das ideal, konnten sie diese doch
nach Belieben roden und mit Hilfe ihrer Laienbrüder manche dieser Huben zu Grangien ausbauen
. Es zeigte sich jedoch, dass diese Grundausstattung mit landwirtschaftlicher Nutzfläche
relativ knapp bemessen war, so dass im Jahre 1159 der Bischof Gunther von Speyer, wir haben
schon von ihm gehört, helfend eingreifen musste: Er schenkte dem jungen Kloster sechs vollausgestattete
Grangien sowie 1200 Schafe in der Speyerer Gegend, damit es den Mönchen, so
die Urkunde, „ weil ihnen der Lebensunterhalt fehlte, nicht in Armut fallen und so die Gefahr
der Auflösung und Verödung droht". Erst diese Schenkung begründet den späteren Wohlstand
Maulbronns, zumal die adligen Stifter aus der Frühzeit des Klosters nach ihrer anfänglichen
Großzügigkeit nichts mehr spendeten. Über die Hintergründe kann man nur spekulieren, möglicherweise
fürchteten die Adligen durch eine fremde Bevogtung des Klosters einen unerwünschten
Einfluss in ihrer Gegend. Auf die Vogteiprobleme des Klosters wurde bereits eingegangen
. Noch 1151 war der Konvent Maulbronns so klein, dass er in das Kloster Bronnbach
keinen Konvent entsenden konnte, die Mönche kamen dann aus Waldsassen. Dennoch wurde
Maulbronn als Mutterkloster Bronnbachs betrachtet.

Die sechs Höfe bei Speyer versorgten das junge Kloster mit Wachs, Öl, Honig, Schmalz, Fellen
und Eisenwaren sowie Salz und waren offensichtlich so groß, dass sie gleich als Grangien
genutzt werden konnten. Andere Klostergüter waren zu klein, um zu Grangien ausgebaut zu
werden, eine Anzahl weiterer Güter wurden aber doch zu solchen zusammengefasst. In Eilfingen
lässt sich der Prozess der Umwandlung eines Dorfes in eine Grangie gut verfolgen: Dieses
Dorf wurde dem Kloster von Herrn Ludwig von Württemberg geschenkt. Gunther, der bereits
bekannte Bischof, entschädigte die Eilfinger Bauern mit neuem Land, so dass die Mönche das
Dörfchen zu einer Grangie umgestalten konnten. Dieser Vorgang, der in ganz Europa bei
Zisterziensern zu beobachten ist, heißt Bauernlegen.

1156 sind elf Grangien des Klosters urkundlich erwähnt, in einer Urkunde von 1177 sind die
sechs weiteren aus der Schenkung des Bischofs zusätzlich genannt. Damit gehörte Maulbronn
zu den Zisterzen mit durchschnittlich großem Gut. Die bischöfliche Schenkung war jedoch
eine Art Initialzündung, der zahlreiche Schenkungen an Maulbronn folgten, und der Klosterbesitz
expandierte. Auch wenn die Schenkungen aus dem Umfeld der Klosterstifter endeten, so
schenkten andere Adlige dem Kloster sehr gerne Ländereien oder Rechte an Menschen oder
Pfarrkirchen. Als Gegenleistung baten sie oft nur um eine Seelenmesse an ihrem Todestag
und/oder um ein Begräbnis im Kloster. Die Beerdigung von Laien im Kloster war ursprünglich
im Zisterzienserorden verboten, weil die Mönche fürchteten, als Familiengrablege für z. B.
eine adlige Familie unter deren Einfluss zu kommen. Diese Richtlinie wurde jedoch bald rückgängig
gemacht, so dass wir in Maulbronn noch heute Grabsteine von Wohltätern des Klosters
sehen können.

Seit dem Ende des 12. Jahrhunderts sind auch zielgerichtete Zukäufe von Ländereien oder
Rechten durch die Mönche urkundlich belegt. Gleichzeitig baute Maulbronn keine neuen

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